"Frauentheater Bonn" zeigt in Niederdollendorf eine gelungene Persiflage auf Wagners Ring der Nibelungen Die Rheintöchter glänzen mit viel Witz

NIEDERDOLLENDORF · Regisseurin Charlotte Schneider warnte Elke Voss vor. "Pass bloß auf, dass sich deine Haare nicht im Mikrofon verheddern." Die Römlinghovenerin trug nämlich lange, blonde Haare bis zu den Knien.

 Rheingold, Walküre, Siegfried und Götterdämmerung: Im Gemeindehaus in Niederdollendorf gab es Wagner im Schnelldurchgang.

Rheingold, Walküre, Siegfried und Götterdämmerung: Im Gemeindehaus in Niederdollendorf gab es Wagner im Schnelldurchgang.

So ist das eben, wenn man Wellgunde, eine von Wagners Rheintöchtern, spielt und neben weiten Schleiergewändern auch noch ellenlangen Haarschmuck als äußere Attribute in die Waagschale wirft.

Das Publikum hatte jedenfalls Spaß an diesem etwas anderen Wagner und vor allem auch an dieser Schauspielertruppe, die ausschließlich aus Damen besteht und sich demzufolge auch einfach "Frauentheater Bonn" nennt. Wobei die kleine Truppe im evangelischen Gemeindehaus Niederdollendorf nicht nur die Bühne für zwei Aufführungen aufbaute, sondern hier auch regelmäßig probt. "Wagners Ring des Nibelungen - Vier Abende in einer Seifenoper" hatten Alexander Liegl und Gabriele Rothmüller ihr Stück genannt, in dem sie sich aber, auch wenn es eine Persiflage ist, stark an den Wagner-Texten orientierten.

Die Opern Rheingold, Walküre, Siegfried und Götterdämmerung wurden stark verkürzt in jeweils einem Akt wiedergegeben. So konnten die nicht so wagnerfesten Zuschauer den Faden nicht verlieren. Die Spielfläche war in drei Ebenen unterteilt: Es herrschte Platz für Asgard und die Welt der Walküren, für Nibelheim, die Zwerge und Alben. Und die Mitte war für Migard, die Welt der Menschen, vorgesehen. Hier tummelten sich die Frauen nun und hatten es in den Zwischenwelten ja auch noch mit fabelhaften Wesen wie Zwerge, Riesen oder Drachen zu tun. Und natürlich mit Göttervater Wotan, der nichts mehr scheut als die Götterdämmerung.

Regisseurin Charlotte Schneider ließ ihre Frauen spielen und auch ein bisschen singen. An diesem Abend erklang auch das Lied: "Ich weiß nicht, was soll es bedeuten." Wer nicht die Zeit hat, um den ganzen Ring zu sehen und statt Pathos freche Dialoge bevorzugt, der war bei der Darbietung des Frauentheaters genau in seinem Element. Mit Musik und viel Witz servierten die Damen das Menü, das seine klassischen Elemente dennoch bewahrte.

Zum Ensemble gehörten neben Charlotte Schneider auch Christiane Lödige, Elke Voss, Irmi Utz, Irina Findeisen, Jutta Lutz-Kadereit, Ingrid Kössler, Rosemarie Weiershausen, Katharina Leven und Karin Pfister. Helga Scherliess unterstützte die Damen mit Näharbeiten. Damit die Rheintöchter auch ordentlich glänzen konnten.

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