Die "Sproch- un Spelljrupp" Niederdollendorf bringt "Der neue Pastur" auf die Bühne Der Herbst startet mit Mundart

NIEDERDOLLENDORF · Dieser neue Pastor, das ist doch ein richtiges Schlitzohr. Er logiert sich inkognito in einem Gasthaus ein, bewirbt sich erfolgreich beim Niederdollendorfer Winzer als Weinbergarbeiter und bekommt große Ohren, wenn beim Köbes getratscht und geklatscht wird. "So lerne ich meine zukünftigen Schäfchen von der richtigen Seite kennen", hält Herr Pfarrer beim Frühstück einen Monolog, bei dem ihm der Schalk aus den Augen blitzt.

 Hans-Theo Handrick agiert als neuer Regisseur der Gruppe.

Hans-Theo Handrick agiert als neuer Regisseur der Gruppe.

Foto: Frank Homann

Und im geheimnisvoll klingenden Flüsterton fügt er an: "Der Kardinal hat mich auf die Idee gebracht. Er sagte: ,Ich entsende dich nach Niederdollendorf. Die Schäfchen dort sind ein wenig aufsässig!?"

Hans-Theo Handrick stoppt die Szene. "Schön, wie Du die Betonung verändert hast beim Wechsel zum Zitat des Erzbischofs", lobt er Bernd Bollig. Einen neuen Pfarrer bekommen die Niederdollendorfer nämlich nur auf der Bühne. Dort studiert die "Sproch- un Spelljrupp Niederdollendorf" das Stück "Der neue Pastur" ein. Und Bollig mimt den Arbeiter im Weinberg des Herrn.

Zusammen mit Theo Schäfer hat Handrick im vergangenen Jahr die Spielleitung von Fritz Müller übernommen. Die beiden stellten einst den "Tod" und den "Jedermann" unter seiner Regie dar. Nun führen sie selbst das Mundart-Laientheater als Zweiergespann, wobei Schäfer das "Drumherum" im Blick hat und Handrick für das, was auf der Bühne läuft, verantwortlich ist. Er hat auch das neue Stück auf der Grundlage eines Textes von Müllers Vorgänger Ferdi Lobeck bearbeitet und das Drehbuch so arrangiert, dass es sowohl dem Ensemble als auch neuen, jungen Mitspielern Einsatzmöglichkeiten gibt.

Seinem Co-Regisseur schrieb Handrick eine tragende Rolle auf den Leib. Theo Schäfer spielt Niederdollendorfs Bürgermeister, der überzeugt ist, alle Fäden im Dorf in seinem Sinne zu ziehen. Stattdessen tricksen die Frauenslück den großspurigen und dümmlichen Bürgermeister mit weiblicher Raffinesse ziemlich aus. An der Spitze steht dabei dessen eigene Ehefrau Katharina, gespielt von Bärbel Leven.

Während sich unter ihrer Führung die Damen von der Katholischen Frauengemeinschaft und der Jungfrauenkongregation im Schankraum der Wirtschaft die Köpfe heiß reden, spitzt Herr Pastur die Ohren. Da geht es um die Einrichtung eines Frauenhauses, aber genauso wird über den neuen Pfarrer und dessen Ankunft spekuliert. "Das soll ein ganz strenger Kerl sein!" Ordentlich Tratsch ist angesagt, als plötzlich die Haushälterin, Silke Pock, mit einem Kind ins Pastorat einzieht. Die Männer des Dorfes schmieden indes beim Wirt (Guido Waßmuth) Pläne zum Bau eines Vereinsheims.

Ganz schön viel Stoff für den gewieften Pfarrer. Mehr wird aber nicht verraten. Nur so viel: Es gibt natürlich ein Happy-End - auch für die beiden Liebespaare. "Im Sampich" gehen sie spazieren. Logisch: Regisseur Handrick hat in die Handlung auch Lokalkolorit eingestreut. Julia und Eva Leven sowie Martin Orth standen bereits als Kinder auf der Bühne. Aber Philipp Gerdhabing, der Niederdollendorfer Junggesellenkönig von 2013, setzt sich wie auch Martin Kauert aus der Junior-Riege erstmals der Lampenfieber-Gefahr aus. Bei der Probe sind sie alle noch ganz entspannt. Der Text sitzt, mit der Mundart sind sie ohnehin bestens vertraut und es gibt auch nichts auszusetzen an Mimik und Bewegung.

Stattdessen heimsen sie Beifall von den Mitspielern ein, die vor der Bühne sitzen. "Du brauchst den Grafen nicht mehr zu heiraten", erklärt "Klempner" Gerdhabing seiner Liebsten. "Sonst geh ich in den Rhing", antwortet Eva. Köstlich wird es auch, als Altstar Alex Blesgen als Taxifahrer aufkreuzt und eine Künstlerin aus Köln (Irma Lob) herbeischafft. Eins steht jedenfalls am Ende fest: Der neue Pastur ist "ne Jung us em Levve"! Und Karl-Willi Weck schreibt im Stück für ihn ein Lied und singt es auf der Bühne. Das Blechbläserquartett "Die Paaferöttche" bläst dazu den Marsch.

Regie

Auch wenn Friedrich Müller die Regie abgegeben hat, ist er weiterhin an seinem Theater interessiert. Der Raumausstattermeister hat beim Aufbau des Bühnenbildes mitgewirkt und ist erfreut, dass es mit der "Sproch- un Spelljrupp" weitergeht. Hans-Theo Handrick ist schon seit 1989 dabei. Der 62-jährige frühere Beamte bei der Stadt Bonn hat sich schon immer für Theater interessiert. "Und zu Hause hatten wir immer ein Faible für die Mundart." Theo Schäfer (61) mischt seit 15 Jahren mit. Handrick überredete den kaufmännischen Angestellten, mit in die Regie einzusteigen.

Vorverkauf

Premiere ist am 30. Oktober. Die Aufführungen finden vom 30. Oktober bis zum 1. November, vom 6. bis zum 8. November sowie vom 13. bis zum 15. November statt. Spielort ist der Jugendhof Rheinland, der seit Kurzem zu den "JUFA-Hotels" gehört, jeweils freitags ab 19 Uhr, samstags ab 18 Uhr und sonntags ab 17 Uhr. Der Eintritt beträgt 12 Euro. Kinder bis 14 Jahre haben freien Eintritt. Vorverkaufsstellen sind Schreibwaren Helbig in Oberdollendorf, "a.nettes Modenhaus" in Heisterbacherrott und Oberpleis sowie der Buchladen Max & Moritz in Oberkassel.

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