Umbau in Pflegeheim sorgt für Streit Beim Kaiser-Palais in Königswinter droht ein Rechtsstreit

Königswinter · Das ehemalige Adam-Stegerwald-Haus in der Altstadt wird seit Jahren in ein Pflegeheim umgebaut. Die Wohneigentümergemeinschaft und die ehemalige Baufirma werfen sich gegenseitig erhebliche Versäumnisse vor. Geht der Fall vor Gericht?

 Eine neue Baufirma soll das Kaiser-Palais bis April fertigstellen. Die Gerichte wird der Fall wohl noch länger beschäftigen.

Eine neue Baufirma soll das Kaiser-Palais bis April fertigstellen. Die Gerichte wird der Fall wohl noch länger beschäftigen.

Foto: Frank Homann

Das Kaiser-Palais in Königswinter dürfte ein Fall für die Gerichte werden. Zwischen der Wohneigentümergemeinschaft (WEG), die das ehemalige Adam-Stegerwald-Haus in der Altstadt in ein Pflegeheim mit 80 Plätzen im stationären Bereich umbauen und erweitern lässt, und der ehemaligen Baufirma ist ein heftiger Streit entbrannt.

Die WEG hatte mitgeteilt, dass der Generalunternehmer, die Gersdorfer Bau- und Immobiliengesellschaft mbH in Essen, die Baustelle im April 2019 ohne plausible Begründung verlassen habe. Bereits nach der Insolvenz einer anderen Firma im Jahr 2017 hätten sich die rund 70 bundesweit verteilten, einander nicht bekannten Teileigentümer „in einem beispiellosen Kraftakt“, so die WEG, zusammengefunden und den Weiterbau in Eigenregie beschlossen.

Fertigstellung sei jetzt am 1. April vorgesehen

Auch nach dem Ausscheiden der Gersdorfer Bau- und Immobiliengesellschaft sei es der Eigentümergemeinschaft gelungen, den Fortgang der Arbeiten und die Weiterführung des Projektes in Zusammenarbeit mit der Firma Domizil in Brühl zu sichern. Als Fertigstellungstermin sei jetzt der 1. April 2020 vorgesehen, wobei sich Sonderwünsche des Pächters und behördliche Abnahmen stets verzögernd auswirken könnten. Pächter ist die Gut Köttenich GmbH in Jülich.

Die Gersdorfer Bau- und Immobiliengesellschaft stellt nun klar, dass sie nie als Generalunternehmer tätig gewesen sei. „Vielmehr hatten wir einen Auftrag zur Fertigstellung der seinerzeit noch nicht fertig gestellten Leistungen – jedoch nicht zur Mängelbeseitigung“, teilt Stefan Hammerich für die Gesellschaft mit. Auch habe man die Baustelle nicht ohne plausible Gründe verlassen. Stattdessen habe man auf verschiedenste Hinderungsgründe hingewiesen, die die eigene Firma in der Erbringung der Leistung einschränken und behindern würden. Dazu hätten die „vollkommen desolate Elektroinstallation“, umfangreiche Mängel in den fertigen Bereichen und eine Vielzahl von Mängeln in der Bausubstanz, insbesondere hinsichtlich fehlender oder falsch ausgeführter Brandschottungen, gezählt.

„Trotz unserer ständigen Hinweise ist hier keinerlei Anpassung der Baugenehmigung als auch insbesondere des Brandschutzkonzeptes erfolgt.“ Eine Anpassung der Baugenehmigung – jedoch ohne Brandschutzkonzept – habe es erst nach dem eigenen Ausscheiden im Frühsommer 2019 gegeben. Aus all diesen Gründen habe man die Kündigung erklärt. Erschwerend seien Zahlungsverzüge durch die WEG hinzugekommen.

„Wir werden in Kürze unsere Restforderung von ca. 1,3 Millionen Euro gegen die WEG geltend machen“, so Hammerich. „Aufgrund der Herangehensweise des Bauherrn sehen wir hier große Gefahren für die Sicherheit – insbesondere Brandschutz und Elektro – an dieser Baustelle.“

Eine Dokumentation der Bauteile nebst Zulassungen und Fachunternehmererklärungen liege nicht vor. Darüber hinaus entspreche das Brandschutzkonzept nicht dem tatsächlich Gebauten. Für den Beirat der Wohneigentümergemeinschaft stellt Burkhard Rieke nun fest, dass man mit der Gersdorfer Bau- und Immobiliengesellschaft einen Vertrag über die Fertigstellung zum Festpreis gehabt habe, der die aus Zeitersparnis schon zuvor beauftragten Leistungen Elektro und Sanitär nicht umfasst habe, „wohl aber die von ihm geschuldete Bauleitung erfordert hätte, Mängel im Elektrogewerk nicht nur zu kommentieren, sondern zu korrigieren oder ihr weiteres Entstehen zu unterbinden“.

Außerdem sei die WEG mit immer neuen Zusatzforderungen konfrontiert worden, die sie zum Teil – wie die Beseitigung eines alten Öltanks, von dessen Existenz niemand vorher wusste – anerkannt, zum größeren Teil jedoch auch abgelehnt habe.

Zwölf bis 15 Tagespflegeplätze geplant

Mangelhafte Leistungen der Elektrofirma hätte man umfangreich korrigieren lassen müssen. Aber auch manche Bauleitungen der Baufirma wie der Aufzugschacht, der Speiseaufzug, das Glasdach der alten Villa und Türöffnungen hätten sich als mangelhaft oder den Plänen nicht entsprechend herausgestellt und mit einigem Aufwand korrigiert werden müssen. Auf der Baustelle habe sich im vergangenen Jahr so viel getan, dass sich Hammerich über den gegenwärtigen Stand kein Urteil erlauben könne.

„Die wechselnde Regie im Kaiser-Palais in Königswinter hat einige Probleme mit sich gebracht. Die Eigentümergemeinschaft hat diese nicht gewollt und nicht verursacht. Wir stehen dennoch zu dem Projekt und werden es fertigstellen“, so Rieke. Dies gehe nur in Kooperation mit den Behörden, die ihre Genehmigungen erteilen müssten, und mit denen man in engem Kontakt stehe.

Zusätzlich zu den 80 stationären Plätzen sind im Kaiser-Palais mehrere Einheiten für betreutes Wohnen und zwölf bis 15 Tagespflegeplätze geplant. Bei Baubeginn im Frühjahr 2016 waren die Bauherren noch von einer Fertigstellung im Jahr 2017 ausgegangen.

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