Spät berufen Diakon Udo Casel wird mit 66 Jahren zum Priester geweiht

Thomasberg · Nochmal ein ganz neues Kapitel aufschlagen, wenn andere Menschen in Rente gehen: Diakon Udo Casel aus Königswinter wird am Freitag im Kölner Dom durch den Erzbischof zum Priester geweiht - im Alter von 66 Jahren. Seine Primiz feiert der dreifache Vater und vierfache Großvater am Sonntag zu Hause in Thomasberg.

 Diakon Udo Casel, hier mit Susanne Molnar bei der Vorstellung der Aktion „Mit Hand und Herz“, wird heute zum Priester geweiht.

Diakon Udo Casel, hier mit Susanne Molnar bei der Vorstellung der Aktion „Mit Hand und Herz“, wird heute zum Priester geweiht.

Foto: Frank Homann

Er ist 66 Jahre alt, war fast 40 Jahre glücklich verheiratet, ist Vater von drei Kindern und vierfacher Großvater – und er wird am heutigen Freitag im Kölner Dom von Erzbischof Kardinal Woelki zum Priester geweiht. „Die erste Frage meiner Kinder war: Geht das denn überhaupt?“, erzählt Udo Casel, der seit 15 Jahren als Diakon im Pfarrverband „Königswinter Am Ölberg“ tätig ist. Die Antwort lautete: „Ja, das geht“ – wenngleich ein solcher Weg ins Priesteramt, wie er ihn eingeschlagen hat, eher unüblich ist. „Im Erzbistum Köln bin ich der Dritte mit einem solchen Werdegang“, verrät Casel. Umso größer ist die Zustimmung in seiner Heimatgemeinde Thomasberg und Heisterbacherrott: „Alle sind der Meinung, das sei genau richtig für mich“, freut sich Casel. Er ist überzeugt: „Dann wird es wohl auch Gottes Wille sein.“

Gedanke reifte nach dem Tod seiner Frau

Die Idee reifte nach dem Tod seiner Frau Karin im Sommer 2018. Da für ihn als Witwer ohnehin ein weiteres Leben im Zölibat anstand, „habe ich mich gefragt, ob die Priesterweihe ein Weg für mich sein könnte“. Im vertrauten Gespräch habe ihm sein geistlicher Begleiter dann „ziemlich bald klargemacht, dass ich eigentlich schon immer eine priesterliche Berufung hatte.“ Nach mehreren Gesprächen und Exerzitien fand im vergangenen Sommer ein Treffen mit Kardinal Woelki statt, der dem weiteren Weg zur Priesterweihe zustimmte und Casel auf Grund seines Alters und seiner langjährigen Erfahrungen in der Seelsorge einen kurzen Zugangsweg ermöglichte.

In den vergangenen zwölf Monaten nahm er an verschiedenen Veranstaltungen im Priesterseminar in Köln teil und verbrachte zuletzt sieben ganze Wochen dort, um gemeinsam mit anderen Priesteranwärtern das letzte Rüstzeug für die Weihe zu erhalten. „Ich war dort sozusagen das Fossil“, erzählt er schmunzelnd. Mit seinen zumeist sehr viel jüngeren Mitstudenten habe er viel und teilweise auch sehr kontrovers diskutiert. „Wenn man aus der Praxis und mit einem ganzen Leben an Erfahrung hierherkommt, sieht man vieles anders und weniger eng.“

Frühe Bindung zur Kirche

Zur Kirche entwickelte Casel früh eine besondere Bindung: Schon als Jugendlicher erlebte er Kirche als eine glaubwürdige Gemeinschaft. Durch den Einstieg in die Jugendarbeit sei ihm klar geworden, „dass ich im Leben irgendetwas mit Menschen machen soll“. Die Arbeit in der Kirche, „das war mein Ding“ – Priester zu werden und auf eine eigene Familie zu verzichten aber weniger.

Stattdessen studierte er von 1973 bis 76 an der Fachhochschule in Paderborn den neuen Studiengang Theologie, war nach dem Abschluss als Gemeindereferent unter anderem in Altenberg tätig: „Wir Absolventen waren damals richtige Pioniere, die ersten Laien im kirchlichen Dienst.“ Im Alter von 33 Jahren wurde Casel zum Diakon geweiht, nun – 33 Jahre später – zum Priester.

Diakon seit 33 Jahren

Trotz aller beruflichen Erfahrung: „Als Priester eine Messe zu feiern ist etwas anderes, als als Diakon daneben zu stehen“, so Casel. Auf seinem Stundenplan standen daher unter anderem Gesang und Rhetorik, aber auch Kirchenrecht und die Praxis der Beichte und der Krankensalbung. Beides ist dem Priester vorbehalten, genauso wie das Zelebrieren der Messe. „Doch man darf das Priesteramt nicht nur funktional sehen“, betont Casel. Priester zu werden, „das ist keine Beförderung und auch kein Aufstieg. Es ist vielmehr ein tieferer Einstieg, der mit einer engeren Christusbindung einhergeht. Und es ist ein ganz anderes Selbstverständnis. Der Diakon repräsentiert den dienenden Christus, der Priester den Christus als Lehrenden, als Heilenden und als Hirten.“

Als Diakon lag Casel die caritative Arbeit besonders am Herzen. „Sich um die Menschen am Rand zu kümmern, ist ein Grundpfeiler christlicher Gemeinden.“ Ob es nun die Flüchtlingsarbeit ist oder ganz aktuell in Corona-Zeiten der Einkaufsservice für Senioren oder die Armen-Speisung für Obdachlose im Priesterseminar: „Bei so etwas müssen wir die Ersten sein. Das ist unser Ding.“

Übertragung von Priesterweihe und Primiz im Internet

KöEin Jahr lang wird Casel als Kaplan noch in Königswinter bleiben: „Danach, das ist mein Wunsch, würde ich gerne in die Nähe von Altenberg kommen, wo auch meine Frau beerdigt ist.“ Durch die Corona-Krise wird die Priesterweihe im Kölner Dom nur in einem kleinen Kreis mit geladenen Gästen stattfinden. Im TV-Sender EWTN und über Internet bei www.domradio.de soll die Feier aber live übertragen werden.

Einschränkungen gibt es auch bei der Primiz, der ersten Heiligen Messe, die Casel am Sonntag, 21. Juni, um 11 Uhr in der Kirche St. Joseph in Thomasberg feiert: Neben Freunden und Verwandten dürfen nur einzelne Vertreter der kirchlichen Gruppen und Gremien auf reservierten Plätzen teilnehmen. Damit auch anderen die Mitfeier ermöglicht werden kann, haben Techniker der Pfarrgemeinde eine Live-Stream-Übertragung per Internet vorbereitet. Den üblichen Primizsegen möchte Casel im Anschluss an die Messe an Interessenten einzeln im Freien erteilen.

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