Interview mit Leo Meis von der Eudenbacher Wehr "Bei Spottpreisen lohnt ein genauer Blick"

Feuerlöscher können im Extremfall über Leben und Tod entscheiden. Über den richtigen Umgang und die regelmäßige Wartung der Geräte weiß der Löschgruppenführer der Feuerwehr Eudenbach, Leo Meis, bestens Bescheid.

 Ausrangiert: Tatsächlich schon mehrere Jahrzehnte alt ist der Pulverlöscher, den Ralf Wiesemann (links) bei Leo Meis abgibt.

Ausrangiert: Tatsächlich schon mehrere Jahrzehnte alt ist der Pulverlöscher, den Ralf Wiesemann (links) bei Leo Meis abgibt.

Foto: Frank Homann

Mit ihm sprach Alev Dogan.

Herr Meis, Feuerlöscher müssen in Deutschland alle zwei Jahre auf ihre Tauglichkeit geprüft werden...

Leo Meis: Bei unserer letzten Prüfung hat mir ein Bürger einen 43 Jahre alten Feuerlöscher in die Hand gedrückt. Der seit den 80er Jahren nicht mehr geprüft wurde...

Das ist wahrscheinlich nicht so gut.

Meis: Nein. Wenn die Löscher nicht regelmäßig überprüft werden, kann allerhand mit ihnen passieren. Der Druck kann abfallen, die Sicherung kann sich ablösen. Vor kurzem hatte ich einen, dessen Sicherungsring abgegangen war. Wenn so ein Teil im Auto liegt und dann etwas gegen den Auslösehebel drückt, geht der Feuerlöscher los. Und das geht selten gut. Zumindest kann man von einem kostspieligen Schaden ausgehen. Außerdem kann sich bei Pulverlöschern das Pulver absetzen und fest werden. Das alles schadet der Funktionsfähigkeit.

Wer prüft die Löscher? Was passiert bei einer solchen Prüfung?

Meis: Die Prüfer gehören Firmen an, die beim TÜV ihr Zertifikat erlangen oder einen staatlichen Sachkundenachweis vorweisen. Die kontrollieren dann die Löscher von A bis Z. Das heißt, dass zum Beispiel Pulverlöscher geöffnet werden und das darin enthaltene Löschmaterial - also das Pulver - begutachtet wird.

Gibt es bessere und schlechtere Löscher?

Meis: Generell gibt es für Haushalte den Pulver-, den Schaum-, Wasser- und CO2-Löscher. Der Pulverlöscher ist am häufigsten verbreitet und bei Haushalten mit Ölheizung Pflicht. Abgesehen von der Ölheizung ist aus unserer Sicht heutzutage der Schaumlöscher zu empfehlen. Seine Anwendung ist benutzerfreundlicher. Pulver vernebelt. Das heißt, wenn ich ihn zu Hause benutze, ist so ziemlich alles danach verstaubt. Die darin enthaltenen Salze greifen alles an, womit sie in Berührung kommen - insbesondere Geräte, die Scharniere enthalten. Eine in der Nähe der Brandquelle stehende Musikanlage zum Beispiel ist danach nur unter großen Schwierigkeiten wieder in Gang zu setzen - wenn überhaupt. Den Inhalt des Schaumlöschers können sie sich ähnlich wie Rasierschaum vorstellen. Seine Löschkraft liegt darin, das brennbare Material von Sauerstoff zu trennen. Nach seinem Einsatz ist der Schaum einfach zu entfernen. Er ist neuzeitiger und dadurch auch etwas teurer.

Wie teuer ist ein Feuerlöscher?

Meis: Im Fachhandel kostet ein Schaumlöscher etwa 120, ein Pulverlöscher etwa 90 Euro. Beim Kauf sollte man aber allgemein vorsichtig sein. Wenn ein Discounter mit Spottpreisen lockt, lohnt sich ein genauer Blick. Als Laie achtet man vielleicht nur auf die Kilo- oder Literangabe. Es kommt jedoch nicht auf die Schwere des Geräts an. Ein Löscher mit der Leistungsklasse 34A hat mehr Löschvermögen als einer mit der Klasse 27A. Trotzdem können beide sechs Kilogramm wiegen. Ich sage immer: Bei Unsicherheiten zur örtlichen Feuerwehr gehen und nachfragen. Es gehört zu unserem Aufklärungsauftrag, die Bürger auch bei diesen Fragen zu beraten.

Wenn man einen Feuerlöscher erstanden hat, wo bewahrt man ihn am besten auf?

Meis: Immer da, wo man persönlich die Brandgefahr am höchsten einstuft. Sie sind leidenschaftlicher Griller? Der Feuerlöscher gehört auf die Terrasse. Sie haben gerne romantische Kerzenstimmung? Der Feuerlöscher gehört ins Wohnzimmer. Sie haben einen Gasherd? Dann gehört der Feuerlöscher in die Küche. Und er sollte immer so platziert sein, dass auch Gäste ihn sofort sehen können. Auch wenn er nicht ihr hübschestes Mobiliar ist, darf er nicht abgeschlossen oder hinter Türen versteckt werden.

Muss ich einen Feuerlöscher im Auto haben?

Meis: Müssen nicht. Generell gibt es nur in Haushalten mit Ölheizung eine Pflicht, Feuerlöscher aufzubewahren. Aber es ist ratsam, einen Feuerlöscher im Auto zu haben. Wenn es im Auto zu einem Brand kommt, dann meistens, wenn der Wagen in Betrieb, der Fahrer also dabei ist. Einem Kabelbrand kann man somit sehr schnell entgegenwirken und spart sich eventuelle Schwierigkeiten mit der Versicherung.

Haben Sie einen im Auto?

Meis: Ja! Ich möchte jedoch noch einen Aspekt ergänzen: Vor dem Feuerlöscher kommt der Rauchmelder. Es gibt deutlich mehr Opfer, die an einer Rauchvergiftung sterben als durch ein Feuer. Das kann man mit diesen kleinen Geräten verhindern. Bei Rauch piepsen die so laut und fies, das weckt einfach jeden.

Rauchmelderpflicht in NRW

Der nordrhein-westfälische Landtag hat den Paragraf 49 der Landesbauordnung um mehrere Punkte ergänzt. Für Neu- und Umbauten gilt die Einbaupflicht von Rauchwarnmeldern bereits seit April 2013.

Für bestehende Wohnungen gibt es eine Einbaufrist bis zum 31. Dezember 2016. Mindestens ein Rauchmelder ist einzubauen in allen Schlafräumen, Kinderzimmern und Fluren, die über Rettungswege von Aufenthaltsräumen führen.

"Heutzutage haben Kinder mehrere Dreifachsteckdosen in ihren Zimmern für Computer oder Spielkonsolen. Dadurch ist die Brandsituation gefährlicher geworden als früher", so Löschgruppenführer Leo Meis. Umso wichtiger sei es, in Kinderzimmern entsprechende Rauchmelder anzubringen.

Verantwortlich für den Einbau ist der Eigentümer, für die Betriebsbereitschaft der Besitzer, demnach bei Mietwohnungen der Mieter.

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