Flugplatzfest in Eudenbach Artistik am Himmel, Oldtimer-Taxis und hochmoderne "Segler"

EUDENBACH · "Ob der wohl noch gerade gehen kann, wenn er wieder aus seinem Flugzeug steigt?" Es war sicherlich nicht nur ein Zuschauer, der sich am Samstagnachmittag am Rande des Rollfeldes auf dem Flugplatz Eudenbach eben diese Frage stellte: Vielen, die den spektakulären Kunstflug von Pilot Ulrich Wendt vom Boden aus verfolgten, wurde es schon vom Zugucken flau im Magen.

 Am Tragflügel hat GA-Fotograf Frank Homann die Kamera befestigt, um Eudenbach von oben zu zeigen.

Am Tragflügel hat GA-Fotograf Frank Homann die Kamera befestigt, um Eudenbach von oben zu zeigen.

Foto: Frank Homann

Wie auf einer Achterbahn sauste das rot-weiß lackierte Sportflugzeug im wilden Auf- und Abflug durch die Luft, stieg senkrecht hinauf in die Wolken, um dann nach einigen Schrauben und Loopings Richtung Erde "abzustürzen" - und am Ende natürlich wohlbehalten wieder zu landen.

Angst? Nein, die dürfe man als Pilot bei derartigen Manövern nicht haben, sagt Wendt: "Angst nicht, aber Respekt. Das ist ganz wichtig." Der Berufspilot, der sonst große Passagiermaschinen steuert, hat sich mit der Kunstfliegerei einen Kindheitstraum erfüllt: "Als vierjähriger Stöpsel war ich mit meinem Vater bei der Internationalen Luft- und Raumfahrtmesse ILA in Berlin" - ein prägendes Erlebnis. "Heute fliege ich selber dort."

Die atemberaubende Flugshow war nur eines der Highlights beim Flugplatzfest am Wochenende in Eudenbach, zu dem die Fliegerfreunde Westerwald und die Kölner Segelflieger eingeladen hatten. Die beiden Vereine, die gemeinsam mit der Segelfluggruppe des DLR zusammengeschlossen zur IG Eudenbach das Flugplatzgelände gemietet haben, boten allen Interessierten reichlich Gelegenheit, im wahrsten Sinne des Wortes in die Luft zu gehen.

Beim Tag der offenen Tür war nämlich nicht nur Schauen und Staunen angesagt, sondern vor allem "Platz nehmen" und Mitfliegen - ganz gleich ob im hochmodernen Segelflugzeug oder im fliegenden Oldtimer. "Wir sehen das als Nachbarschaftsfest", so Georg Linkowski, zweiter Vorsitzender der Fliegerfreunde.

Man wolle den Menschen ermöglichen, einen Bezug zu dem Flugplatz in der Nachbarschaft aufzubauen, und ihnen auch ein wenig Entschädigung für den hin und wieder doch einmal anfallenden Fluglärm bieten - wenn es in der Regel auch hauptsächlich Segelflugzeuge sind, die auf dem Areal in der Komper Heide landen. "Wir haben hier das größte Segelfluggelände in Deutschland, und ich behaupte auch das schönste", so Linkowski, der selber jedes Wochenende aus Oberhausen anreist.

Beim Flugplatzfest wurde es dann allerdings doch ein wenig lauter, schließlich erhielten nicht nur fliegende Oldtimer wie der "Fieseler Storch" Landeerlaubnis, sondern auch hochmoderne Hubschrauber. So ziemlich alles, was Flügel hat, konnte rund um das Flughafengebäude in Augenschein genommen werden - und viele Piloten standen den zahlreichen interessierten Besuchern nur allzu gerne Rede und Antwort.

Die Organisatoren hatten sich für ihre Gäste zur Begrüßung sogar etwas ganz Besonderes einfallen lassen: "Herzlich willkommen" stand auf dem riesigen Banner, das Reiner Büscher mit seiner Maschine im Flug per "Enterhaken" vom Boden auflas und dann durch die Luft zog. "Normalerweise stehen da Heiratsanträge drauf", erzählt der Pilot grinsend. Vierzig Mal ist er dieses Jahr allein zu dem Zweck bereits in die Luft gegangen.

Ein im wahrsten Sinne des Wortes einmaliges Hobby haben auch Ralf und Nico Niebergall aus Neuwied: Papa Ralf sitzt an Bord eines echten Sportflugzeugs, während Sohn Nico einen identischen Modellflieger vom Boden aus steuert. "Wir sind weltweit die Einzigen, die das machen", berichtet Vater Ralf stolz. Der Formationsflug ist ein extrem anspruchsvolles Unterfangen - umso größer der Applaus, mit dem die Zuschauer die spektakuläre Darbietung belohnten.

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