Mathe-Genie aus Königswinter Christian Nöbel: "Die internationale Olympiade ist mein Ziel"

KÖNIGSWINTER · Mathematik ist für Christian Nöbel mehr als ein Schulfach – Zahlen sind seine Passion und rechnen kann er meisterhaft. Und das im wahrsten Sinne des Wortes: Unlängst wurde der Schüler des CJD-Gymnasiums in Königswinter zu Deutschlands Mathe-Meister gekürt. Beim Bundeswettbewerb Mathematik hat der 16-Jährige gemeinsam mit elf weiteren jungen Rechenexperten den Bundessieg errungen. Mit dem Abiturienten sprach Gabriela Quarg.

 Auf Mathe-Klausuren muss er sich nicht vorbereiten: Zahlen faszinieren Christian Nöbel.

Auf Mathe-Klausuren muss er sich nicht vorbereiten: Zahlen faszinieren Christian Nöbel.

Foto: Gabriela Quarg

Hand aufs Herz: Musst Du für Mathe-Klausuren in der Schule überhaupt noch lernen?
Christian Nöbel: Mathe-Klausuren sind in der Tat nicht das, worauf ich mich groß vorbereiten muss. Aber ich lese mich natürlich schon vorher ins Thema ein.

Hat man Dir denn in Deinem letzten Schuljahr eigentlich noch etwas beibringen können?
Nöbel: Ich besuche hier an der Schule ja den Exzellenz-Kursus im Rahmen der Begabtenförderung. Da gab es schon einige Bereiche, mit denen ich mich vorher noch nicht so intensiv beschäftigt habe. Stochastik zum Beispiel war relativ neu. Während des Unterrichts habe ich aber sonst meist die Möglichkeit genutzt, mich auf meine Wettbewerbe vorzubereiten.

Steht denn derzeit noch ein Wettbewerb an? Es sind ja bald Abiturprüfungen.
Nöbel: Ich habe ja auch an der nationalen Mathematik-Olympiade teilgenommen und dort ebenfalls einen Bundessieg errungen. Dadurch habe ich mich für das Auswahlverfahren zur Internationalen Mathe-Olympiade qualifiziert. Unter 16 Kandidaten werden die sechs Personen ermittelt, die dann das deutsche Team bilden. Insgesamt werden bei diesem Auswahlverfahren sieben Klausuren geschrieben, alle drei Wochen eine. Die ersten beiden habe ich schon hinter mir.

Und wie ist es gelaufen?
Nöbel: Die erste war nicht so toll, die zweite erheblich besser. Mal sehen, wie es weitergeht. Die Teilnahme an der Internationalen Mathe-Olympiade ist mein Traum und mein großes Ziel.

Musstest Du bei der Endausscheidung des Bundeswettbewerbs auch eine Klausur schreiben?
Nöbel: Nein, man musste ein einstündiges Gespräch mit einem Hochschulprofessor und einem Lehrer über mathematische Themen führen. Dabei ging es weniger darum, unter Beweis zu stellen, was man alles weiß, sondern darum, dass man in der Lage ist, sich Lösungen für mathematische Probleme zu erarbeiten.

Was war dabei für Dich die größte Herausforderung?
Nöbel: Dass man sich nicht wirklich darauf vorbereiten konnte. Als Thema hätte jeder Bereich aus der Mathematik vorkommen können. Das hat mich nervlich schon ganz schön angespannt.

Was machst Du vor Prüfungen, um dich abzulenken?
Nöbel: Meistens gehe ich am Tag vorher bei uns durch den Wald spazieren und versuche, einfach nicht daran zu denken.

Wie sehen Deine Pläne für die Zeit nach dem Abitur aus?
Nöbel: Momentan ist es für mich ganz schwer zu fassen, dass die Schule schon in knapp vier Wochen aufhört. Was ich später mal beruflich machen möchte, weiß ich noch nicht. Auf jeden Fall aber etwas mit Mathe, weil es das ist, was mir Spaß macht. Deshalb werde ich ab Herbst auch in Bonn Mathematik studieren.

Das Mathematische Institut dort kennst Du ja schon.
Nöbel: Ja, ich habe im Rahmen eines Schülerstudiums dort studieren können. An der Uni haben wir auch über Themen gesprochen, die später beim Kolloquium im Bundesfinale vorkamen.

Wie sind Dir als Schüler denn die Studenten dort begegnet?
Nöbel: Anfangs haben einige schon verwundert geguckt. Das Schöne war, dass ich einen ehemaligen Wettbewerbsteilnehmer getroffen habe, der nun studiert. Mit ihm habe ich viel Zeit verbracht.

Wie viele Stunden am Tag beschäftigst Du Dich mit Mathematik?
Nöbel: Das ist unterschiedlich. Wenn ich am Wochenende an Seminaren teilnehme, dauern die schon mal von 9 bis 21 Uhr abends. Aber es gibt auch Tage, da brauche ich mal was Abstand und mache gar nichts. Aber mir macht Mathe eben einfach Spaß.

Und weshalb?
Nöbel: Wenn man eine Aufgabe anschaut, für die man zuerst keine Lösung hat, sich dann intensiv damit beschäftigt, und es einem plötzlich wie Schuppen von den Augen fällt – dieser Augenblick ist einfach toll. Darin liegt für mich die Faszination der Mathematik.

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