Museumsfest in Königswinter Das Drachenbrot ist der Renner

KÖNIGSWINTER · Auch diesem Drachen ging's garantiert an den Kragen. Dazu bedurfte es allerdings nicht der Herkuleskräfte von Drachentöter Jung Siegfried, sondern nur gesunder Zähne. Beim Museumsfest kreierte Bäckermeister Olaf Dabs sein "Drachenbrot".

Bäckermeister Olaf Dabs hatte beim Drachenbrot-Backen alle Hände voll zu tun.

Bäckermeister Olaf Dabs hatte beim Drachenbrot-Backen alle Hände voll zu tun.

Foto: Homann

Und dieses Tier aus Roggenmischteig mit Nussaugen gefiel dem Publikum so gut, dass der Schöpfer gleich noch mehrere Bestellungen nachformen musste und sie wie die normalen runden Brote in den Steinbackofen schob. Denn das Paradestück des Königswinterer Backofenbau-Gewerbes wurde natürlich auch beim Fest des Siebengebirgsmuseums angeheizt.

Museumsleiter Elmar Scheuren startete die Veranstaltung am Nachmittag mit einem bunten Angebot für die ganze Familie. Fortgesetzt wurde sie mit einem Kabarettabend, der traditionell unter Regie des Bürger- und Verkehrsvereins Alt-Königswinter stand. Er hatte diesmal Norbert Alich engagiert mit dessen Programm: "Der Rhein - die arme Sau!" Im Museumsgarten erlebten rund hundert Zuschauer diesen vergnüglichen Freiluftauftritt mit Ausflügen in die Geschichte, mit Witz und Gesang.

"Wir hatten fast doppelt soviele Kartenwünsche", meinte Vorsitzender Franz-Joachim Thür. Auch Landtagsabgeordnete Andrea Milz ließ sich von Alich das Zwerchfell kitzeln. Sie erhielt prompt den Sonderauftrag, Alichs neue Hymne nach Düsseldorf zu tragen. Denn: "Die Zusammenlegung der beiden Volksgruppen Rheinländer und Westfalen funktioniert nur, weil beide die Hauptstadt Düsseldorf nicht ausstehen können."

Rheinländerin Milz konnte deshalb der Hut nicht hochgehen. Sie hatte sich nämlich zu Beginn quasi "enthütet". Die Politikerin überreichte Elmar Scheuren ihren berühmten Kopfputz mit dem Drachenfels-Motiv, der im Geschichtstempel einen Platz bekommt. Vielleicht steht sie dann ja beim nächsten Museumsfest im Blickfeld der Themenführungen.

Diesmal jedoch ging es um 1000 Jahre Königswinter und die preußische Herrschaft im Rheinland. Immer wieder kündigte Elmar Scheuren Führungen an. Mit Kunsthistorikerin Irene Haberland ging es in die Sonderausstellung "Preußenadler über dem Rhein". Hier bekamen die Teilnehmer dann solche Raritäten zu sehen wie die stilisierten Werkzeuge, mit denen König Friedrich Wilhelm IV.1842 den Grundstein für den Weiterbau des Kölner Doms legte.

Haberland mit Blick auf Hammer und Kelle aus Silber aus der Domschatzkammer: "Das sind quasi Berührungsreliquien." Ihre Kollegin Sandra Laute erklärte die Urkunde aus dem Jahr 1015 von Kaiser Heinrich II., in der Königswinter erstmals erwähnt wird.

Auch am Basteltisch im Garten zeigten Museumsmitarbeiter den Kindern das Monogramm des Kaisers. Gisela Henze: "Alle Buchstaben seines Namens, Henricus Imperator, sind im Monogramm untergebracht." Die Mädchen und Jungen konnten ein Monogramm für ihren eigenen Namen entwerfen, einen Drachenfels-Esel aus einem Bastelbogen auf die Beine stellen oder eine Postkarte mit Grüßen aus dem Siebengebirge fertigen. Beliebt war auch das Museums-Quiz. Beim Rundgang waren die Kinder den richtigen Antworten auf der Spur.

Sie formten und verzierten auch Plätzchen unter Bäcker-Aufsicht. Und während die Kleinen dem lustigen Drachen Siefnir und seinem Raben-Kumpel Kraxdibax aus dem "Puppentheater am Drachenfels" bei der Aufklärung einiger merkwürdiger Ereignisse halfen, wurden ihre Backwerke im Ofen goldbraun.

Nach dieser ganzen Aufregung durfte sich Susanne (6) aus Frohnhardt, die alle Quiz-Fragen richtig beantwortet hatte, aus der Schatztruhe einen Edelstein aussuchen. Erwachsene Besucher mit Kondition schauten dann bis Mitternacht den Film "Wie im Sturm" mit Lili Palmer - nach dem Roman von Eduard Rhein - Ehrenbürger Königswinters und Stifter des Siebengebirgsmuseums.

Kurz gefragt

Norbert Alich (60) stellte im Siebengebirgsmuseum fest: "Der Rhein, die arme Sau!" Mit dem Bonner Kabarettisten, Sänger und Schauspieler sprach Roswitha Oschmann.

Müsste es nicht eigentlich heißen, der Rheinländer - die arme Sau, der es mit den Preußen aushalten musste und später die Westfalen an die Seite gestellt bekam, an denen Sie ja auch kein gutes Haar lassen?
Norbert Alich: Der Rheinländer und der Rhein sind dasselbe. Daher erübrigt sich letzten Endes die Frage. Wenn sich jemand nicht mit dem Rhein identifiziert, kann er sich auch nicht Rheinländer nennen.

Ist eigentlich der Königswinterer die königliche Form des Rheinländers, quasi die Krönung?
Alich: Der Königswinterer hat nun mal mit dem Drachenfels per se die Krone des Rheinlandes auf - und insofern stimmt das.

Sie haben das Lied Willi Schneiders, in dem er den Rolandsbogen besingt, so köstlich vorgetragen. Und vorher meinten Sie, der Rolandsbogen wäre der schönste Aussichtsplatz der Welt, wenn nicht des ganzen Rheinlandes. Ist das Anerkennung oder Beleidigung für Königswinter?
Alich: Es ist eine Realität, denn das ganze Siebengebirge kann man nur von der linken Rheinseite aus bewundern.

Sie sagten: "Zu der Parole ,Los von Berlin‘ stehe ich heute noch!" Warum gründen Sie nicht eigentlich gleich die Rheinische Republik?
Alich: Die Versuche sind ja gemacht worden. Es hat nie gefruchtet. Das ist zu viel Stress.

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