Virologisches Institut der Uni Bonn Zweiter Corona-Fall im Rhein-Sieg-Kreis bestätigt

Siebengebirge · Im Rhein-Sieg-Kreis gibt es einen weiteren bestätigten Fall des Coronavirus. Neben dem Betroffenen in Königswinter wurde nun auch ein Erkrankter aus Bornheim gemeldet.

Ein Mann zeigt einen Abstrich für das Testverfahren auf das Virus SARS-CoV-2. (Symbolfoto)

Ein Mann zeigt einen Abstrich für das Testverfahren auf das Virus SARS-CoV-2. (Symbolfoto)

Foto: dpa/Sebastian Gollnow

Am Abend geht es Schlag auf Schlag. Der erste Fall einer bestätigten Coronavirus-Infektion im Rhein-Sieg-Kreis ist ein 38-jähriger Königswinterer, der in Bonn arbeitet. Das meldete der Leiter des Kreisgesundheitsamts, Rainer Meilicke, auf einer Pressekonferenz im Siegburger Kreishaus am Nachmittag. Drei Stunden später meldete das Virologische Institut der Universität Bonn dem Kreis telefonisch einen weiteren positiven Befund einer Erkrankten – in Bornheim. „Die Kontaktpersonenermittlung und weitere Maßnahmen werden vorgenommen, Näheres können wir erst am Freitag mitteilen“, sagte Kreissprecherin Rita Lorenz dem GA.

In Königswinter hatte sich der Familienvater „beim Arbeitspartner“, der zwei Tage zuvor positiv auf das Coronavirus getestet worden war, infiziert. Aus Datenschutzgründen und um „niemanden zu stigmatisieren“, wollte Meilicke keine detaillierten Angaben machen – nur so viel: Dem Betroffenen geht es gut, er hat keine Symptome und habe „sehr umsichtig gehandelt“, indem er gleich nach Bekanntwerden des positiven Ergebnisses seines Kollegen oder seiner Kollegin einen Test vereinbart und später mit seinem eigenen Fahrzeug zur Uniklinik Bonn gefahren sei.

Kindergärten und Schulen über Coronavirus-Infektion informiert

Seinen letzten Kontakt zum Arbeitspartner habe er am Mittwoch vergangener Woche gehabt. Danach sei er auch nicht mehr zur Arbeit gefahren. Sein positives Ergebnis läge der Kreisgesundheitsbehörde seit diesem Mittwochabend vor. Seitdem stünden die Gesundheitsbehörden, aber auch Königswinterers Bürgermeister Peter Wirtz im telefonischen Kontakt zu dem Mann, der jetzt ein detailliertes Tagebuch darüber führt, zu wem er seitdem Kontakt hatte, um die Infektionskette nach Möglichkeit lückenlos aufzuklären. Über die Infektion seien auch die Kindergärten und Schulen informiert worden, die seine Kinder besuchen.

Welche das sind, wollte Meilicke nicht sagen. Zurzeit würden auch die Familienmitglieder getestet, die Ergebnisse lägen an diesem Freitag vor. Ob die Ehefrau beruflich tätig ist, auch das falle unter den Datenschutz, sagte der Amtsleiter. Der „Familienverbund“ sei gebeten worden, in „Absonderung“ zu bleiben. Darunter verstehe man eine Art milde Stufe der Quarantäne. Zunächst kursierte das Gerücht, dass es sich um ein Unternehmen in Endenich handelte, bei dem eine Mitarbeiterin aus Köln positiv getestet worden war und wo sich der Königswinterer angesteckt haben könnte. Wie Bonns Vize-Stadtsprecher Marc Hoffmann am Abend mitteilte, handelt es sich um ein ganz anderes Bonner Unternehmen. Dort sei ein Corona-Fall bestätigt, bei einem Mitarbeiter aus dem Bergischen Land. Näheres will die Stadt Bonn am Freitag mitteilen.

Ausbreitung des Coronavirus könne nur verlangsamt werden

Die Rechnung von Landrat Sebastian Schuster, vorsorglich einen Krisenstab einzuberufen, sei voll aufgegangen, sagte Gesundheitsdezernent Dieter Schmitz. So hätten alle maßgeblichen Stellen umgehend auf kurzem Wege tätig werden können. Unterdessen habe es eine Telefonkonferenz mit allen Landräten und Bürgermeistern des Regierungsbezirks Köln gegeben, um sich „besser zu strukturieren“, sagte Schuster. Außerdem stehe er in engem Kontakt zum Präsidenten des Robert Koch-Instituts (RKI), Professor Lothar H. Wieler, der in Oberpleis lebt. Dieser habe betont, dass ein Ausbreiten Virus nicht mehr aufgehalten, nur noch verlangsamt werden könnte. „Wir sind erst am Beginn der Epidemie“, sagte Schuster, aber sowohl Kommunen als auch der Kreis seien gut vorbereitet.

Deswegen ruft Meilicke zur Besonnenheit auf. Wer Symptome einer Erkältung oder Grippe hat, soll zunächst seinen Hausarzt kontaktieren, nur bei schweren Symptomen oder einem sicheren Kontakt zu einem bestätigten Corona-Infizierten sei ein Test gerechtfertigt. Meilicke sagte, zurzeit grassiere die schwerste Grippewelle seit zehn Jahren. Allein in der vergangenen Woche seien mehr als hundert Grippefälle gemeldet worden. Zurzeit ist dem Gesundheitsamtsleiter zufolge lediglich die Bonner Uniklinik in unserer Region in der Lage, Labordiagnostik bei Verdacht auf Coronavirus durchzuführen. In Kürze soll ein weiteres kommerzielles Labor in Bonn-Mitte Tests durchführen können, ein Kölner Labor will ab kommender Woche ebenfalls mit Testprodukten zur Verfügung stehen.

Abstriche machen können die Hausärzte und andere Kliniken natürlich auch, sagte Meilicke, der an diesem Freitag mit der Heliosklinik und den GFO Kliniken der Region ein Gespräch über weitere Verfahren führen wird. Dabei soll geklärt werden, wie krank jemand sein muss, um klinisch betreut zu werden. Das RKI würde seine Richtlinien in dieser Frage immer weiter aufweichen.

Weitere Infos und ein Video zur Pressekonferenz auf unserer Themenseite.

Hinweis: In unserer Print-Berichterstattung haben wir geschrieben, dass „Bonn einen weiteren Corona-Fall meldet“. Richtig ist, dass es in Bonn mit Stand Freitagmorgen nur einen bestätigten Infizierten gibt. Es gibt aber einen weiteren Corona-Fall in einem Bonner Unternehmen, der Mann kommt aber aus dem Bergischen Land.

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