Nachfahre von Bonner Maler Enkel von August Macke ist Unternehmer und Zoologe

Oberdollendorf · Til Macke, der Enkel von August Macke, liebt Natur und Kunst. Der Ex-Firmenchef setzt sich für beides engagiert ein.

Til Mackes erster Weg nach der Begrüßung in der Firma des Laborgeräteherstellers Gerhardt an der Cäsariusstraße führt zu dem Gemälde von Douglas Swan. Das Werk des amerikanischen Künstlers zeigt Walter Gerhardt im Garten vor dem alten Firmengebäude in Bonn. Heute steht an dieser Stelle das August-Macke-Haus.

„Was könnte besser die Verbindung zwischen den Familien Macke und Gerhardt darstellen als dieses Bild“, sagt Til Macke. Walter Gerhardt war der Sohn des Firmengründers Carl Gerhardt und Schwager von August Macke. Til Macke ist der Enkel des berühmten Bonner Malers und der Neffe von Walter Gerhardt.

Swan wiederum, der aus den USA stammte, hatte sein Atelier seit 1980 bei der Firma Gerhardt an der Bornheimer Straße und nahm mehrere Werke von August Macke als Grundlage für seine eigenen Gemälde. Das erwähnte Bild widmete er 1996 zum 150-jährigen Firmenjubiläum Til Macke. In dessen früherem Büro in Oberdollendorf finden sich mehrere Werke des Künstlers.

Die Kunst und die Firma haben gleichermaßen die Familiengeschichte von Til Macke geprägt. Der Enkel von August Macke ist mittlerweile selbst 79 Jahre alt und hat sich vor acht Jahren aus der Firma zurückgezogen. „Mein Vater Wolfgang hat immer gesagt, Unternehmer sein hat auch etwas Künstlerisches. Man muss da auch die Kreativität haben“, erzählt er. Die Laborgeräte, die sein Unternehmen herstelle, seien ja auch durchaus ansehnlich. Immerhin ist Gerhardt einer von drei Weltmarktführern im Bereich der Analytik für Nahrungs- und Futtermittel.

Vielleicht hat der Erfolg aber auch damit zu tun, dass die Führungsebene des Unternehmens in den letzten drei von bisher fünf Generationen aus Seiteneinsteigern besteht. Til Mackes Vater Wolfgang studierte Biologie und war Botaniker. Als er aus dem Zweiten Weltkrieg zurückkehrte, gab es sein Institut nicht mehr und er stieg als rechte Hand von Walter Gerhardt ins Unternehmen ein. Til Macke wollte Lehrer werden („Wegen der vielen Ferien“) und studierte in Bonn Biologie mit dem Schwerpunkt Zoologie. Aber auch er wechselte sofort nach der Promotion ins väterliche Unternehmen. Und auch seine Söhne Jan und Tom wollten Lehrer werden, entschieden sich aber ebenfalls nach dem ersten Staatsexamen für die Firma. „Das war ein Glück, weil wir ganz anders an die Sache herangegangen sind. Wir haben es verstanden, so zu wirtschaften, dass wir immer schwarze Zahlen hatten“, sagt Til Macke.

Wie wichtig Familie für ihn ist, wird deutlich, wenn er beschreibt, wie seine Großeltern sich kennenlernten. August Macke und Walter Gerhardt besuchten in Bonn dieselbe Schule und gingen oft einen Teil des Weges gemeinsam. Um Walters Schwester Elisabeth näher zu kommen, bot der talentierte Maler an, den Schulkameraden in dessen Elternhaus zu porträtieren. So war der Kontakt da – und blieb. „Es war eine ganz tiefe Liebe“, sagt Til Macke. Die schon fünf Jahre nach der Heirat jäh auseinandergerissen wurde, als August Macke 1914 im Krieg fiel.

Obwohl er sich mit der Zoologie seine eigene Nische gesucht hatte, fiel es ihm auch nicht schwer, nach der Promotion in den väterlichen Betrieb einzusteigen. „Als einziger Sohn musst du an die Seite deines Vaters“, sagt er noch heute. Und als Seiteneinsteiger gelang ihm nicht nur der Umbau der Firma zu einem modernen Unternehmen mit einem Schwerpunkt auf Forschung und Entwicklung, sondern mit dem Kauf des Grundstücks in Oberdollendorf, das heute der Firmensitz ist, auch ein echter Coup.

Verkäufer war der Formel-1-Pilot Ralf Schumacher, dem das Grundstück aus der Konkursmasse eines Sponsors zugefallen war. Das Gelände sei perfekt für sein Unternehmen geeignet gewesen, das damals noch zu 80 Prozent exportorientiert gewesen sei. Der alte Standort in Bonn war für die Speditionsfirmen nur schlecht zu erreichen. An der Cäsariusstraße baute seine Firma dann nach und nach die Sektoren Forschung und Entwicklung aus, während die Fertigung reduziert wurde.

Heute ist Til Macke nur noch selten im Unternehmen. Ganz kommt er von ihm aber nicht los. „Ich habe die Höhen und Tiefen erlebt. Die Firma ist mein Lebenswerk“, sagt er. Dabei hätte er auch in einem anderen Metier erfolgreich sein können. Der Vogelkunde gilt nach wie vor seine Leidenschaft. Mit zwei Wellensittichen, die er als Schüler geschenkt bekam, fing es an.

Bereits mit 14 Jahren trat er dem Bund für Vogelschutz, dem heutigen Nabu, bei. Zwölf Jahre lang war er Vorsitzender der Kreisgruppe Bonn. Erst vor einer Woche erhielt er die Goldene Ehrennadel des Bundesverbandes. Er gehört der Ornithologischen Arbeitsgemeinschaft Bonn/Rhein-Sieg und der Ornithologengesellschaft NRW an.

1989 kaufte er in Oberpleis eine ehemalige Tongrube und wandelte die 4,2 Hektar in das Naturschutzgebiet „Arche Lütz“ um, eine Oase für die Tier- und Pflanzenwelt. Dass dort nicht mehr gejagt werden darf, erstritt er vor Gericht.

Nicht gut ist Til Macke auf Bonn zu sprechen. „Die gründliche Renovierung des Künstlerhauses und die Förderung der Bundesregierung für das Macke-Museum haben wir vor allem Guido Westerwelle zu verdanken“, meint er. Bezeichnend sei auch, dass die Bronze-Skulptur des Künstlers Stephan Balkenhol von August Macke, die am 2. September auf der Hofgartenwiese eingeweiht wird, auf Unigelände und nicht auf städtischem Grund ihren Platz finden werde.

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