Reptilienzoo in Königswinter Wo sich am Drachenfels Krokodile und Schlangen tummeln

Königswinter · Wer den Reptilienzoo in Königswinter besucht, kommt schnell ins Schwitzen. Marlies Blumenthal und ihre Tochter Anja leiten das Zuhause von rund 80 Echsen, Krokodilen und Schildkröten - und erklären, warum Schlangen schnell Schnupfen bekommen.

 Sorgt fürs Wohlfühlklima: Marlies Blumenthal hat Luftfeuchtigkeit und Temperatur in den Schlangen-Terrarien stets im Blick.

Sorgt fürs Wohlfühlklima: Marlies Blumenthal hat Luftfeuchtigkeit und Temperatur in den Schlangen-Terrarien stets im Blick.

Foto: Frank Homann

Es gibt sie noch, die Drachen vom Drachenfels. Die Nachfahren des legendären Fafnir sind zwar deutlich kleiner, doch leben sie genau dort, wo einst Siegfrieds Kampf mit dem Ungeheuer stattgefunden haben soll: In einem grünlich schimmernden kleinen Weiher in der Drachenhöhle, direkt zu Füßen ihres versteinerten Vorfahren.

Anstelle des sagenhaften Rheingolds bewachen sie die unzähligen Glückscentstücke, die Besucher der Drachenwelt Königswinter ins Wasser werfen. Die schwarzen Molche sind die kleinsten Drachen im Reptilienzoo, der ebenso wie die Nibelungenhalle zur Drachenwelt gehört.

Und auch den größeren Exemplaren kann man hier gefahrlos ganz nahe kommen: Zu den mehr als 80 Bewohnern der Zoobecken und -terrarien zählen neben Echsen, Schildkröten und Krokodilen auch Riesenschlangen wie Pythons und imposante Anakondas, die als die Größten der Welt gelten.

Reptilien mögen es mollig warm

Hinter der Eingangstür des Reptilienzoos herrschen schweißtreibende Temperaturen. Auch mitten im Sommer laufen hier die Heizungen auf Hochtouren, denn Reptilien mögen es mollig warm. Durchgängig 27 bis 31 Grad müssen es sein, erläutert Marlies Blumenthal, die den Zoo gemeinsam mit ihrer Tochter Anja betreibt. Ist es zu kühl, können sich nämlich auch Schlangen ganz furchtbar erkälten. Und da sie festsitzenden Schleim nicht abhusten können, kann so ein Infekt schnell lebensbedrohlich werden.

 Nachfahre des legendären Drachen Fafnir: Ein Alligator scheint im Becken des Reptilienzoos zu dösen.

Nachfahre des legendären Drachen Fafnir: Ein Alligator scheint im Becken des Reptilienzoos zu dösen.

Foto: Frank Homann

Wenn morgens um 10 Uhr die ersten Besucher die Anlage betreten, liegen bereits drei Stunden Arbeit hinter Blumenthal und ihren Mitarbeitern. Ganz oben auf der Tagesordnung steht die gründliche Reinigung der Terrarien. Denn wenn abends die Lichter ausgehen, beginnt hinter den Glasscheiben das Leben.

Die meisten Bewohner sind nachtaktiv: „Nachts saufen sich die Tiere satt und gehen baden“, beschreibt Blumenthal das Reptilienleben ohne Publikum. Und da auch Schlangen und Echsen mal „müssen“, gilt es, die Hinterlassenschaften morgens zu beseitigen. Auch frisches Trink- und Badewasser gibt es dann, „das ist ganz wichtig“.

Reptilienzoo Drachenfels Marlies Blumenthal

Reptilienzoo Drachenfels Marlies Blumenthal

Foto: Frank Homann

Mit dem Schrubber auf Distanz halten

Wenn die Tierpfleger in den Terrarien arbeiten, ist Vorsicht angebracht. Zwar gibt es im Reptilienzoo keine Giftschlangen, aber riesige Würgeschlangen wie der fünf Meter lange Gitterpython sind nicht weniger gefährlich: Sie können einen Menschen im Handumdrehen umschlingen. „Die packen in Bruchteilen von Sekunden zu“, so Blumenthal.

