Glosse: So gesehen Aus die Maus

Meinung | Königswinter · Kleine Feldmäuse sind besonders in alten Fachwerkgemäuern ein häufiger Gast. Wie gut, wenn Katzen für die nötige Ordnung sorgen. Doch wenn man den Tieren bei ihrem tödlichen Katz-und-Maus-Spiel mal zuguckt, muss man manchmal auch eingreifen. Auch wenn die Folgen nicht die angenehmsten sind.

 Erst spielt die Katze mit der Maus, doch meist endet das Katz-und-Maus-Spiel für den kleinen Nager tödlich.

Erst spielt die Katze mit der Maus, doch meist endet das Katz-und-Maus-Spiel für den kleinen Nager tödlich.

Foto: dpa (Symbolfoto)

Grundsätzlich habe ich nichts gegen Nager. Gerade Feldmäuse finde ich geradezu possierlich. Was natürlich nicht heißt, dass ich sie gerne als Untermieter habe. Da wir aber in einem alten Fachwerkgemäuer leben, sind die kleinen Rodentia häufiger bei uns zu Gast, als wünschenswert ist. Besonders, wenn man deren Hinterlassenschaften in Küchenschränken entdeckt oder sie vorwitzig hinter dem Computermonitor hervorlugen.

Wir entschieden uns für eine natürliche Bekämpfungsmethode - drei Stubentiger halten seitdem die Hütte sauber und Mäuse fern. Meistens zumindest, im Herbst werden die Nager frech und kommen trotz der kleinen Katzenarmee ins Haus.

Was dann folgt, ist der Lauf der Natur. Zwar gehöre ich nicht zu den Menschen, die glauben, dass Fleisch im Supermarkt wächst. Aber als Großstädter ist meine lautstark geäußerte Bewunderung für die tote Maus, die mir meine Katzen stolz ans Bett bringen, doch zum großen Teil gespielt.

Nun aber hat sich die Situation zugespitzt. Das hohe, herzzerreißende Fiepen aus dem Flur ließ sich nicht überhören. Verzweifelt. Ausdauernd. Nervtötend. Ein Blick die Treppe hinauf zeigt ein kleines braunes Fellbündel mit riesigen Knopfaugen in die Ecke einer Treppenstufe gepresst. Drumherum drei Felidae. Lauernd. Abwartend.

Ja, ich habe versagt. Ich habe es nicht übers Herz gebracht, einfach zuzusehen. Also habe ich mir den kleinen Nager beherzt gegriffen, um ihn ins Freie zu tragen. Dumm, ich weiß. Denn leider wusste die Maus anscheinend nicht, dass ich sie retten wollte. Stattdessen hat sie mir ihre durchaus scharfen Zähnchen in den Finger und die Krallen in die Handfläche gehauen. Blutstropfen pflasterten meinen Weg ins Freie. Dort angekommen, hatte das fiese Kerlchen offenbar Blut geleckt und war nicht bereit, die Flucht in den nächsten Busch anzutreten. Vielmehr blieb die Maus trotz Schüttelns fest in meinen Finger verbissen. Erst ein fester Ruck am Schwanz zeigte schließlich Wirkung.

Während sich das zum heldenhaften Angreifer mutierte Opfer aus dem Staub machte, durfte ich meine Wunden pflegen. Kein Problem, versichert der Hausarzt telefonisch: alle Impfungen im grünen Bereich. Und sollte sich doch etwas entzünden, dann sei sowieso nicht er, sondern ein Chirurg zuständig, so sei das bei Mäusebissen. Na, wenigstens bin ich offenbar nicht die einzige Idiotin.

Das nächste Mal weiß ich es besser. Da dürfen meine Raubtiere erbarmungslos zuschlagen. Und falls doch nicht, habe ich die Skihandschuhe vom Dachboden geholt.

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