Franca Perschen im Amtsgericht Königswinter Blick auf etwas sehr Persönliches

KÖNIGSWINTER · "Abstellraum der Hirngespinste" betitelte Franca Perschen einige ihrer Bilder. Was es mit diesen Arbeiten auf sich hat, die dünne, weiße, verwobene Linien auf schwarzem Untergrund zeigen und gerade im Flur des Amtsgerichts Königswinter zu sehen sind, erläuterte Helmut Reinelt zur Ausstellungseröffnung unter dem Motto: "Tag für Tag - Spurensuche".

 Einige Haarsträhnen aus einem Friseursalon an der Hauptstraße ninspirierten Franca Perschen zu Collagen.

Einige Haarsträhnen aus einem Friseursalon an der Hauptstraße ninspirierten Franca Perschen zu Collagen.

Foto: Frank Homann

Perschens Mitstreiter im Verein "antiform" war quasi Zeuge des Entstehungsprozesses. Reinelt schilderte, wie Franca Perschen beim Großprojekt "Endstation" im alten Königswinterer Krankenhaus eine alte Abstellkammer bezogen hatte, sie komplett mit schwarzer Tusche grundierte und dann mit einem Dremel, einem Multifunktionswerkzeug, an den Wänden, an der Decke und am Boden Linien eingravierte. "Das war ein Blick in ihr Inneres", sagte Reinelt, "ihre Emotionen waren förmlich zu spüren."

Reinelt, der mit Franca Perschen die "Endstation" organisiert hatte, dokumentierte das Geschehen im Gebäude und auch den Abriss. "Da war dann plötzlich Licht in diesem Abstellraum, weil eine Wand weg war. Das sehr Persönliche kam hinaus in die Öffentlichkeit und wurde pulverisiert." Geblieben sind aber die Werke auf Papier.

Franca Perschen gehe gern in Räume, lasse sie auf sich wirken, erläuterte Helmut Reinelt die Vorgehensweise der stellvertretenden Vorsitzenden von antiform. Das galt nicht nur für das Krankenhaus Sankt Josef, sondern auch für den Friseursalon an der Hauptstraße, den die Kunstinitiative antiform vor der Neuvermietung "bespielte". Hier fand im Salon regelmäßig Theater statt. Und die in Rheinbreitbach lebende freie Künstlerin, Jahrgang 1967, fertigte Zeichnungen und Collagen an mit Ansichten und Relikten dieses Geschäftes: da einige Haarsträhnen, dort ein Terminkalender.

"Kunst ist für mich eine Sprache. Sie wird oft in einem sehr individuellen Code formuliert. Ich bin immer begeistert, wenn das jemand sehr ernst nimmt", sagte Helmut Reinelt. Vizebürgermeister Sokratis Theodoridis eröffnete die Ausstellung gemeinsam mit Martin Rößler, dem stellvertretenden Leiter des Amtsgerichts. Er wünschte auch dieser Ausstellung, die zum Programm der 13. Königswinterer Kunsttage gehört, viele Besucher. "Ich bin kein Kunstkenner, ich verlasse mich auf mein Gefühl", meinte Theodoridis und vertiefte sich in die Endlos-Linien Weiß auf Schwarz. oro

Die Ausstellung im Amtsgericht, Drachenfelsstraße 41, ist bis zum 2. Oktober, montags bis freitags von 8 bis 16 Uhr zu sehen. Internet: www.francaperschen.de

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