Martin Sôtai Knipphals Einblicke in die traditionellen japanischen Teezeremonien

KÖNIGSWINTER · Die hohe Kunst des Teetrinkens lernt man in einem jahrelangem Studium. Martin Sôtai Knipphals ist ein Experte darin. Er ist einer der fünf Teemeister Europas.

 Aufmerksam beobachten zwei Teilnehmerinnen, wie der Meister den Tee bereitet.

Aufmerksam beobachten zwei Teilnehmerinnen, wie der Meister den Tee bereitet.

Foto: Frank Homann

Leicht skeptisch schauen die Besucher auf das intensiv grüne, schaumige Gebräu in den Keramikschalen, die ihnen mit einer Verbeugung überreicht werden. Nach Tee, wie wir ihn hier in Europa kennen, sieht die Flüssigkeit nicht aus. Auf den ersten Blick gleicht sie eher einer cremigen Suppe.

Auch der Geschmack ist ungewohnt: kräftig, würzig, erfrischend. Ganz anders als die europäischen Sorten. Kein Wunder, denn hier wird frisch aufgebrühtes zerriebenes Teeblatt serviert - pur und direkt von den Plantagen Südjapans. Diese Qualität wird schnell ersichtlich: Zwei Löffelchen des grasgrünen Pulvers auf fünf Schluck Wasser enthalten so viel Koffein wie eine Kanne Kaffee.

"Abwarten und Tee trinken." Diese Redensart bekommt eine ganz neue Bedeutung, wenn man Martin Sôtai Knipphals bei der Zubereitung des traditionsreichen Getränks zuschaut. Knipphals, einer der fünf Teemeister Europas, macht das Teekochen zur Kunst. In jahrelangem Studium ist er den "chado", den "Teeweg" gegangen, der an die Zenphilosophie angelehnt ist, bis er vor acht Jahren die höheren Weihen und somit den Zunamen "Sôtai" erhielt. Nun ließ der auch künstlerisch tätige Knipphals Teefreunde und Japanliebhaber in der IAC-Galerie Königswinter an einer traditionellen Zeremonie teilhaben.

Das Ritual hat die Jahrhunderte unverändert überdauert - der moderne Teemeister aus Bergisch-Gladbach wandelt also noch genauso auf dem Teeweg wie der Japaner Sen no Rikyu, der im frühen 16. Jahrhundert den "chado" (auch "chanoyu" genannt, wörtlich "Warmwassertee") in die bis heute gültige Form brachte.

Der "chado" verzichtet auf alle Standesunterschiede - in früheren Zeiten nahm der mächtigste Fürst seinen Tee nicht anders zu sich als der ärmste Bauer. Auch Martin Knipphals befand sich mit den Teilnehmern auf einer Ebene. "Ich lege keinen Wert darauf, dass Sie die Rituale einhundertprozentig korrekt ausführen", zeigte sich der Teemeister gelassen. "Sie haben mehr oder weniger alles falsch gemacht, aber Sie hatten trotzdem einen schönen Tee. Und das ist doch das eigentlich Wesentliche."

Zu jeder Zeremonie gehören Gefäße für heißes und kaltes Wasser, Teeschalen, eine Lackdose mit zerriebenen grünen Teeblättern, eine Bambusschöpfkelle und ein aus Bambus geschnitzter Teebesen. Die Abläufe sind genau festgelegt. So muss die gefüllte Trinkschale vom Teemeister um 180 Grad gedreht werden, bevor sie im Empfang genommen werden kann, wonach dieser die Schale wiederum zur Hälfte umwenden muss - als Höflichkeitsgeste.

"Aber letztendlich", meinte Knipphals schmunzelnd, "macht man dann doch nichts anderes als Teepulver einschütten, Wasser draufgießen, das Ganze schaumig rühren und es dann trinken." Zum Tee wurden kleine Süßigkeiten ("okashi") gereicht. Der japanische Pulvertee ("matcha") war für den Großteil der Besucher ein völlig neues und undefinierbares Geschmackserlebnis. "Es dauert eine Weile, bis man wirklich herausschmeckt, was den Tee auszeichnet", so der Meister. "Direkt nach dem ersten Schluck Wein ist schließlich noch niemand Sommelier geworden."

Bokuseki zur Finissage

Die Teezeremonie wurde im Rahmen der Kunstausstellung von Martin Sôtai Knipphals in der IAC Galerie Königswinter, Hauptstraße 278, abgehalten. Die Werke des Teemeisters sind dienstags bis samstags von 14 bis 18 Uhr zu sehen. Zur Finissage am Sonntag, 8. September, wird er mit Tusche malen ("bokuseki"). Jeder ist willkommen; alle Gäste werden gebeten, auf einem Stück Papier einen Wunsch zur Weltverbesserung aufzuschreiben und mitzubringen.

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