Straßenname in Oberdollendorf Ein jüdisches Schicksal

OBERDOLLENDORF · Enthüllung an der Falltorstraße. Beatrix Theobold und ihr Großcousin Alec Valk zupfen vorsichtig am Tuch - und unter dem Straßenschild "Süskinds Gäßchen" wird ein Legendenschild sichtbar.

 Peter Wilhelm Kummerhoff (Bild links, v. l.), Günther Steeg, Beatrix Theobold und Alex Valk enthüllen das neue Schild.

Peter Wilhelm Kummerhoff (Bild links, v. l.), Günther Steeg, Beatrix Theobold und Alex Valk enthüllen das neue Schild.

Foto: Homann

Die Dolmetscherin aus Nürnberg und der Rechtsanwalt aus Los Angeles sind Nachfahren der Familie Süskind, die an der Falltorstraße 23 einst eine Gerberei und einen Fellhandel betrieb, wie das Schild informiert.

Vizebürgermeisterin Cornelia Mazur-Flöer und Peter Wilhelm Kummerhoff, Vorsitzender des Heimatvereins Oberdollendorf und Römlinghoven, begrüßten die beiden Gäste, die gemeinsam auf den Spuren ihrer Vorfahren angereist waren und im Anschluss auch das Brückenhofmuseum sowie das Weingut Sülz besuchten.

Die jüdischen Familien Süskind und Cahn waren nachweisbar seit dem 17. Jahrhundert in Oberdollendorf ansässig. Auf Vorschlag des Heimatvereins Oberdollendorf und Römlinghoven wurden vor etlichen Jahren die Straßenschilder "Süskind's Gäßchen" und "Cahns Berg" angebracht, die an das Schicksal der einstigen jüdischen Mitbürger erinnern sollen.

"Nun haben wir auch endlich die Legendenschilder", sagte der ehemalige Vorsitzende, Johannes Herzog, bei der Enthüllung. "Solange ich denken kann, hieß dieser Weg hier schon 'Süskind's Gäßchen'." Herzog erinnerte daran, dass die Juden integriert waren in das dörfliche Leben. So war Paul Süskind im Jahr 1932 Schützenkönig der Sankt Hubertus-Schützen und wurde in Oberdollendorf gefeiert. Sechs Jahre später nahm er sich unter dem Druck der Verfolgung durch die Nationalsozialisten mit 48 Jahren das Leben.

Es gibt noch mehr Episoden, die die Integration der Oberdollendorfer Juden unter Beweis stellen, bevor sie Opfer der NS-Gewaltherrschaft wurden. Zum 50-jährigen Bestehen der Synagoge in Oberdollendorf 1922 etwa wurde ein großer Ball im Saal des Winzervereins organisiert. Bereits zu ihrer Einweihung 1872 fand ein zweitägiges Fest statt, zu dem die gesamte Bevölkerung eingeladen war. Damals wurde auch ein Ball im Park von Gut Sülz gefeiert, das zu diesem Zeitpunkt im Eigentum von David Cahn war. Cahn hatte 1857 das ehemalige Weingut der Zisterzienserabtei Heisterbach erworben. David war mit seiner Cousine Fanni Süskind verheiratet. Der Verbindungsweg von der Bachstraße zur Heisterbacher Straße wurde nach ihm "Cahns Berg" genannt. "Mein Vater hat Ahnenforschung betrieben. Wir sind eine alte rheinische Familie", erzählte Beatrix Theobold.

Auch Günther Steeg war zur Enthüllung gekommen. Seine Mutter und die Großeltern waren befreundet mit Familie Süskind. Im Brückenhofmuseum sahen sich die Gäste auch das Gruppenfoto der Schützen an mit König Paul Süskind in der Mitte. Beatrix Theobold: "Das berührt mich sehr."

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