Von der Prävention bis zur Reha Erster Gesundheitstag "Herz und Gehirn" in Eudenbach

EUDENBACH · Zahlreiche Besucher sind zum ersten Gesundheitstag „Herz und Gehirn“ nach Eudenbach gekommen. Es ging um Themen, bei denen nach wie vor ein hoher Informationsbedarf besteht.

 Heinz Wolter von der „Selbsthilfegruppe Gehirn“ hat den Gesundheitstag in Eudenbach organisiert.

Heinz Wolter von der „Selbsthilfegruppe Gehirn“ hat den Gesundheitstag in Eudenbach organisiert.

Foto: Frank Homann

Und plötzlich ist die Welt eine andere – die Diagnose „Schlaganfall“ verändert das Leben der Betroffenen und auch der Angehörigen von einer Sekunde auf die andere. Gehen, sprechen, essen, sich waschen und anziehen – was gestern noch selbstverständlich war, ist heute nicht mehr oder nur noch eingeschränkt möglich.

Heinz Wolter aus Königswinter hat dies vor 47 Jahren selbst erlebt: Im Alter von nur 19 Jahren erlitt er eine Hirnblutung, ist seitdem schwerstbehindert. Doch er kämpfte sich ins Leben zurück und hilft heute anderen Betroffenen: Vor eineinhalb Jahren gründete Wolter die Selbsthilfegruppe Gehirn für den Rhein-Sieg-Kreis, und er stellte den ersten Gesundheitstag „Herz und Gehirn“ auf die Beine, der am Samstag zahlreiche Interessierte ins Pfarrheim nach Eudenbach lockte.

„Wir müssen noch mehr Menschen darauf aufmerksam machen, dass es uns gibt, dass wir etwas tun und helfen können“, begründet Wolter sein Engagement. „Die Betroffenen brauchen Mut und Hoffnung, einen Ansporn, dass es sich lohnt, weiterzukämpfen. Und auch die Angehörigen benötigen Ansprechpartner für ihre Fragen, Sorgen und Nöte.“

Eine Frau, die das Gespräch verfolgt, nickt zustimmend: „Man ist alleine mit seinen Fragen“, sagt sie. Im Alter von 54 Jahren hat ihr Mann einen Schlaganfall erlitten, und „eigentlich noch Glück im Unglück gehabt“. Durch eine schnelle Behandlung konnte er bereits nach einer Woche die ersten Schritte am Rollator wagen.

Viele Fragen an Referenten

Dennoch ist für die Familie heute nichts mehr so, wie an jenem Tag vor nunmehr drei Jahren: „Manchmal hat man das Gefühl, es geht nur noch abwärts“. Auf viele Fragen erhalten Angehörige auch von Ärzten keine Antwort: „Zum Beispiel, wenn er morgens nicht aus dem Bett kommt. Liegt es nun daran, dass ihn die Medikamente so stark dämpfen? Oder ist die Depression die Ursache?“ Lange habe sie nach einer Selbsthilfegruppe gesucht, sagt die Frau. Nun ist sie froh, auf Menschen zu treffen, die etwas Ähnliches erleben und durchmachen.

Wie groß das Informationsbedürfnis ist, zeigten auch die vielen Fragen, die auf die Referenten beim Gesundheitstag einprasselten. Schwierig ist es für Betroffene vor allem, sich im bürokratischen Dschungel des Sozialrechts zurechtzufinden. Juristin Julia Köhler versuchte hier, das Dickicht ein wenig zu lichten: Wann und wie kann beispielsweise der Pflegegrad festgestellt werden, was hat es mit dem Betreuungsrecht auf sich, was bedeuten die Merkzeichen im Schwerbehindertenausweis, und wer kann eigentlich einen blauen oder orangen Parkausweis beantragen?

Köhler war eine von insgesamt sechs Experten, die Wolter für die Teilnahme am Gesundheitstag hatte gewinnen können. „Es war nicht leicht, Referenten zu finden, die ihren freien Samstag opfern, um hier Rede und Antwort zu stehen“, sagt er. Bei vielen Fachleuten hatte Wolter angefragt, und viele Absagen erhalten: „Die Leute sind ja eh zumeist schon bis zur Belastungsgrenze beruflich eingespannt.“

Umfassendes Programm

Umso mehr freute es ihn, den vielen Besuchern am Ende doch ein umfassendes Programm präsentieren zu können, das Antworten auf viele Fragen bot: von der Prävention über Notfallmaßnahmen bis hin zum „Danach“. Mediziner kamen ebenso zu Wort wie Fachleute aus dem Reha- oder Pflegebereich sowie Betroffene.

Bei Gabi Speda und Britta Otto konnten sich die Besucher zudem kostenfrei den Blutdruck messen oder in den Finger piksen lassen, um den Blutzuckerspiegel zu kontrollieren. „Das hier ist heute ein richtiger Lerntag“, resümiert Wolter. „Unsere Auftaktveranstaltung ist für uns und die zu speziellen Themen zeitweise angereisten Teilnehmer ein echter Wissensgewinn.“

Ein großes Dankeschön für das „unablässige Engagement“ richtete die stellvertretende Bürgermeisterin Cornelia Mazur-Flöer an Wolter: „Seit vielen Jahren sind Sie ja schon ehrenamtlich tätig und leisten Großartiges. Und was Sie hier heute auf die Beine gestellt haben – alle Achtung.“ Ihr Dank ging auch an die Referenten, die sich die Zeit genommen hatten, für den Gesundheitstag nach Eudenbach zu kommen.

Die Selbsthilfegruppe Gehirn trifft sich jeweils am ersten Donnerstag im Monat um 16 Uhr im Rheinhotel Loreley, Rheinallee 12, in der Königswinterer Altstadt. Ansprechpartner Heinz Wolter ist unter 0151/61410011 oder per E-Mail an die Adresse heinzwolter@web.de zu erreichen. Weitere Informationen gibt es auch im Internet unter www.selbsthilfegruppe-gehirn.de.

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