Ausstellung auf Schloss Drachenburg bis 6. September Die große Welt der Zwerge

SIEBENGEBIRGE · Die Sache ist die: Was Zwerge angeht, befindet man sich in einer Welt zwischen Fantasie und Wirklichkeit. Christa Becker kennt sich darin bestens aus, hat sie doch ihre Abschlussarbeit an der "Akademie för uns kölsche Sproch" über die Heinzelmännchen geschrieben.

Zwergenfreunde: Andreas und Christa Becker.

Zwergenfreunde: Andreas und Christa Becker.

Foto: Frank Homann

Das sind schließlich auch Zwerge. Arbeitszwerge um genau zu sein, die neben Berg-, Wald-, Gartenzwergen, Elfen, Feen und Wasserwesen ihren festen Platz in der Fantasie eines jedes Kindes haben.

Und eines jeden, der mal eines war. Auf Schloss Drachenburg in Königswinter entstehen in diesen Tagen märchenhafte Kulissen, die die Wagenhalle und acht (die mystischen sieben knapp verfehlt) Holzbuden füllen und irgendwie auch im Garten zu finden sind, aber dazu später.

Christa Becker als Macherin dieser Zwergenwelt hatte gedacht: "Wenn diese Ausstellung irgendwo hin muss, dann ins Siebengebirge." Da konnte und wollte man nicht widersprechen, sagte die Betriebsleiterin des Schlossmuseums, Walburga Schulte Wien. Jetzt waren erste Einblicke in die Ausstellung möglich, die noch im Aufbau, aber vom 4. Juni bis zum 6. September für Besucher geöffnet ist.

Die kleinen Fantasiewesen - zuletzt waren sie im vergangenen Jahr im Hagener Stadtmuseum zu besichtigen - stammen ursprünglich aus der nordischen Mythologie, ihre Geschichten wurden und werden allerdings in ganz Europa erzählt.

Klein und spitze Ohren: Das macht den "Kleinen Wassermann" von Otfried Preußler aus, dem die sorbische Großmutter von derlei Kleinlingen erzählte; aber auch den Barbegazi aus der Schweiz und die Winzlinge zwischen Irland und Spanien.

Besucher erwartet keine statische Ausstellung

Eine Europakarte der Zwerge stellt die Wesen in ihrer Vielfalt vor. Um die wahre Welt der Kleinwüchsigen abzubilden, zeigt Christa Becker beispielsweise alte Artistenkoffer: "Früher wurden kleine Menschen im Zirkus regelrecht zur Schau gestellt."

Es ist keine statische Ausstellung, die die Besucher erwartet. Ein namenloser, blauhaariger, vom Kölner Bühnenbildner Andreas Becker erschaffener Museumswichtel ist ständiger Begleiter der Besucher. Im Eckturm können die kleinen Besucher aus Stroh Gold spinnen (es schimmert gülden durch die Beleuchtung, für die Wolfgang Flammersfeld verantwortlich ist).

Damit machen es die Besucher dem Rumpelstilzchen nach. Dessen Lied, das es stets am Lagerfeuer hopsend singt, ist übrigens Teil eines ortsbasierten Spiels. Für die dahinter stehende Software und Technik zeichnet das Fraunhofer FIT-Institut mit Sitz auf Schloss Birlinghoven verantwortlich.

Besitzer eines Smartphones mit GPS-Funktion können durch den Schlossgarten und die Ausstellungsräume wandeln und dabei Fragen beantworten oder einen Wichtel im virtuellen Puzzle zusammenbasteln. Geeignet für Zwerge und Riesen.

Kurz gefragt

Frau Becker, so kleine Wesen, so großes Interesse: Waren die Menschen immer an Zwergen interessiert?
Christa Becker: Der Mythos, der sich um sie rangt, ist alt. Aber ihre heutige Popularität verdanken sie zu einem guten Teil John Ronald Reuel Tolkien, der mit "Herr der Ringe" eine ganze Fantasiewelt erdacht hat, in der Zwerge eine wichtige Rolle spielen.

Otto Waalkes hat drei Filme den Sieben Zwergen gewidmet.
Becker: Nicht nur er. Wir zeigen neben Figuren aus Ottos Film auch, wie sich Walt Disney diesen sieben Figuren genähert hat. Er war übrigens der erste, der ihnen Namen und einen eigenen Charakter gegeben hat.

Die Heinzelmännchen brauchten auch keine Namen. Den Kölnern reichte ihre Hilfe.
Becker: Bis man ihnen aus Neugierde Erbsen in den Weg legte, um sie zu Fall zu bringen und endlich mal leibhaftig sehen zu können. Daraufhin waren die Heinzelmännchen der Legende nach so empört, dass sie nie mehr wieder kamen. Selbst schuld, kann ich da nur sagen.

Die Ausstellung ist im Schlosseintritt inbegriffen. Erwachsene zahlen sechs Euro, ermäßigt fünf Euro. Geöffnet ist täglich von 11 bis 18 Uhr.

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