Grabstele von Niederdollendorf Ein Stein, der viel zu erzählen hat

Niederdollendorf · Eine Nachbildung der weltbekannten „Grabstele von Niederdollendorf“ steht jetzt an der Friedenstraße in Niederdollendorf. Die Enthüllung wurde zu einer hochinteressanten Reise in die Vergangenheit.

 Gabriele Uelsberg erläuterte die Bedeutung der Grabstele. Eine Kopie des Originals aus dem 7. Jahrhundert steht in Niederdollendorf.

Gabriele Uelsberg erläuterte die Bedeutung der Grabstele. Eine Kopie des Originals aus dem 7. Jahrhundert steht in Niederdollendorf.

Foto: Frank Homann

Sie sei – zumindest nach heute geltenden Maßstäben – nicht als „schön“ zu bezeichnen. Eines sei die „Grabstele von Niederdollendorf“ aber ganz gewiss, sagte am Donnerstag Gabriele Uelsberg, Direktorin des Rheinischen Landesmuseums Bonn: ein bedeutendes Zeugnis der Historie und dabei so einzigartig, dass sie sogar weltweite Bekanntheit erlangt hat.

Eine aufwendige Kopie der fränkischen Grabstele steht jetzt vor der evangelischen Kirche Niederdollendorf an der Friedenstraße. Und ihre offizielle Enthüllung geriet zu einer hochinteressanten Reise in die Vergangenheit.

Zunächst war es an Joachim Hirzel, allen, die an der Umsetzung mitgewirkt hatten, zu danken. Motiviert durch sein Interesse an der Historie und als Kenner des LVR-Landesmuseums, in dessen Ausstellung die Original-Stele ja zu bewundern ist, hatte Hirzel das Projekt initiiert.

2.000 Euro für die Kopie

Offene Türen dafür fand er beim Museum selbst, bei der Stadt Königswinter und der Kirchengemeinde. Für die beiden Letztgenannten nahmen Pfarrerin Anne Kathrin Quaas und Bürgermeister Peter Wirtz an der Enthüllung teil. Ein besonderer Dank galt der Didier-Werke AG, Werk Feuerfest, vertreten durch Werkleiter Klaus Düpre. Die Firma stellte die 2.000 Euro für die Kopie bereit.

Dieses Engagement kommt nicht von ungefähr. 1901 war die Original-Stele bei Bauarbeiten für das Werk in Niederdollendorf gefunden worden, ebenso Waffen, Schmuck und Gefäße aus Ton. Planmäßige archäologische Ausgrabungen blieben aus. Gleichwohl sei davon auszugehen, dass es sich um einen fränkischen Friedhof aus dem 6. bis 7. Jahrhundert gehandelt habe, so Uelsberg. Und: „Wir sind froh und stolz, diesen Stein zu haben. Er weiß so viel zu erzählen und Wissen zu vermitteln wie kein anderer Stein.“

Wahrscheinlich sei die Stele sogar „noch zu Lebzeiten“ des Bestatteten gestaltet worden, so die Expertin weiter. Auf der einen Seite ist ein Mann mit Schwert zu sehen, der sich das Haar kämmt – ein Indiz auch für die Stellung des Bestatteten, denn Haarpracht galt den Franken wie vielen anderen Kulturen als Lebens- und Statussymbol. Auf der anderen Seite ist ebenfalls ein Mensch abgebildet.

Das Besondere

Dessen Haupt wird von einem Lichterkranz gekrönt. Zwar sei nicht klar, ob der Bestattete ein Christ gewesen sei, so Uelsberg. Der Gedanke an eine Christus-Darstellung sei aber naheliegend, und gerade die Verbindung germanischer und christlicher Symbole mache den Stein so einzigartig. „Man spürt hier den Umbruch einer ganzen Gesellschaft“, so Uelsberg. Hirzel: „Ein Stück ältester Heimatgeschichte wird hier erlebbar.“

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