Marktplatz Königswinter Das Märchen von den falschen Steinen

KÖNIGSWINTER · Als sich die Siebengebirgsredaktion, verkleidet als chinesische Bauarbeiter, vor zwei Jahren zum Fototermin auf dem Marktplatz traf, hatten wir nur unsere "ungehaltene Büttenrede" an Karneval im Sinn. Besser, als mit einem Motiv vom unvollendeten Platz, der die Gemüter bewegte, hätte man sie nicht illustrieren können.

Hätten wir damals weitergearbeitet, wäre der Platz heute aber sicher fertig. Die Bauarbeiten ruhten zu diesem Zeitpunkt erst recht kurz. Seit September 2011, dem vereinbarten Termin für die Fertigstellung. Pünktlich zum Winzerfest. Doch weil eine Firma angeblich Märchen erzählte, weil sie der anderen den Auftrag nicht gönnte - so sahen es zunächst die Verwaltung und Teile der Politik -, kam der Stein ins Rollen.

Gutachten belegten, dass die missgünstige Firma Recht hatte. Die Baufirma hatte die falschen Steine verlegt. Jedenfalls nicht den bestellten Basaltstein "Gabbro G 308" aus einem chinesischen Steinbruch. Seitdem herrscht auf dem Marktplatz Friedhofsruhe. Nun wäre die Stadt ja ziemlich dumm, wenn sie der Firma nach allem blauäugig vertrauen würde.

Und so zog sie vor den Kadi. Die Stadt strengte im Frühjahr 2012 ein Beweissicherungsverfahren vor dem Landgericht an. Nach vielen netten und weniger netten Gesprächen mit der Baufirma stieg im Dezember 2013 endlich weißer Rauch aus dem Rathaus auf. Anfang Januar geht es weiter, so die frohe Botschaft.

Die schadhaften Steine würden ausgetauscht und die geteerte Fläche vor dem Drachenfelshotel und dem Sea Life Center fertiggestellt. Gestern, am 17. Januar, war es auf dem Marktplatz weiter so ruhig wie immer in den vergangenen zweieinhalb Jahren. Grund: Die Verwaltung will sich nicht noch einmal vorführen lassen.

Erst wenn die Baufirma nachweisen kann, dass sie genügend Steine hat, um die Arbeiten ohne Unterbrechung fertigzustellen, will man sie weiterarbeiten lassen. Das ist der Firma bisher nicht gelungen. An der "Steine-Inventur" im Lager unter der Drachenbrücke, am Standort der Baufirma und beim Steinelieferanten nimmt jetzt auch ein Mitarbeiter der Stadt teil. Vertrauen ist schön und gut, Kontrolle in diesem Fall sicherlich besser.

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