Stopp für Gesamtschule Entscheidung fällt im Königswinterer Stadtrat

KÖNIGSWINTER · In einer Sondersitzung des Stadtrats am kommenden Montag um 17 Uhr (Mensa Oberpleis) fällt voraussichtlich die endgültige Entscheidung über eine Gesamtschule. Nachdem SPD, Königswinterer Wählerinitiative, Grüne und Freie Wähler (FWK) noch am Mittwochabend einen Dringlichkeitsantrag beim Bürgermeister gestellt hatten, lud Peter Wirtz am Donnerstag zur Sondersitzung ein.

Zuvor hatten CDU und FDP im Schulausschuss die Gesamtschule gekippt, weil sie die Zahlen des Schulentwicklungsplans für nicht belastbar halten und in der neuen Schule eine Gefahr vor allem für die Oberstufe des Gymnasiums am Oelberg sehen.

"Aus meiner Sicht ist das eine unglückliche Entscheidung, weil eine Gesamtschule eine ideale Ergänzung unserer Schullandschaft wäre", sagte Peter Wirtz gestern dem General-Anzeiger. Für die Eltern bedeutet die Entscheidung im Schulausschuss, dass es nun ein normales Anmeldeverfahren für Gymnasium, Realschule und Hauptschule geben wird.

CDU-Fraktionschef Josef Griese hatte mit einer Aussage des Gesamtleiters der Jugenddorf-Christophorusschule, Reinhard Koglin, überrascht, nach der das CJD im kommenden Schuljahr eine Zahl von 150 Schülern aus Königswinter anstrebe. Der Schulentwicklungsplan geht nur von 100 bis 110 Schülern aus. "Ich bin überrascht, dass die Verwaltung nicht die aktuelle Zahl hat. Wenn wir diese sehen, bricht das ganze Gebäude zusammen", so Griese.

Koglin bestätigte am Donnerstag das Telefonat mit Griese. "Ich habe aber nicht gesagt, dass wir 150 Schüler aufnehmen, sondern dass wir 150 Schüler aufnehmen könnten, wenn wir die Anmeldungen haben." Zurzeit laufe das Anmeldeverfahren noch. Das CJD werde im kommenden Jahr fünf Züge am Gymnasium und drei Züge an der Realschule mit 220 Schülern bilden und somit zwei Züge mehr als bisher. Koglin: "Wir haben aber auch immer gesagt, dass für Königswinter die Entscheidung für eine Gesamtschule richtig sei. Die Stadt muss ein Angebot haben. Jetzt stellt sich die Frage: Wenn es keine Gesamtschule gibt, was gibt es dann?"

Griese sagte am Donnerstag, dass sich die CDU einer Entscheidung im Stadtrat nicht verschließen werde, obwohl der Rat den Schulausschuss bevollmächtigt hatte, die Gesamtschul-Beschlüsse zu fassen. "Der Rat ist für mich immer der Herr über die Entscheidung."

Der CDU-Fraktionschef bestätigte auch, dass seine Fraktion für das Schuljahr 2014/2015 eine Sekundarschule anstrebt. "Dann aber muss der Schulentwicklungsplan vorher fortgeschrieben werden. Ich hätte auch kein Problem damit, den Bedarf für eine Gesamtschule erneut prüfen zu lassen."

Keine Rolle spielten im Ausschuss die rechtlichen Bewertungen von Bezirksregierung und Kommunalaufsicht, die CDU und FDP eine Woche zuvor noch zum Anlass genommen hatten, die Sondersitzung zu beantragen.

Stimmen aus Königswinter

  • Tilman Bieber (Gutachter): Im Schulentwicklungsplan ist kein objektiver Fehler passiert. Es geht auch um meine Glaubwürdigkeit und Existenzgrundlage.
  • Josef Griese (CDU-Fraktionschef): Ich lasse das Gymnasium Oberpleis nicht sehenden Auges kaputt gehen.
  • Hilke Andreae-Hinrichs (SPD): Durch die Entscheidung entsteht ein Schaden für die Entwicklung des Bergbereiches, weil Sie die Schulstruktur behindern (an die Adresse der Koalition).
  • Jürgen Klute (Köwi): Die Bedenken von zwei Schulen (Gymnasium Oberpleis und CJD) werden höher bewertet als die Aussagen unabhängiger Gutachter.
  • Andreas Danne (Fraktion Freie Linke): Mit der skandalösen und rechtsbeugenden Mehrheitsentscheidung von CDU und FDP ist der Kampf für eine Gesamtschule nicht beendet; er beginnt erst!"

Das sagt Bad Honnefs Bürgermeisterin Wally Feiden:

Fassungslos reagierte auch Bürgermeisterin Wally Feiden auf die Entscheidung des Königswinterer Schulausschuss gegen die Gesamtschule. "Diese Achterbahnfahrt, jetzt reicht es aber", so Feiden. "Es ist wirklich skandalös, wie hier der Elternwille mit Füßen getreten wird."

Sie werde das Gefühl nicht los, dass "man nicht aufrichtig ist: Man will die Gesamtschule verhindern". Der Schaden, der durch das Vorgehen angerichtet sei, "ist schon jetzt unübersehbar". Zur Option einer Sekundarschule sagte Feiden, diese sei in allen Befragungen "weit abgeschlagen" gewesen gegenüber der Gesamtschule - es sei "sehr bitter", dass der Elternwille nicht gesehen und ihm nicht gefolgt werde.

Mit Blick auf eine nach wie vor erhoffte Zusammenarbeit der Städte sagte Feiden, diese sei eine logische Konsequenz aus der Argumentation im Schulausschuss: "Wenn die Mehrheit bezweifelt, dass die eigenen Zahlen reichen, sollte man umso mehr Honnef mit ins Boot holen."

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