Jubiläumsfeier der Evangelischen Kirche Eine Kirche auf Zeitreise
KÖNIGSWINTER · Evangelische Gläubige feiern das 150-jährige Bestehen der Christuskirche Königswinter.
"Nun danket alle Gott!" Mit diesem erhabenen Lied endete der Festgottesdienst zum Jubiläum der Christuskirche am Abend des Reformationstages. So, wie auf den Tag genau 150 Jahre zuvor, als die Vorfahren ihre Kirche einweihten. Unter großer Mühsal hatte die kleine evangelische Gemeinde Königswinter damals Stein auf Stein gesetzt und sich quasi ihr Gotteshaus "vom Munde abgespart".
Superintendent Reinhard Bartha ging in seiner Festpredigt vor vollbesetzten Bänken genau auf diese beherzte Tatkraft ein, auch unter schwierigen Bedingungen sich die eigene Kirche zu bauen. Und heute? Das Geschwindigkeitsrad drehe und drehe sich; Entschleunigung werde zwar immer breiter diskutiert, aber die Beschleunigung halte an. "Selbst in unseren Kirchen." Da gebe es dann die Tempo-Tempo-Kirchen als Antwortversuch. Überall dort, "wo vermeintlich verstaubte Gemütlichkeitskirchen mit verwaisten Bänken vor Abrissbirnen oder Umnutzungen zittern".
Diese schöne "Königswinterer Bilderbuchkirche" sei, Gott sei Dank, weiterhin Mittelpunkt einer lebendigen Gemeinde. Bartha warnte: "Aber wenn Sie nicht aufpassen, sitzen am Ende hier auch irgendwann Menschen statt zu einem Gottesdienst bei smarter Jazzmusik zum special Evening-Dinner in einer ehemaligen, zu einem hippen Fresstempel umgebauten Gemeindekirche."
Aber: "Niemand schließt volle Kirchen", sagte Pfarrer Bartha. "Freuen Sie sich von ganzem Herzen über Ihre wunderschöne Kirche. Hegen und pflegen Sie sie, aber hegen und pflegen Sie auch das andere. Denn zu Menschen hingehen und sie einladen, das ist es, das war es, und das wird es sein." Wie die Gemeinde um Pfarrerin Dorothee Demond dieser Aufgabe offensichtlich nachkommt, zeigten auch die zahlreichen Grußworte.
Nicht nur die evangelischen Brüder und Schwestern aus dem Umkreis und auch aus der Partnergemeinde Oybin waren zum Gratulieren gekommen, sondern auch der katholische Pastor Dariusz Glowacki sowie Vertreter der Moscheen-Gemeinde mit Imam Naym Demirtasch. Pfarrer Glowacki sagte: "Im Wort Jubiläum steckt der Begriff Jubel. 150 Jahre - das ist ein guter Grund für Jubel." Und: "Waren früher Unterschiede stärker ausgeprägt, so hat sich heute eine segensreiche Ökumene gebildet. Möge Gottes Segen stets mit der Evangelischen Kirchengemeinde Königswinter sein."
Landrat Sebastian Schuster gratulierte. Bürgermeister Peter Wirtz dankte für die gute Zusammenarbeit. Bad Honnefs Presbyter Ralf Schaaf meinte: "Das ist ja eigentlich ein Familientreffen. Wir sind die Schwester." Denn 1848 hatten sich die Honnefer und Königswinterer Christen eine Filialgemeinde von der Mutterkirche Oberkassel ertrotzt. Für die "Mutter" gratulierte Pfarrerin Anne Kathrin Quass. "Ich bin neidisch, Ihre Kirche hat einen Namen. Wir haben nur die alte und die große Kirche."
Gerührt wünschte Matthias Roth, Ururenkel von Kirchbau-Pfarrer Emil Saenger, ein weiteres Wachstum. Superintendent Bartha überreichte einen Leuchter als Geschenk, mit einer fünften Kerze. "Für jede Jahreszeit eine, im Rheinland gibt es ja die fünfte Jahreszeit."
Prompt stimmte Aljoschka Dippold ein "Tätä tätä tätä" an der Orgel an. Karnevalsklänge in der Christuskirche? Das war vermutlich Premiere. Presbyter Andreas Schimanietz hatte zwischendurch die Gemeinde immer wieder zur Zeitreise angeregt. Und wie vor 150 Jahren gab es anschließend Schmaus und Trank.