Kriegsende in Pleiserhohn Erinnerung ist bis heute lebendig

PLEISERHOHN · Es war warm an jenem 21. März vor 70 Jahren, einem Mittwoch, als "The Big Red One" zum Angriff auf das kleine Dörfchen Pleiserhohn ansetzte. Die 1. Infanterie-Division der US Armee - auf den Schulterabzeichen der Soldaten prangte eine große rote Eins - hatte am Tag zuvor bereits Stieldorferhohn, Oberpleis und Berghausen besetzt.

Was genau geschah, nachdem am 21. März 1945 um 11 Uhr vormittags der Befehl des Bataillonskommandeurs zum Angriff auf "Placerhohn" ergangen war, ließ Andrew Denison jetzt bei einem Vortrag im Zelt neben der Pleiserhohner Kapelle noch einmal für die Zuhörer Revue passieren. Eingeladen zu dem Zeitzeugenabend mit dem Politologen und Direktor des Forschungsverbundes "Trans-atlantic Networks" hatte der Bürgerverein "Nachbarschaft Pleiserhohn Thelenbitze" aus Anlass des Kriegsendes vor 70 Jahren.

Für seinen Vortrag hatte Denison, der zwar gebürtiger US-Amerikaner ist, aber seit mittlerweile 20 Jahren in Pleiserhohn lebt, in zahlreichen alten Kriegsberichten recherchiert. Auch konnte er den vielen interessierten Besuchern an diesem Abend Fotos vom Durchmarsch der Amerikaner durch den Ort präsentieren.

Die Einheit, die im Jahr 1945 durchs Siebengebirge zog, war eine besonders berühmte, so Andrew Denison: Während des Zweiten Weltkrieges war die 1. Infanterie-Division die erste gewesen, die in England ankam, sie war auch die erste, die am D-Day im Juni 1944 an den Stränden der Normandie landete, und schließlich auch die erste Einheit, die mit Aachen eine deutsche Großstadt einnahm. Im Februar des Jahres 1945 war "The Big Red One" vom amerikanischen Brückenkopf bei Remagen aufgebrochen und marschierte auf ihrem Weg Richtung Ruhrgebiet dann auch durch die Königswinterer Bergregion.

Wie Denison in seinem Vortrag schilderte, hatten die US-Soldaten in der Region alles andere als ein leichtes Spiel: Die kleinen Dörfer waren hart umkämpft. In Militärberichten ist von "starken feindlichen Kräften" die Rede, die mit Maschinengewehren, Kleinkaliberwaffen, Geschützen und Mörsern das Feuer eröffneten. Allein am 21. März 1945 wurden 2159 Granaten abgeschossen, steht im Tagebuch einer Artillerie-Einheit geschrieben.

Nach anfänglich heftiger Gegenwehr zogen sich die deutschen Soldaten aber überraschend aus Pleiserhohn in Richtung Westerhausen zurück und überließen den Amerikanern quasi das Dorf, das daher nicht zerstört wurde. Viele Pleiserhohner, die dem Vortrag lauschten, waren damals noch Kinder. Aber die Erinnerung, vor allem an die Apfelsinen und die Schokolade, die die Amerikaner den Kindern schenkten, ist bis heute lebendig. "Die Soldaten waren sehr nett zu uns Kindern", erzählt eine Frau. Ein anderer hat noch die drei erschossenen Amerikaner vor Augen, die auf der Wiese in Richtung Oberpleis lagen.

"Das sind die Geschichten, die berühren, auch wenn man das Kriegsende nicht persönlich miterlebt hat", so Denison, der selbst im Jahr 1962 geboren wurde. Sein Anliegen ist es, das Wissen der Zeitzeugen zu sammeln und so für nachfolgende Generationen zu erhalten.

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