Alte Kelterhaus in Königswinter Das Aus für die traditionsreiche Gaststätte - Pächter gibt auf

KÖNIGSWINTER · Wieder ein neuer Leerstand in der Altstadt. Jetzt hat auch das Alte Kelterhaus an der Hauptstraße geschlossen. Der Pächter des traditionsreichen Restaurants hat aufgegeben. Anstatt als Gasthaus soll das Gebäude nur noch zum Wohnen genutzt werden.

Eigentümer Heinrich Weiler, der das Kelterhaus im Jahr 2006 aus der Insolvenz gekauft hatte, sieht keine Chance mehr, an dieser Stelle gastronomischen Erfolg zu haben. Er wollte das Gasthaus zu neuem Leben erwecken, betrieb das Restaurant zeitweise selbst, veranstaltete dort Jazzkonzerte.

In den vergangenen Jahren wurde das Kelterhaus unter einem Pächter dann zur Fußballkneipe, doch auch das rentierte sich nicht. "Wer nicht auf den Laufwegen der Touristen liegt und auch keinen Biergarten aufweisen kann, hat keine Chance", sagt Weiler. Am besten sei die Kombination Eigentümer und guter Standort.

Im Rückgang der Gastronomie in der Altstadt sieht er eine langfristige Entwicklung. "Man kann nur dann existieren, wenn man sich den neuen Touristenströmen anpasst. Das heißt: eine nachhaltige, gute Qualität und Preise im Rahmen." Die Leute kämen nicht mehr, wie früher, automatisch. Auch das Thema Alkohol spiele heute keine Rolle mehr. Die meisten Leute würden nicht mehr als ein Bier trinken.

Was sich nicht geändert habe, sei die Herkunft der Gäste: Königswinter sei weiter für Holländer eine tolle Gegend. "Wir haben von dort viele Kunden, die alle zwei bis drei Monate da sind." Das heißt im Restaurant Rhein-Promenade an der Rheinallee, das Weiler ebenfalls gehört und das von seiner günstigen Lage profitiert. Außerdem ist der Geschäftsmann über seine Firma oder privat Eigentümer oder Miteigentümer am Margarethenhof auf der Margarethenhöhe, am Domkapitelhof in Rhöndorf und an der Bauernschenke in Oberdollendorf.

Anfängliche Versuche, in der "Rhein-Promenade" gehobene Küche anzubieten, habe man bald aufgegeben. "Crème brulée lief nicht. Wir sind auf Pizza, Eis und Kuchen gewechselt." Das Restaurant sei ein reines Ausflugslokal. "Königswinterer verirren sich nicht dorthin." Die gleichen Probleme wie in der Gastronomie sieht Weiler beim Einzelhandel. "Viele Eigentümer finden keinen Weg, sich gedanklich von ihren hohen Mietvorstellungen zu lösen." Viele Leerstände in der Altstadt müssten nicht sein, wenn da nicht die hohen Mieten wären. "Das wäre in jedem Fall besser, als die Läden drei Jahre leer stehen zu lassen."

Häufig seien es nur die Ein-Euro-Läden, die meinen würden, sich die hohen Mieten leisten zu können. Dann aber oft auch nur für wenige Monate. "Nachhaltigkeit ist sicherlich etwas anderes." Die derzeitigen Kunstprojekte in der Altstadt sieht Weiler ebenfalls eher skeptisch. "Das ist ein alter Trick, den Leerstand aufzuhübschen."

Obwohl die Regionale 2010 für die Stadt ein echter Segen sei ("Der Drachenfels ist ein Magnet"), würden auch von ihr, so Weiler, nur die Objekte an der Rheinallee und der Tourismusachse profitieren. "Der Tagestourist geht über die Rheinpromenade und fährt dann hoch zum Drachenfels oder zur Drachenburg. Auf diesem Weg werden in Zukunft auch neue und vernünftige Lokale entstehen", ist er überzeugt.

Viele Leerstände

31 Leerstände wies das Leerstandskataster der Stadt im März auf, davon allein 18 im Bereich der Fußgängerzone zwischen Drachenfelsstraße und Bahnhofstraße sowie sechs im südlichen Bereich der Hauptstraße, in dem das Alte Kelterhaus liegt. Der Stadtrat hat nach dem schleppenden Verlauf der Altstadtsanierung eine Arbeitsgruppe gebildet, die Projekte und Ziele prüfen soll. CDU- und FDP-Fraktion können sich vorstellen, die Altstadt durch ein Outlet-Center wiederzubeleben.

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