Erst operieren, dann komponieren Bad Honnefer Neurochirurg zwischen Medizin und Musik
Siebengebirge · Johannes Kuchta hat zum Stadtjubiläum das "Lied für Königswinter" geschrieben. Er spielt und singt in einer Band und empfindet das als Gegenpol zur anstrengenden Chirurgenjob. Der Mann, der in zwei Welten zu Hause ist, wohnt in Bad Honnef.
An diesem Morgen hat Johannes Kuchta schon eine kleine Operation im Bad Honnefer Krankenhaus hinter sich. Eine Musikerkollegin hatte eine Fußheberschwäche. Ein kleines Stück der Bandscheibe war herausgebrochen und musste entfernt werden.
Ein Fall für den Wirbelsäulenchirurgen. Mit Bandscheiben geht der 53-jährige Bad Honnefer wahrscheinlich genauso gelassen um wie mit Fotografen.
Denn: Wie stellt man auf einem Foto einen Menschen dar, der Mediziner, Musiker und Songwriter ist, der aber auch ein wunderschönes Heim und einen Hund namens Tito hat, den man einfach nicht ignorieren kann?
Nach einigem Überlegen muss Tito auf den Arm und der Musiker ans Klavier; da bleiben die medizinischen Lehrtafeln vom menschlichen Körper und die schöne Aussicht eben mal auf der Strecke. Kuchta macht das jedenfalls alles in Seelenruhe mit.
Verein "Gesundes Bad Honnef" gegründet
Seit einigen Monaten begegnet man dem Mann in den Medien in den unterschiedlichsten Rollen. Neuerdings ist er Gründungsvorsitzender des Vereins „Gesundes Bad Honnef“, und er ist auch Komponist und Interpret des „Lieds für Königswinter“ zum Stadtjubiläum.
Dazu kommen immer wieder Auftritte als Musiker mit verschiedenen Bands. Sein Favorit ist dabei die Band mit den Berufsmusikern Marcus Schinkel, Fritz Roppel und Wim de Vries. Das erste Album der „Voyager IV“ wird demnächst bei einem amerikanischen Label erscheinen. Kuchta komponiert und singt, spielt aber auch Percussion und Saxofon. Konzertbesucher berichten, seine Stimme erinnere an Musiker wie Sting, Peter Gabriel oder Greg Lake.
„Meine Musikerkollegen sind gute Leute und es motiviert mich, mit Musikern zusammenzuspielen, die das im Hauptberuf machen. Gleichzeitig kann ich dabei gelassener und selbstbestimmter sein, da ich von der Musik nicht meine Miete bezahlen muss“, sagt er.
Professionell im Beruf, erfolgreich im Hobby
Die Medizin bleibe natürlich sein Hauptberuf. Trotzdem ist er mit der Musik erfolgreich. Mit Auftragsproduktionen für Werbung, Theater und Film oder Videos seiner Band mit teilweise mehr als 6000 Clicks hat er schon eine größere Öffentlichkeit erreicht.
Die Tür zum Wohnzimmer geht auf und Tito kommt herein. Offensichtlich neugierig auf den unbekannten Besuch. Das Wohnzimmer mutet eher an wie ein Salon. Anders kann man den Raum mit den tiefen Ledersesseln, dem offenen Kamin, einer Buddha-Statue und einem Ausblick bis in die Eifel nicht nennen.
Hier ist alles übersichtlich angeordnet – im Gegensatz zum Tonstudio eine Etage tiefer, in dem sich eine große Zahl von Musikinstrumenten findet, darunter zahlreiche exotische Percussioninstrumente. Verständlich, dass Kuchta diesen Platz nicht mehr eintauschen möchte.
Seit sieben Jahren wohnt er in Bad Honnef, nach vielen Jahren in Köln und Forschungsaufenthalten im Ausland. Zuerst in einer Wohnung an der Girardetallee. Dann fanden er, seine Frau Nesrin Calagan und die beiden Söhne Kaya (16) und Kato (11) ihr Traumhaus.
Fit durch tägliches Yoga und Laufen
Am Cura-Krankenhaus wurde ein Wirbelsäulenchirurg gebraucht. In der Rücken-Sparte gibt es immer einen stabilen Bedarf. Mittlerweile arbeitet Kuchta jeweils zwei Tage pro Woche in Bad Honnef und am Schwesterkrankenhaus in Beuel sowie in seiner Praxis in Bonn. Donnerstags hat er oft sechs oder sieben Operationen. Dafür hält er sich durch tägliches Yoga und regelmäßiges Laufen fit.
„Ich bin in Bad Honnef in fünf Minuten im Krankenhaus“, sagt er. Für diese Freiheiten hat er gerne auf seinen gelernten Beruf als Gehirnchirurg verzichtet. Die Wirbelsäule reizt ihn durchaus auch. „Es interessiert mich, mit den neuen minimalinvasiven Techniken in den Körper reinzuschleichen und die Ursache der Krankheit ohne Kollateralschaden zu beseitigen – fast wie ein Einbrecher“, sagt er. Wirbelsäulenchirurgie könne er auch an einem kleinen Krankenhaus machen.
Schön findet er auch, dass er die Medizin und die Musik so ideal miteinander verbinden kann. „Ich habe hier Freunde gefunden, mit denen ich in beiden Bereichen zusammenarbeiten kann. Ich fühle mich richtig in der Stadt angekommen“, sagt er.
So könne es vorkommen, dass er mit seinem Kollegen, dem Anästhesisten Stefan Wirz, am Morgen im Krankenhaus Seite an Seite operiert und abends gemeinsam Musik macht – wie beim „Song für Bad Honnef“.
Für einen anderen Anästhesisten hat Kuchta ein Lied komponiert. Zur Pensionierung von Michael Höller nahm er die Worte auf, die der Narkosearzt bei jeder Einleitung sprach, um die Patienten zu beruhigen. Daraus wurde die Komposition „Träumen Sie von was Schönem“.