Starkregen im Siebengebirge Auch Bürger sollen vorbeugen

KÖNIGSWINTER · "Eine Vollkaskoversicherung für Bürger der Stadt Königswinter gibt es nicht. Jeder ist für sein Grundstück selber verantwortlich." CDU-Ratsmitglied Franz Gasper sieht nach den drei Starkregenereignissen in Königswinter in den Jahren 2011, 2013 und 2014 nicht in erster Linie die Stadt in der Verantwortung.

 Die Karte zeigt, wo die Region in den letzten Jahren von Starkregen getroffen wurde.

Die Karte zeigt, wo die Region in den letzten Jahren von Starkregen getroffen wurde.

Die Verwaltung hatte im Bau- und Verkehrsausschuss noch einmal dargestellt, wie sie nach der Häufung der Extremwetter mit der Situation umzugehen gedenkt. "Wir haben etwa 40 Schadstellen mit den am stärksten betroffenen Bereichen in Augenschein genommen", berichtete Dezernent Theo Krämer.

Entstanden ist dabei eine Karte, auf der die Schadensorte mit je nach Jahr unterschiedlichen Farben markiert sind. Eine genaue Schadensliste soll Anfang kommenden Jahres im Bau- und Verkehrsausschuss vorgestellt werden. Dann sollen die Kommunalpolitiker auch Prioritäten festlegen, für welche Maßnahmen Geld zur Verfügung gestellt werden. "Denn wir können nicht alles gleichzeitig machen", betonte Krämer.

Der Dezernent möchte unbedingt die Bürger mit ins Boot holen. "Wir wollen in der Bevölkerung das Interesse wecken, Schäden zu verhindern. Wir müssen diese Dinge gemeinsam entwickeln." Aus diesem Grunde seien im ersten Quartal 2015 Bürgerinformationsveranstaltungen geplant. Immer wieder würde die Verwaltung feststellen, dass bei den Bürgern ein großes Unverständnis und Umwissen vorherrschten.

Besonders im Mühlental würde am Bach und auf den Grundstücken immer noch so viel gelagert, was beim nächsten Unwetter wieder die Kanäle verstopfen und zu Überflutungen führen könnte. "Der Schrott im Mühlental reicht noch für fünf Starkregen", so Krämer ironisch.

[kein Linktext vorhanden]Im Juni 2013 hatte beispielsweise eine Mülltonne eine Sperre für die Wassermassen gebildet. Auch weitere städtische Bauwerke wie zum Beispiel Regenrückhaltebecken würden da nicht zwangsläufig weiterhelfen. "Wir wissen ja nicht, wo der nächste große Regen fällt. Wir müssen einen Mittelweg zwischen städtischen Maßnahmen und Eigenvorsorge finden, und das geht nur über Beratungsleistung", ist Krämer überzeugt. Die Mitglieder des Ausschusses signalisierten dabei

ihre Unterstützung. "Bachläufe werden von Privatleuten umgenutzt. Wir müssen den Leuten nahebringen, dass das so nicht geht. Das ist ein Gesellschaftsproblem", sagte Gasper. Widerspruch für diese Einschätzung erntete er nicht.

Unwetter im Siebengebirge

Immer wieder halten Sturm und Starkregen die Menschen im Siebengebirge und im Kreis Neuwied in Atem. Es gab viele extreme Wetterereignisse.

  • März 1998: Sturmtief "Elvira" knickt in Bonn und dem Umland an die 3000 Bäume um. Im Siebengebirge erreicht "Elvira" Spitzengeschwindigkeiten von 100 Stundenkilometern.
  • Juli 2000: Während auf der Bad Honnefer Insel Grafenwerth noch das Parkfestival Dressur läuft, fegt ein Sturm über das Siebengebirge. Die Folge: abgedeckte Dächer, eine abgerutschte Böschung an der ICE-Baustelle, eine auf 600 Metern abgerissene Oberleitung in Königswinter, umgeknickte Naturdenkmäler nach Fallböen und vieles mehr. Die Schäden gehen in die Millionen. Verletzt wird niemand.
  • August 2004: Nach Starkregen tritt der Pleisbach über die Ufer und flutet ein Firmengelände in Oberpleis-Wahlfeld.
  • Januar 2007: Nach "Kyrill" schätzen Fachleute, dass der zerstörte Baumbestand 30 Jahre braucht, um nachzuwachsen. Das Siebengebirge bleibt allerdings weitgehend verschont.
  • September 2009: Eine Böenwalze knickt allein in Honnef 400 Bäume um. Die DB-Strecke ist gesperrt, der Keller des Krankenhauses läuft voll. Auch in der VG Unkel gibt es 50 Einsätze.
  • Juni 2011: Schwere Überflutungen in Königswinter-Oberdollendorf. Besonders tragisch: Eine 13-Jährige stirbt, weil Starkregen einen Hang ins Rutschen bringt und das Mädchen unter sich begräbt. Die sofortigen verzweifelten Rettungsversuche scheitern.
  • Juni 2013: Unwetter im Siebengebirge: Der Schaden ist riesig. Schwer betroffen: Rommersdorf.
  • Juli 2014: Diesmal trifft es vor allem die Königswinterer Bergregion. Alleine in Königswinter kommt es zu 100 Einsätzen.
  • August 2014: Erneut wird Königswinter Opfer des Regens: Bäume werden entwurzelt, Verkehrschaos entsteht. Straßen werden überspült, Keller laufen voll.
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