Strategien gegen Unwetter in Königswinter Flut kam aus dem Nachtigallental

KÖNIGSWINTER · Für Wanderer ist das Nachtigallental ein echtes Kleinod. Für die Bewohner der Königswinterer Altstadt wurde der Hitelbach, der sich durch das tief eingeschnittene Tal schlängelt, am 20. Juni 2013 hingegen zum Fluch. Bei dem Unwetter, von dem die Altstadt besonders betroffen war, wurde das Rinnsal zum reißenden Bach und sorgte für erhebliche Schäden.

 2013 machte die Schlammlawine aus dem Nachtigallental - wie hier an der Bahnhofstraße - die Bahnstrecke unbefahrbar.

2013 machte die Schlammlawine aus dem Nachtigallental - wie hier an der Bahnhofstraße - die Bahnstrecke unbefahrbar.

Foto: Frank Homann

Bei der Informationsveranstaltung zum Thema "Starkregen" im Haus Bachem ließen die Mitarbeiter der Stadt und der Feuerwehr das Jahrhundertereignis noch einmal Revue passieren. Der Hitelbach hat damals nicht nur Brücken samt Verrohrungen und den Uferbereich verwüstet, sondern auch 130 Kubikmeter Sedimente Richtung Altstadt in Bewegung gesetzt.

Das Wasser sammelte sich ausgangs des Tals zunächst dort, wo die Straße "Am Lessing" in die Bahnhofstraße übergeht, und bahnte sich anschließend einen Weg über die Winzerstraße, die Straße "Am Palastweiher" sowie über die Bahnhofstraße und den Bahnübergang in die Wilhelmstraße oder weiter über die Hauptstraße, die Generalkonsul-von-Weiß-Straße, die Ferdinand-Mülhens-Straße und die Rheinallee Richtung Rhein. Teile eines Industriebetriebes wurden geflutet und die Gleise der Bundesbahn unterspült. Zahlreiche Keller liefen voll. Bei der Bürgerversammlung berichtete ein Mann von einer rund 45 Zentimeter hohen Schlammschicht in seinem Keller an der Drachenfelsstraße.

Um eine Wiederholung zu verhindern, soll vor allem an der Ursache angesetzt werden. Da passt es gut, dass die NRW-Stiftung gerade sechs Hektar Waldflächen im Nachtigallental angekauft hat. Der BUND, dem selbst ein halber Hektar gehört, möchte das Tal naturschutzfachlich neu gestalten und auch den Bachlauf renaturieren. Ein Anwohner der Winzerstraße berichtete, bei Starkregen würde sein Keller seit Jahren "absaufen". Ob möglicherweise der Kanal zu klein sein, fragte er.

"Die Kanäle sind auf normale Regenereignisse ausgelegt. Es gibt keinen Kanal in der Stadt, der für etwas, das - statistisch gesehen - alle 100 Jahre stattfindet, ausgelegt ist", sagte Dezernent Theo Krämer. Albert Koch, Leiter des Abwasserwerks, versicherte, in den Jahren 2004 und 2005 seien alle Kanäle technisch auf den neuesten Stand gebracht worden. Im Übrigen werde der Hitelbach über separate Rohre zum Rhein geleitet.

Ein Bürger wies auf die vielen verstopften Sinkkästen hin. Die rund 6000 Gullys im Stadtgebiet werden dreimal pro Jahr von einer Firma gereinigt, berichtete die Verwaltung. "Wenn Sie aber eine solche Beobachtung machen, rufen Sie bei uns an", appellierte Krämer an die Bürger. Ziel der Verwaltung sei es, bei jedem gemeldeten Problem innerhalb von 24 Stunden zu helfen. "Uns ist kein Anruf zu lästig."

Welche konkreten baulichen Maßnahmen neben den bereits erfolgten kleineren Korrekturen - zum Beispiel neuen Rechen an den Bachläufen - die Stadt in Eigenregie ergreifen wird, wird der Bau- und Verkehrsausschuss im September beschließen. Die Ergebnisse der Informationsveranstaltungen, mehrerer Runder Tische und vieler Einzelgespräche mit Betroffenen werden dabei einfließen. Bis eine Prioritätenliste und die Finanzierung steht, werde auch noch mal eine Zeit vergehen. "2015 werden die Maßnahmen jedenfalls nicht mehr umgesetzt", so Krämer.

Um das eigene Haus besser zu sichern, appellierte der Dezernent daher an den Eigenschutz der Eigentümer. Dazu gab die Verwaltung reichlich Tipps. Schließlich weiß niemand, wann der nächste Starkregen kommt.

Weitere Informationen unter www.hochwasser-pass.de

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