Andrea Milz in Rio de Janeiro Die Landtagsabgeordnete tanzt die Samba

KÖNIGSWINTER · Die 52-Jährige aus Königswinter zieht am Sonntag in der großen Karnevalsparade durch Rio de Janeiro.

 CDU-Landtagsabgeordnete Andrea Milz bei der Kostümprobe in der Schneiderei in Rio. Am Sonntag ist ihr großer Auftritt im Sambadrome.

CDU-Landtagsabgeordnete Andrea Milz bei der Kostümprobe in der Schneiderei in Rio. Am Sonntag ist ihr großer Auftritt im Sambadrome.

Foto: privat

Karneval in Rio. Und Andrea Milz ist mittendrin im brasilianischen Hexenkessel. Die Olympia-Sportler kommen im August in die Stadt an der Copacabana. Bereits jetzt tanzt die CDU-Landtagsabgeordnete aus Königswinter dort in der Ersten Liga.

Die 52-Jährige zieht mit der ersten Sambaschule Brasiliens, der Escola de Samba Estácio de Sá 1927, an diesem Sonntagabend durch das Sambadrome, vorbei an rund 80.000 Zuschauern. In diese „Allee des Karnevals“ dürfen nur die Besten. Und Estácio ist im vergangenen Jahr gerade wieder in die Erste Liga aufgestiegen. Denn Samba ist in Brasilien so ähnlich wie die deutsche Fußballbundesliga organisiert.

Vor zwei Jahren hatte Andrea Milz den Jahreswechsel in Rio de Janeiro verbracht und dort die Sambashows bewundert. Als Zumba-Trainerin war ihr klar: „Das kann ich alles. Hier möchte ich mittanzen.“ Und tatsächlich gelang es ihr, einen Platz in jener Sambaschule zu ergattern, die nach dem portugiesischen Gründer der Stadt, Estácio de Sá, benannt ist.

Zehn Tage vor dem aufregenden Ereignis musste Andrea Milz in der Hauptstadt des Karnevals anreisen – zum Training und zur Kostümprobe. Ihre Maße hatte Milz im vergangenen Sommer übermittelt, als feststand, dass sie mitmischen darf.

Zum Abschluss der Vorbereitungen zogen die 3500 Tänzer ihrer Gruppe nun einmal bis Mitternacht durch die Straßen rund um ihre Sambaschule. Auf dem Wagen thronen die Toptänzer, dann kommen die brasilianischen Schönheiten in ihren freizügigen Outfits, es folgen die Trommler und schließlich Tänzer wie Andrea Milz in speziellen Kostümen, die sich ganz am Motto orientieren.

Und das heißt in diesem Jahr: „Salve Jorge!“ Der Gruß gilt dem heiligen Georg, dem portugiesischen Ritter und Schutzpatron der Krieger, der gegen das Böse in Gestalt eines Drachen kämpft. Wenn das kein gutes Omen ist für die Samba-Lady aus der Drachenstadt Königswinter. Ein fast sieben Minuten langes Motto-Lied muss ununterbrochen während des gut einstündigen Zugs durch das Sambadrome von allen Akteuren gesungen werden. Auch von Andrea Milz, die kein Wort davon versteht. „Wir bezeichnen uns darin als Nachfolger des heiligen Georg, die als Brasilianer jeden Tag einen Drachen töten. Wir bitten um seine Stärke und um Löwenkräfte“, berichtet Andrea Milz. „Der Löwe ist unser Wappentier.“

Die „Ritterrüstung“ der Politikerin ist „tonnenschwer“ und mit viel Metall verstärkt. Die Tänzerin aus dem Siebengebirge wird ganz schön ins Schwitzen geraten. Sie muss ja nicht nur bei dröhnenden Trommeln in Dauerschleife kräftig singen, sondern sich auch exakt und in richtigem Tempo bewegen in ihrem „Ala“ genannten Teil der Gesamtgruppe – und immer lachen, Freude zeigen. Andrea Milz: „Punktrichter bewerten jede Kleinigkeit, es gibt sogar Punktabzug, wenn man zu spät oder zu früh durchgetanzt ist oder die Gruppe optisch auseinanderfällt.“

Jede Ala hat ihr Kostüm. Andrea Milz konnte vorher zwischen drei Modellen wählen und war gespannt auf ihre Anprobe im Schneideratelier.

Das Prachtstück passte auf Anhieb perfekt, Helm und Riesenbrustkreuz saßen genau. Alle Gasttänzer der Sambaschulen zahlen ihr Gewand selbst. Milz: „Das ist quasi der Eintrittspreis fürs Mitmachen. Mit dem Geld der Gäste können dann Kostüme jener Mitglieder finanziert werden, die sich so etwas nie leisten könnten, aber zum Beispiel begnadete Tänzer sind.“

Kann sie noch schlafen vor Aufregung, noch essen vor dem großen Auftritt am Sonntag? „Die Aufregung steigt“, sagt die 52-Jährige. „Schlafen kann ich jedoch immer. Essen muss ich rechtzeitig. Um 19 Uhr beginnt am Sonntag die Aufstellung. Zwei Stunden später sollen wir starten. Aber wie ich hörte, ist man beim Einmarsch ohnehin in einem Rausch – da gibt es keinen Hunger oder Durst.“ Ekstase pur. Alles Samba.

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