Siebengebirgsmusuem in Königswinter Ausstellung in Königswinter zeigt Landschaftsfotos von August Sander

Königswinter · Landschaftsfotografien des Siebengebirges und des Rheinlands des Fotografen August Sander sind ab November in Königswinter zu sehen. Die Vorbereitungen gestalten sich als aufwendig.

 Übergabe (v.l.): Elmar Scheuren, Albert Plümer, Peter Krämer, Gabriele Conrath-Scholl, Peter Wirtz.

Übergabe (v.l.): Elmar Scheuren, Albert Plümer, Peter Krämer, Gabriele Conrath-Scholl, Peter Wirtz.

Foto: Frank Homann

Internationale Anerkennung genießt der bereits 1964 verstorbene Fotograf August Sander wegen seines Porträtwerks „Menschen des 20. Jahrhunderts“. Weniger bekannt sind seine Landschaftsfotografien, die von November 2017 bis April 2018 Thema einer Ausstellung im Siebengebirgsmuseum sein werden.

Im Anschluss an die Zisterzienser-Ausstellung „Was war, Was ist, Was bleibt“, die noch bis zum 5. November läuft, soll die Sander-Ausstellung gezeigt werden. Vorläufiger Arbeitstitel „Das Gesicht der Landschaft. Rheinland und Siebengebirge“. Neben Klassikern des Fotografen werden dort viele Schwarz-Weiß-Aufnahmen von Landschaften, Orten, Naturdenkmälern, aber auch von Pflanzen erstmals zu sehen sein.

Am Dienstag überbrachte Albert Plümer, ehrenamtlicher Botschafter des Fördervereins der NRW-Stiftung, die Förderzusage der Stiftung Natur-Heimat-Kultur für das Ausstellungsprojekt. Bis zu 9600 Euro steuert die Stiftung dazu bei. „Wir hoffen, dass der Betrag Ihnen die nötige Handlungsfreiheit gibt“, sagte Plümer.

Aufwendige Vorbereitungen

Unmittelbarer Empfänger des Geldes ist der Heimatverein Siebengebirge, der die Fotoschau zusammen mit dem Siebengebirgsmuseum und der Photographischen Sammlung/SK Stiftung Kultur – August Sander Archiv mit Sitz in Köln ausrichtet. „Der Betrag der NRW-Stiftung fehlte uns an der Gesamtfinanzierung“, sagte Peter Krämer, der Vorsitzende des Heimatvereins. Weitere Geldgeber sind das Land, die Stadt Königswinter und die Kulturstiftung der Kreissparkasse Köln, die hinter der Photographischen Sammlung steht.

Krämer verbindet mit der Ausstellung zwei persönliche Wünsche: „Ich hoffe, dass wir August Sander in seinem Wirken als Landschaftsfotograf kennenlernen, und dass das Siebengebirgsmuseum größere Bekanntheit gewinnt und in seiner Rolle als Publikumsmagnet gestärkt wird.“

Bürgermeister Peter Wirtz hob das wiederholte finanzielle Engagement der NRW-Stiftung in der Stadt hervor. „Die Stiftung hat ganz viele Projekte in Königswinter gefördert.“ Neben der Sanierung sakraler Gegenstände und der Finanzierung des Siebengebirgsmuseums sei hier vor allem die Sanierung von Schloss Drachenburg zu nennen.

Tausende Negative müssen gesichtet werden

Die Vorbereitung der Ausstellung wird dabei äußerst aufwendig werden. Für 60 bis 80 Fotos, die schlussendlich ab November im Museum zu sehen sind, müssen mehrere tausend Negative gesichtet werden, wie die Leiterin der Photographischen Sammlung, Gabriele Conrath-Scholl, am Dienstag berichtete. Das gesamte August-Sander-Archiv, das dessen Enkel Gerd Sander im Jahr 1992 der Stiftung vermacht hatte, umfasst 10 700 Negative.

Dabei werden sich die Ausstellungsbesucher davon überzeugen können, dass der August Sander die Landschaftsfotografie ähnlich gut beherrschte wie die Porträtfotografie, auch wenn die Landschaftsaufnahmen zu seinen Lebzeiten noch klar in deren Schatten standen. So wurde zum Beispiel das Buch „Rheinlandschaften, 1929 bis 1946“ erst 1975, elf Jahre nach Sanders Tod, veröffentlicht.

Das Siebengebirge lag dem Fotografen dabei besonders am Herzen. So fasste er ein Konvolut von zwölf Fotografien, die er 1930 dort aufgenommen hatte, in einer Mappe zusammen, die 1935 auch als Heft veröffentlicht wurde. Dabei stellte er Bezüge zu den Porträts her und sprach von einer „Physiognomie“ der Landschaft.

Wechselspiel zwischen Mensch und Natur

Das Wechselspiel zwischen der Natur und dem menschlichen Wirken in ihr wird bei der Ausstellung im Siebengebirgsmuseum in zahlreichen Fotografien der Wolkenburg zu sehen sein. Der Berg, auf dem sich einst eine Burg und später ein Steinbruch befanden, gehörte zu den Lieblingsplätzen des Fotografen. Ihm wird ein besonderer Schwerpunkt gewidmet werden. Im Siebengebirge fand Sander einen Ruhepunkt, als seine Fotografien 1936 von den Nationalsozialisten beschlagnahmt wurden und sein Sohn zehn Jahre lang als politischer Gefangener im Siegburger Zuchthaus saß.

Von „innerer Emigration“, wie Sanders Landschaftsfotografie schon mal bezeichnet wurde, möchte Conrath-Scholl jedoch nicht sprechen. „Es gab eine grundsätzliche Verbundenheit zur Natur. Sander interessierte die Frage, wie alles miteinander zusammenhängt.“

Dabei nahm er sich in der Landschaft zum Fotografieren oft viel Zeit. Überliefert sind die Worte, die er zu seinem ungeduldigen Sohn sprach: „Die Wolken sind nicht am richtigen Platz. Wir müssen warten.“

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