GA-7Gebirge-Adventskalender Der Mann aus Lebkuchen

Siebengebirge · Lebkuchen gehört zu den Klassikern der Weihnachtszeit. Ein bisschen Zeit muss man allerdings in die Herstellung investieren, bevor man den vielseitigen Teig weiterverarbeiten kann.

 Weihnachtlicher Geselle: der Lebkuchemann.

Weihnachtlicher Geselle: der Lebkuchemann.

Foto: Katrin Janßen

Der Gingerbread Man ist eine englische Erfindung. Süß, niedlich, ohne ausgeformte Hände und Füße und mit einem nur angedeuteten Gesicht. Gingerbread Man heißt wörtlich übersetzt Ingwerbrotmann. Auch wenn der Begriff im ersten Moment seltsam anmutet, er ist nicht weniger seltsam als die deutschen Begriffe. Denn außer Lebkuchen heißt dieses Gebäck auch Lebzelten, Pfeffer-, Gewürz- oder Honigkuchen. Das süße, kräftig gewürzte Backwerk, das in vielfältigen Formen und Varianten daherkommt, zeichnet sich durch seine Haltbarkeit aus und ist in vielen Kulturen fester Bestandteil des Weihnachtsgebäcks.

Die Lebkuchenherstellung hat eine lange Tradition und ist vielerorts Teil der lokalen Backkultur - was sich bereits an Namen wie Nürnberger Lebkuchen, Aachener Printen oder Pulsnitzer Pfefferkuchen ablesen lässt. Die Herkunft und ursprüngliche Bedeutung des Wortbestandteils "Leb" ist nicht gesichert. Es gibt verschiedene Deutungen. So wird es unter anderem als Ableitung von Lateinisch "libum" (Fladen) gedeutet, andere sehen darin eine Ableitung von Laib - dessen Herkunft wiederum ungeklärt ist.

Die Bezeichnung Pfefferkuchen verweist wie auch das Englische Gingerbread ("Ingwerbrot") und das Französische pain d'épices (wörtlich "Gewürzbrot") auf die kräftige Würzung. Da Lebkuchen darüber hinaus traditionell mit Honig gemacht werden, ist die Bezeichnung Honigkuchen zumindest selbsterklärend.

Erste schriftliche Zeugnisse von kleinen gewürzten Honigkuchen gehen auf das Jahr 350 vor Christus zurück, auch die alten Ägypter kannten bereits honiggesüßte Kuchen. Nachweisen lässt sich dies anhand von entdeckten Grabbeigaben. Die Römer buken den panis mellitus: einen mit Honig bestrichen Teig.

Der klassische Lebkuchen, wie wir ihn heute kennen, stammt vermutlich aus dem belgischen Dinant. Danach trat er seinen Siegeszug über Aachen an, um schließlich in den fränkischen Klöstern zu landen und dort noch einmal mit veränderter Rezeptur endgültig zum Hit zu werden. So ist im 14. Jahrhundert der Lebkuchen in und um Nürnberg bekannt, wo er in Männerklöstern gebacken wurde. Dort wurde er übrigens vor allem wegen seiner langen Haltbarkeit geschätzt - in Notzeiten wurde er an die Mönche verteilt.

Dass es vor allem die Handelsmetropolen sind, in denen Lebkuchen eine lange Tradition hat, ist nicht verwunderlich. Denn für die Herstellung waren und sind zahlreiche und seltene Gewürze aus fernen Ländern nötig - Kardamom, Zimt, Nelken und Ingwer, um nur einige zu nennen. Diese waren in Städten entlang der Handelsrouten leichter erhältlich. Daher gehören außer Nürnberg zum Beispiel auch Köln, München, Augsburg, Ulm und Basel zu den Orten, in denen sich die Lebkuchenbäcker, oft "Lebzelter" genannt, ansiedelten. Traditionell werden Lebkuchen mit Hirschhornsalz und Pottasche als Treibmittel gebacken.

Schnell wurde auch erkannt, wie leicht sich Lebkuchen in Form pressen lässt. Bereits im 15. Jahrhundert wurde diese Technik verwandt, zunächst vor allem mit religiösen Motiven. Doch bald zog auch hier der Alltag ein, mit Zuckerguss verziert gab es bald Herzen, die bis heute ewige Liebe versprechen.

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