Neuer Rasenplatz in Königswinter Auf die Wurzeln kommt es an

Eudenbach · Die Experten haben dem neuen Eudenbacher Fußballplatz die Freigabe erteilt. Der Sachverständige Clemens Mehnert zeigte sich mit dem Zustand der Anlage zufrieden. Offizielle Einweihung ist am 22. Oktober.

 Bodenproben vom Eudenbacher Sportplatz.

Bodenproben vom Eudenbacher Sportplatz.

Foto: Frank Homann

Mit seinem Tiroler Hut sieht Clemens Mehnert aus wie ein Wanderer, der sich aus dem Siebengebirge irgendwie auf den Eudenbacher Sportplatz verirrt hat. Dabei hat der Mann hier heute die entscheidende Funktion. Der Sachverständige für Golf- und Sportrasen ist zur offiziellen Abnahme des neuen Rasenplatzes des TuS Eudenbach in den Oberhau gekommen. Seine Firma hat das Projekt von Anfang bis Ende betreut.

Mehnert ist zufrieden mit dem Grün, das er vorfindet. „90 Prozent Bodenbedeckung auf 70 Prozent der Fläche“, stellt er trocken fest. Vor allem aber ist er einverstanden mit dem, was er in mehreren kleineren Bodenproben unter der Grasnarbe vorfindet. Das Wurzelwerk sei dicht und fest. Vor allem seien es aber keine schwarzen, sondern weiße Wurzeln. „Der Platz ist abnahmefähig“, urteilt der Experte und sagt somit den Clubverantwortlichen genau das, was sie hören wollen. Schließlich soll der Platz am Samstag, 22. Oktober, ab 10.30 Uhr mit zwei Spielen für die Jugend und die Alten Herren offiziell eingeweiht werden. Einen Tag später finden dann die ersten Meisterschaftsspiele statt.

Clemens Mehnert kümmerte sich über 30 Jahre in München um die Rasenplätze, was ihm in der Olympiastadt viel Respekt und sogar den Namen „Rasenpapst“ einbrachte. 1973 hatte der Diplom-Agrarökonom seine Doktorarbeit gerade beendet, als seine erste berufliche Aufgabe war, sich mit dem Rasen im Olympiastadion für die Fußball-WM 1974 zu beschäftigen. Das habe er damals gemeinsam mit Peter Boeker, dem Mitbegründer und damaligen Vorsitzenden der Deutschen Rasengesellschaft in Bonn, getan.

Später war Mehnert Prokurist bei einem großen Unternehmen, das biologisch-chemische Produkte herstellt. 1990 machte er sich mit seinen Spezialkenntnissen in Sachen perfekter Rasen dann in Mindelheim (Allgäu) selbstständig. Anfang diesen Jahres übergab er die Firmenleitung an seinen Sohn Claus.

Früher habe es nur Greenkeeper aus England gegeben. Jetzt würden hierzulande Ausbildungslehrgänge für Greenkeeper im kommunalen Bereich angeboten. „Heute gibt es auch einen regelrechten Boom mit deutschem Weidelgras“, sagt Mehnert. Dies gilt als besonders strapazierfähig und eignet sich daher gut für Sportplätze.

Warum aber betreut ein Unternehmen, das sich um die Bundesliga-Arenen in München, Leverkusen, Leipzig und Zürich kümmert, einen kleinen Verein wie den TuS Eudenbach? „Muss ich denn nur mit den Millionären zu tun haben? Warum nicht auch mit Otto Normalverbraucher? Die Knochen und Sehnen der Fußballer sind doch überall gleich“, sagt Mehnert. Gerade für kleine Vereine rechne sich die Umwandlung vom Tennenplatz in einen Naturrasen.

Die Gesamtkosten der reinen Umwandlung des Tennen- in einen Rasenplatz inklusive Beregnungsanlage beziffert der TuS Eudenbach auf 145.000 Euro. Bei einem Kunstrasen wären es rund 550.000 Euro. „Und der Rasenplatz regeneriert sich von selbst, während der Flor vom Kunstrasenplatz nach einiger Zeit komplett runter muss“, sagt Mehnert. Kuriosum am Rande: Der komplette Tennenbelag wird – gemischt mit 450 Tonnen Sand – als Unterbau für den Rasenplatz wiederverwendet. Dass Rasen auf Asche besonders gut wächst, hat Clemens Mehnert entdeckt.

Die Befürchtungen, dass der Rasen schnell braune Flecken bekommen könnte, teilt er nicht. Die Mitte-Längsachse werde im Frühjahr sicher etwas kahl gespielt sein. Aber die erhole sich bei guter Pflege im Sommer wieder. Entscheidend sei aber, dass nach Frost im Frühjahr gerade auf dem jungen Rasen erst gespielt werde, wenn dieser gut aufgetaut sei. „Keiner unserer Kunden hat den Rasen wieder rausgerissen. Sie sind alle zufrieden.“ In den vergangenen zehn Jahren hat Mehnert 70 Projekte wie in Eudenbach betreut.

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