Schüler pilgern nach Santiago de Compostela "Dieser Weg verändert"

Königswinter · Katharina Stenglein ist 2008 als Studentin auf dem Jakobsweg gepilgert. In diesem Frühjahr würde die Lehrerin der CJD Christophorusschule Königswinter gerne mit zwölf ihrer Schüler ab der Jahrgangsstufe 10 den Gang nach Santiago de Compostela antreten.

 Geschafft im doppelten Sinne: Stengleins Hund Paula in Santiago.

Geschafft im doppelten Sinne: Stengleins Hund Paula in Santiago.

Foto: privat

Über die Pläne sprach mit ihr Philipp Königs.

Frau Stenglein, den letzten Teil des Jakobswegs in Spanien wollen Sie mit Schülern beschreiten. Wie ist Ihnen diese Idee gekommen?

Katharina Stenglein: Darüber habe ich nachgedacht, seit ich diesen Weg selbst gegangen bin. Als ich der Schulleitung vor einigen Jahren den Vorschlag gemacht habe, war sie sofort begeistert, auch weil wir unter christlicher Trägerschaft stehen. Aber die Organisation hat doch einige Zeit in Anspruch genommen.

Wie sieht Ihr konkreter Plan denn aus?

Stenglein: Wir wollen mit zwei Lehrern und einem weiteren Begleiter zwei Wochen vor Ostern losmarschieren und 270 Kilometer bis nach Santiago de Compostela pilgern. Dafür wäre die Schulleitung bereit, die Schüler für fünf oder sechs Schultage vom Unterricht zu befreien. Allerdings kostet das Ganze mit Flug und Unterkunft rund 12 000 Euro für alle Beteiligten. Außerdem ist ein Puffer eingerechnet, falls ein Teilnehmer sich verletzen sollte und in Begleitung mit dem Zug weiterreisen müsste.

Wie soll das finanziert werden?

Stenglein: Klar bleibt ein Eigenanteil für die Teilnehmer, aber wir brauchen dringend Sponsoren, die uns unterstützen und für die wir dann auch werben wollen. Immerhin geht es ja um ein außergewöhnliches Projekt für Integration.

Was versprechen Sie sich von dieser Reise, sollte sie denn stattfinden?

Stenglein: Vor allem ein starkes Gemeinschaftsgefühl. Jeder wandert in einem anderen Tempo. Dabei geht es auch um Rücksichtnahme und darum, sich gegenseitig zu unterstützen. Es wird stille Momente geben, in denen man alleine sein will, aber auch viel Hilfe untereinander - und von Menschen, die man überhaupt nicht kennt.

Was halten die Schüler davon?

Stenglein: Sie sind begeistert. Wir haben mehr Bewerber als Plätze. Ich fürchte allerdings, dass manche die Strapazen unterschätzen. Immerhin müssten wir an zehn Wandertagen pro Tag ungefähr 25 Kilometer mit Gepäck zurücklegen. Abends pflegen die Pilger normalerweise ihre wunden Füße und fallen dann nach dem Abendessen ins Bett.

Sie selbst sind vor sechs Jahren mit Ihrem Hund gewandert. Welche Erfahrungen haben Sie mitgenommen?

Stenglein: Dieser Weg verändert einen. Am Anfang dachte ich, dass ich die Strecke einfach nur hinter mich bringen will. Ich war mit meinem Hund unterwegs. Das erschwerte es, in einigen Herbergen unterzukommen. Wir mussten deshalb oft im Zelt übernachten. Am Ende war es mir egal, ob wir ein Dach über dem Kopf haben oder nicht. Der Weg lehrt einen, dass man mit wenig auskommen und dennoch glücklich sein kann.

Gibt es Bilder, die Ihnen aus dieser Zeit konkret in Erinnerung geblieben sind?

Stenglein: An einem Eichenkreuz hinterlassen die Pilger einen Stein. Er steht für ihre Sorgen. Das ist ein überwältigender Anblick. Ein riesiger Steinhaufen. Damals dachte ich: Was mag mit den Menschen heute sein, die vor vielen Jahren an dieser Stelle einen Stein hinterlassen haben?

Was fühlten Sie, als Sie ihr Ziel erreicht hatten?

Stenglein: Ich wäre lieber noch weitergegangen. Mir schien die Reise zu früh zu Ende zu sein.

Zur Person

Katharina Stenglein unterrichtet im dritten Jahr an der Jugenddorf Christophorusschule (CJD) in Königswinter. Die 28-jährige Diplom-Biologin ist als Quereinsteigerin zum Lehrerberuf gekommen. Am CJD unterrichtet sie derzeit die beiden Fächer Biologie und Biologiewissenschaften im Differenzierungskurs und engagiert sich in ihrer Freizeit beim Naturschutzbund. Stenglein lebt mit ihren beiden Hunden in Erpel.

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