Biologische Station im Siebengebirge Auf den Streuobstwiesen gedeihen alte Apfel-Sorten

OBERDOLLENDORF · Ist das Siebengebirge womöglich doch die Heimat von Schneewittchen und den sieben Zwergen? Jedenfalls wächst hier der Schneewittchen-Apfel. Diese Frucht aus dem Märchen, die zur Hälfte so verlockend rot war und von Schneewittchens böser Stiefmutter heimtückisch mit Gift versehen wurde. Zum Anbeißen schön.

 Besonders schönes Apfelbaum-Exemplar: Die Teilnehmer der Exkursion machen vor einem Roten Bellefleur halt.

Besonders schönes Apfelbaum-Exemplar: Die Teilnehmer der Exkursion machen vor einem Roten Bellefleur halt.

Foto: Frank Homann

Aber die Teilnehmer der Exkursion des Verschönerungsvereins Siebengebirge (VVS) durch die Streuobstwiesen hinter dem Jugendhof Rheinland hatten keine Angst, als Diplom-Biologin Barbara Bouillon einen Apfel scheibchenweise verteilte. Garantiert nicht präpariert. "Ein sehr schmackhafter Apfel", meinte sie. Der Name der Sorte ist unbekannt, "Schneewittchen-Apfel" ist ein märchenhafter Scherz.

Es gibt noch einige Bäume auf dem Areal der Station, die von der Sorte her nicht zu bestimmen sind. Die Fachfrau erläuterte, wie sie dann versucht, einem Apfelbaum "auf die Spur zu kommen". Sie schaut sich die Grund- und Deckfarbe der Frucht an, untersucht das Innenleben mit Kernfächern und Kernwänden. "Wenn wir es nicht wissen, gehen wir zu den Polmologen, aber die können es auch nicht immer feststellen."

Der Polmologen-Verein ist bemüht, alte Obstsorten zu erhalten. Auf den Streuobstwiesen der Biologischen Station mit 2500 Obstbäumen gibt es solche Exemplare. "Viele sind zwischen 80 und 100 Jahre alt." Und auch einige Exkursions-Teilnehmer berichteten von ihren Schätzen im heimischen Garten. Elisabeth und Harald Ding aus Holzlar haben einen großen Garten mit vielen alten Bäumen. Sie bedauern: "Wir kennen leider ihre Namen nicht." Auch deshalb sind sie bei der Exkursion dabei.

Barbara Bouillon gibt Tipps. Zum Beispiel: Altbäume sollten im Sommer geschnitten werden, weil sie sonst in Panik geraten und Wasserreiser bilden. Wie ist das mit dem Pfropfen? "Es geht nur Apfel auf Apfel." Die Biologin erläutert, welcher Apfel sich zum Lagern eignet. Sie erklärt, dass ein Jakob Lebel ideal zum Kochen und Backen ist.

"Eine sehr alte Sorte. Am oberen Schnitzenbusch haben wir 80 Bäume davon. Vermutlich wurden die 1920 angebaut, um die Ernte an Bäckereien zu verkaufen." Und dann zeigt sie ein Schmuckstück von einem Baum mit einer breiten Krone: ein Roter Bellefleur. "Das ist ein ganz typischer Apfel im Siebengebirge." Sein Markenzeichen: "Der Apfel ist schief gebaut." Wegen seiner späten Blüte wird er auch "Siebenschläfer" genannt. Leicht kann er mit einem Rheinischen Winterrambur verwechselt werden.

Keine Schönheit, im Geschmack jedoch verführerisch ist die Luxemburger Renette, ein Apfel der Region. Beim Golden Nobel warnt Barbara Bouillon vor dem Genuss. Aber bei dieser englischen Sorte hat nicht etwa Schneewittchens böse Stiefmutter ihre Finger im Spiel, vielmehr ist dieser Apfel einfach nur sauer.

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