Notunterkunft am Palastweiher in Königswinter Aufbau bis zur letzten Minute

KÖNIGSWINTER · Die Böden der Zelte waren noch nicht ganz trocken, da wurden schon die Betten aufgestellt. Bis zur letzten Minute wurde Freitagnachmittag an der Notunterkunft für 100 Flüchtlinge in und an der Turnhalle Palastweiher gearbeitet, um alles fertigzustellen.

Denn die Flüchtlinge sollten früher als erwartet eintreffen. Dann aber war es doch kurz vor 19 Uhr, bevor der erste von zwei Bussen vorrollte. Bürgermeister Peter Wirtz und Sozialdezernentin Heike Jüngling sowie viele Mitarbeiter und ehrenamtlichen Helfer begrüßten die Neuankömmlinge. Die Stadt hatte zuvor ausdrücklich darum gebeten, der Ankunft fern zu bleiben. "Wir möchten den Flüchtlingen gerne einen Zoo-Tourismus wie in anderen Städten ersparen", so Sozialdezernentin Heike Jüngling auf einer Pressekonferenz. Auch dieses Wochenende haben nur Mitarbeiter und Helfer Zutritt zu dem Gelände. Jüngling: "Die Menschen müssen erst ankommen können." Daher bitte man um für Verständnis für Eingangskontrollen in den ersten Tagen.

Wie auch die Nachricht, dass man innerhalb von drei Tagen eine Unterkunft für 100 Flüchtlinge bereitstellen müsse, kam auch die Auskunft, dass die Menschen früher eintreffen als erwartet, sehr kurzfristig. Freitagmorgen wurde Jüngling mitgeteilt, die Flüchtlinge würden bereits vor 16 Uhr eintreffen. "Wir haben dann versucht, noch etwas Zeit zu gewinnen", so Jüngling. Zwar war vieles bereits fertig, die Wasserflaschen für die Neuankömmlinge bereits auf den Tischen im künftigen "Speisesaal" in der Turnhalle verteilt, aber die Betten waren noch nicht in den beheizbaren, stabilen Plastikzelten aufgestellt, auch die Bettwäsche fehlte noch.

"Wir müssen jetzt ein bisschen Tempo machen", so Jüngling. Doch sie war sich auch sicher: "Wir haben trotz der kurzen Zeit die Anforderungen erfüllen können." Anforderungen, die in einem 120-seitigen Katalog zusammengestellt sind. Nach dem Eintreffen wurden die Flüchtlinge zunächst registriert. "Obwohl die Flüchtlinge aus Hamm kommen und dort teilweise bereits vier Wochen lang waren, wissen wir nicht, wie viele bereits erfasst oder untersucht wurden", so Jüngling am Freitagnachmittag. Auch die Zahl der Kinder oder die Herkunftsländer waren den Königswinterern da noch unbekannt. "Das erfahren wir erst, wenn die Busfahrer uns die Papiere in die Hand drücken." Dennoch hoffte man, auf alle Eventualitäten vorbereitet zu sein. "Wir haben Dolmetscher für fast jede Sprache", so Jüngling. Auch, weil sich spontan Bürger aus der Altstadt gemeldet und Hilfe angeboten haben.

Überall hängen nun mehrsprachige Schilder, die die Besucher auf Bäder oder Büros hinweisen. "Falls wir eine Sprache nicht getroffen haben, hängen wir zudem Symbolbilder auf." Auch eine Spielecke für Kinder und eine Fläche zum Beten wurde in der Turnhalle eingerichtet. Alles andere lassen die Verantwortlichen auf sich zukommen. "Wir werden sehen, wie es läuft, und entscheiden, ob an einigen Stellschrauben noch gedreht werden muss." Klar ist: Sind alle Aufnahmekriterien und Untersuchungen erledigt, sollen die Flüchtlinge möglichst bald ihr Taschengeld erhalten, damit sie ihre Umgebung erkunden können.

Ärzte aus Bad Honnef

Dr. Harald Schmidt, Chefarzt für Innere Medizin im Bad Honnefer Krankenhaus, kam mit vier seiner Oberärzte und weiteren Kollegen nach Königswinter, um die medizinische Erstuntersuchung der Flüchtlinge, so sie erforderlich sein sollte, sicherzustellen. Dafür war auf dem Parkplatz ein Zelt aufgebaut worden. "Die Bereitschaft unter den Kollegen zu helfen war sehr groß. Ich bin ganz stolz", so Schmidt.

Untersucht werden die Flüchtlinge auch auf Tuberkulose. Sollten sie noch nicht in Hamm geröntgt worden sein, wird das heute im Honnefer Krankenhaus passieren. Schwangeren und unter 15-Jährigen wird stattdessen eine Blutprobe entnommen.

Spenden und Ideen

"Wir werden uns erst mit einem Spendenaufruf an die Bevölkerung wenden, wenn wir wirklich wissen, was die Menschen brauchen", sagte Bürgermeister Peter Wirtz am Freitag. Auch die ehrenamtliche Betreuung beziehungsweise ein Programm für die Flüchtlinge solle auf deren Bedürfnisse abgestimmt sein, so Dezernentin Heike Jüngling. "Wir werden die Menschen erst einmal nach ihren Wünschen fragen."

Wer allerdings Ideen hat, wie er sich als Einzelperson oder auch als Verein einbringen könnte, kann sich damit unter marianne.eckhardt@koenigswinter.de an die Mitarbeiterin der Stadt wenden.

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