Reptilienzoo Drachenfels

Reptilienzoo Drachenfels

Foto: Frank Homann

Einmal festgebissen, lassen sie ihre Beute auch nicht mehr los und ersticken sie. Blumenthal ist auf der Hut: Wenn die Schlange Körperspannung aufbaut und den Kopf hebt, ihren Körper womöglich sogar zum Angriffsbogen formt, dann sollte man besser das Weite suchen.

Beim Säubern der Terrarien hält daher sicherheitshalber immer jemand die Bewohner mit einem Schrubber auf Distanz. Manchmal reicht auch ein Tröpfchen Wasser auf die Nase, um die Schlange auf Abstand zu halten. Blumenthal kennt ihre Tiere genau. Ob diese sie wiederum als Halterin erkennen, ist fraglich: „Sie wissen genau, wann gefüttert und sauber gemacht wird. Aber wenn ich ‚Guten Morgen’ sage, wackeln die nicht vor Freude mit dem Schwanz.“

 Blick auf die Nibelungenhalle.

Blick auf die Nibelungenhalle.

Foto: Frank Homann

Ihr Wissen hat sich Blumenthal über die Jahre hinweg selbst angeeignet: „Ich bin Autodidaktin.“ Tochter Anja hat mittlerweile sogar einen Sachkundenachweis abgelegt. Längst wissen auch Polizei und Feuerwehr den Rat und die Hilfe der Experten aus Königswinter zu schätzen, wenn wieder mal irgendwo ein Reptil aufgefunden wird.

Kleine Schlangen sind Ausbruchskünstler

Der Zoo beherbergt gleich mehrere solcher Findelkinder, Kornnattern zum Beispiel. Gerade kleine Schlangen seien wahre Ausbruchskünstler. Ist das Schiebefenster am Terrarium nicht richtig gesichert, „sind die ganz schnell on Tour“. Blumenthal findet Reptilien seit jeher faszinierend. Besonders haben es ihr urige Exemplare wie die Skorpion-Krustenechse angetan. Die dunkelbraune Echse mit dem langen Schwanz, den kräftigen Beinen und den scharfen Krallen sieht aus wie ein echter Urzeitbewohner. Wer sie anschaut, glaubt gerne, „dass Reptilien die noch lebenden Nachfahren der großen Saurier sind“.

Aber nicht nur die große Echse, auch „so etwas entzückendes Kleines“ wie der junge Tigerkaramellpython liegen Blumenthal sehr am Herzen. Wenn es sich anbietet, dann züchten Blumenthals auch. „Es ist aber nicht so, dass sich die Schlangen regelmäßig paaren und dann auch Eier ablegen.“

In Paarungsstimmung sind derzeit die beiden Mississippialligatoren Jack und Lilly. „Sie kümmern sich sehr umeinander“, meint Blumenthal und schmunzelt. In ihrem Außenbecken schwimmen die beiden Krokodile umeinander herum und brummen dabei ganz laut – wie sie es auch in der freien Natur tun würden. Die Hoffnung ist nun groß, dass es tatsächlich zur Eiablage kommt.

„Hallo Schätzchen“

Jako indes lässt das Treiben im Krokodilbecken völlig kalt – auch wenn er Jack und Lilly von seinem Domizil aus direkt im Blick hat. Der Graupapagei, der in einer Voliere auf dem Außengelände wohnt, interessiert sich eher für die zweibeinigen Besucher, die er – je nach Lust und Laune – auch schon mal mit einem frechen „Hallo, Schätzchen“ begrüßt.

„Hände hoch – Ausziehen“ oder „So ein Mist“ zählen ebenso zu seinem Repertoire. Nur auf Kommando sprechen mag Jako nicht, da hilft auch kein gutes Zureden von Blumenthal. Er ist eben ein echter Charaktervogel. Beim Verlassen der Anlage krächzt er uns dann aber doch ein lautes „Tschöö“ hinterher.

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