Einbrecher suchten Schulen im Siebengebirge heim

Bonner Jugendgericht schickt Haupttäter für viereinhalb Jahre hinter Gitter

Siebengebirge. In wie viele Schulen und Kindergärten im Siebengebirge der 19-Jährige auf der Anklagebank vor dem Bonner Jugendschöffengericht teils zusammen mit seinem 21-jährigen Mitangeklagten einbrach, weiß er selbst am besten - und er gibt es auch unumwunden zu. Und so viel ist sicher: Es waren erheblich mehr Taten, als ohne sein Geständnis aufgeklärt worden wären.

Am Montag wurde der 19-Jährige, der erst im Sommer vom Bonner Landgericht wegen früherer Einbrüche und räuberischer Erpressung zu dreieinhalb Jahren Jugendstrafe verurteilt worden war, erneut verurteilt - und erhielt wegen gemeinschaftlichen besonders schweren Diebstahls in zwölf Fällen noch ein Jahr oben drauf, also insgesamt viereinhalb Jahre.

Sein 21-jähriger Freund und Komplize bei der Einbruchserie wurde erstmals nach Erwachsenenstrafrecht zu eineinhalb Jahren Haft auf Bewährung verurteilt - wegen neun Taten. Er hatte im Sommer mit seinem Freund wegen der räuberischen Erpressung vor Gericht gesessen und dafür eineinhalb Jahre Jugendstrafe auf Bewährung kassiert.

Während der 21-Jährige der Jugendrichterin zufolge als Mitläufer die Autos seiner Schwester oder seines Vaters für die Beutezüge auslieh, war der 19-Jährige eindeutig der Initiator der Einbruchserie, die laut Anklage von Ende 2005 bis Juni 2006 dauerte.

Bevorzugte Ziele der Täter, die vorrangig am Wochenende und in den Ferien kamen: Schulen und Kindergärten im gesamten Gebiet von Königswinter und Bad Honnef. Sie hebelten Fenster und Türen auf und wendeten dabei teilweise so brachiale Gewalt an, dass der gesamte Sachschaden von 15 000 Euro am Ende höher war als der Schaden durch den Diebstahl von Computern, Bildschirmen, Kameras oder Bargeld, der knapp 10 000 Euro betrug.

Die beiden jungen Männer stammen dem Bericht der Jugendamtsmitarbeiterin zufolge aus ausgesprochen problematischen Familien. Sie kennen sich schon lange aus einer Clique in Königswinter und haben es bisher beide nicht geschafft, sich ein geordnetes Leben aufzubauen. Der 19-Jährige sah die einzige Möglichkeit der Geldbeschaffung in der Kriminalität - und will jetzt im Jugendgefängnis einen Schulabschluss und eine Berufsausbildung machen. Sein älterer Freund brach mehrere Ausbildungen ab und hatte am Schluss, wie er sagt, Angst davor, eine neue zu beginnen.

Nun soll ihm ein Bewährungshelfer helfen, wieder Boden unter den Füßen zu finden und straffrei zu bleiben. Bis er einen neuen Ausbildungsplatz gefunden hat, muss er monatlich 30 Sozialstunden ableisten. Sichtlich geknickt verlässt er das Gericht. Sein Freund wird zurück ins Gefängnis gebracht.

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