Denkmalschutz für die Lemmerzhallen Die Künstler wehren sich

Königswinter · Mit Unverständnis hat die Künstlergruppe Antiform auf den Beschluss des Stadtrates reagiert, mit den Künstlern keine Gespräche über eine Nachnutzung des Lemmerzareals zu führen, nachdem diese das Rheinische Amt für Denkmalpflege eingeschaltet hatten.

 Die ehemaligen Wasch- und Duschräume der Lemmerzwerke würden die Künstler gerne für ihre Kulturfabrik nutzen.

Die ehemaligen Wasch- und Duschräume der Lemmerzwerke würden die Künstler gerne für ihre Kulturfabrik nutzen.

Foto: Helmut Reinelt

"Dieses Angebot auszuschlagen, ist kurzsichtig. Die Stadt vergibt damit eine Chance, konstruktiv mit dem geplanten Denkmalschutz umzugehen", teilte Antiform gestern mit.

Der Stadtrat hatte am Montag beschlossen, möglichst bis auf höchster Ebene gegen den möglichen Denkmalschutz für Teile der städtischen Gebäude auf dem Lemmerzareal vorzugehen. Nachdem ein Investor, der die Gebäude erhalten wollte, bereits aus wirtschaftlichen Gründen abgesprungen ist, hat der zweite Interessent, mit dem verhandelt wurde, angekündigt, sein Angebot zurückzuziehen, wenn der Denkmalschutz zum Tragen kommt. Er möchte alles abreißen und einen Gewerbepark errichten.

Antiform verweist darauf, dass man bei allen Initiativen wie der "Kulturzone KW", dem Königssommer und der Ausstellung "Hallenkunst XXL" in den Lemmerzhallen immer die positive Entwicklung der Stadt Königswinter mit im Blick gehabt habe. "Mit jedem einzelnen Projekt wurde das Image von Königswinter nicht nur in der lokalen Presse, sondern auch in den überregionalen Medien positiv verändert. Viele Menschen konnten davon begeistert werden, nach Königswinter zu kommen und die Stadt als Kulturort wahrzunehmen", so Antiform.

Auch bei der Initiative zur Rettung der Lemmerzwerke habe Antiform vor allem das Wohl der Stadt im Blick gehabt, "deren verantwortliche Akteure offenbar mit dem überaus wertvollen Erbe aus einem Jahrhundert Industriegeschichte nichts Besseres anzufangen wussten als es zu planieren". Um den "übereilt gefassten Abrissbeschluss außer Kraft und dem offensichtlichen Tunnelblick der Planer etwas entgegensetzen zu können", hätten sich erstmals in der neueren Geschichte Königswinters fast alle wichtigen Künstlergruppen und Kulturinitiativen zusammengefunden, um die Hallen zu erhalten, und den Denkmalschutz eingeschaltet.

"Damit übernahmen die Kulturaktivisten eine Rolle, die eigentlich pflichtgemäß von der Stadtverwaltung hätte übernommen werden müssen. Denn nach Paragraf 1 Absatz 3 des Denkmalschutzgesetzes NRW hätte die Verwaltung von sich aus den Denkmalwert der Hallen prüfen lassen müssen", so Antiform. Auch habe man in kürzester Zeit ernsthafte und finanziell potente Interessenten zur Nutzung der Lemmerzhallen an Land gezogen und der Stadt angeboten, mit ihr gemeinsam eine Entwicklungsplanung auf die Beine zu stellen. Hunderte von Beispielen in NRW würden zeigen, dass sich Denkmalschutz und wirtschaftliche Nutzung nicht ausschließen müssten. "Statt Gegengutachten zum Amt für Denkmalpflege einzuholen, wäre es sinnvoller, sich sachkundig zu machen, wie andere Städte unter vergleichbaren Bedingungen den Denkmalschutz genutzt haben, um erfolgreiche Projekte zu realisieren."

Auch der Antiform-Vorsitzende Helmut Reinelt betonte gestern gegenüber dem GA noch einmal, dass seine Initiative "kein Störfaktor" sein, sondern konstruktiv zu einer sinnvollen Nutzung des Objektes beitragen wolle. Die Gestaltung, die man selbst sich vorstelle, sei kleinteiliger als das Konzept des Investors, der ein Stück Königswinterer Geschichte in einen Gewerbepark verwandeln wolle. "Wir sind überzeugt, dass so ein Modell funktionieren kann. Schließlich ist das gesamte Ruhrgebiet auf diese Weise mal umgekrempelt worden." Vor allem wollen die Künstler aber nicht als diejenigen dastehen, die die Strategien der Stadt kaputtmachen wollten. "Wir wollen aber etwas Besseres haben", so Reinelt.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort