Sanierungen nach Steinschlag im Siebengebirge Arbeiten an der Löwenburg sind beendet

Siebengebirge · Nachdem sich Steine aus der Mauer des Burgfrieds gelöst hatten und auf einen Wanderweg fielen, musste der Burgfried saniert und der Felsen gesichert werden. Bei den nun beendeten Arbeiten erlebten die Sanierer auch einige Überraschungen.

Die Gerüste sind abgebaut: Rund viereinhalb Jahre haben die Sanierungsarbeiten an der Löwenburg gedauert.

Die Gerüste sind abgebaut: Rund viereinhalb Jahre haben die Sanierungsarbeiten an der Löwenburg gedauert.

Foto: Frank Homann

Rund fünf Jahre ist es her, da bröckelten auf der Löwenburg die Steine. Im April 2012 sperrte die Kölner Bezirksregierung die Burgruine wegen eines Mauerausbruchs am Burgfried. Mehrere Monate war eine Besichtigung nicht möglich, bis Statiker, Vertreter des Bau- und Liegenschaftsbetriebes NRW (BLB) und der Bezirksregierung den Schaden beurteilt, über die notwendigen Sanierungsarbeiten entschieden und die ersten Sicherungsmaßnahmen umgesetzt hatten. Seitdem wurde an der Löwenburg gearbeitet – bis Ende des vergangenen Jahres. Jetzt sind alle Gerüste abgebaut.

Auf rund 750.000 Euro hatte die Kölner Bezirksregierung die Gesamtkosten zu Beginn der Sanierung 2012 geschätzt. Abgerechnet wurden 2016 schließlich 930.000 Euro, teilte die Behörde am Freitag auf Anfrage mit. Dennoch fällt die Bilanz von Manfred Fischer positiv aus: „Es ist schon schön gelaufen.“ Wenn der Projektleiter der „Notmaßnahme Löwenburgruine – Hangsicherung und Bauwerkstabilisierung“ heute auf die Burgruine schaut, gefällt ihm, was er sieht. „Am Anfang wusste ja niemand, welche Überraschung das alte Gemäuer für uns in petto hat“, erinnert er sich.

In jenem April hatten sich plötzlich aus einem Kreis mit einem Durchmesser von rund 1,20 Meter Steine aus der äußeren Mauerschale des Burgfrieds gelöst und waren auf den darunter liegenden Fußweg gestürzt. Oberste Priorität habe damals die Wiederherstellung der Verkehrssicherheit und die Sicherung des Hangs gehabt. Die sogenannte Grundsicherung dauerte schließlich rund drei Monate: Im November 2012 hob die Bezirksregierung die Sperrung wieder auf. Fortan war die Löwenburg zwar wieder zugänglich – dafür jedoch eingerüstet.

Weitere Schäden am Mauerwerk

Schlechte Nachrichten hatte es zwischenzeitlich nämlich von den Gutachtern gegeben. Die waren zu dem Schluss gekommen, dass es mit dem bloßen Verfüllen der Bruchstelle nicht getan war. Auch an vielen anderen Stellen des Mauerwerks hatten sie Schäden festgestellt. Zu sehr hatten Frost und Regenwasser, teils aber auch unsachgemäße Reparaturarbeiten über die vergangenen Jahrhunderte hinweg der Burgruine zugesetzt. Das Mauerwerk war durchwurzelt und bröselig.

„Zeitweise gab es auch Befürchtungen, die Mauer könne sich verschieben und damit die Statik des gesamten Baus gefährden“, so Fischer. Was folgte, war eine Generalsanierung. Eine Aufgabe, die die Spezialfirmen in dem steilen und unwegsamen Gelände vor besondere Herausforderungen stellte. ebenso wie das Wetter: „Alle Arbeiten am Mauerwerk können nur bei Temperaturen ab sechs Grad durchgeführt werden“, erklärt Fischer. „Sobald es Frost gibt, geht nichts mehr.“

Einige Überraschungen hielt die Ruine für die Sanierer bereit – zum Beispiel in archäologischer Hinsicht. Um das Innere das Turms untersuchen zu können, wurden im Frühjahr 2013 Schuttmassen aus dem Burgfried, die sich dort bis unter die Abbruchkante türmten, ausgehoben. „Über die Jahrhunderte hinweg hatte sich da einiges angesammelt“, sagt Fischer. Konkret hieß das: 90 Kubikmeter Schutt auf Schubkarren schaufeln, ihn in zehn Metern Höhe über ein Arbeitsgerüst abtransportieren und dann über eine Rutsche abwärts auf den Vorplatz der Burg befördern. Von hier aus ging es mit einem speziellen kleinen Raupenfahrzeug abwärts bis zum Fuß des Bergkegels, wo der Schutt auf Laster umgeladen wurde.

Die Arbeiten übernahm ein Spezialunternehmen für archäologische Bauten. Begleitet von Archäologen wurde der „Burgmüll“ durchsucht – mit erstaunlichem Ergebnis: Rund 6000 Fundstücke wurden registriert, darunter Scherben, Tierknochen, Krüge, aber auch Armbrustbolzen und alte Bierverschlüsse aus der Zeit um 1900.

Eine „kleinteilige Arbeit“

Die Sicherung des Hangs, der Vormauer und des Burgfrieds und auch die Sanierung der Treppe beschäftigten in den folgenden Monaten die Burgsanierer. Rund ein halbes Jahr dauerte es etwa, mit Drahtgewebe samt meterlangen Bohrnägeln den Hang zu sichern. Es folgten die Arbeiten an der rund 25 Meter breiten Vormauer an der Nordseite der Ruine und schließlich ab Juni 2015 die Sanierung des Bergfrieds. „Die Steinmetze mussten alles, was lose ist, aus dem Mauerwerk entfernen“, sagt Fischer. Eine „kleinteilige Arbeit“, wie der Projektleiter bescheinigt. Die Arbeiter entfernten zunächst lose Fugenmasse, füllten im Anschluss Hohlräume und sämtliche Fugen wieder mit Kalkmörtel auf. Zum Abschluss wurden alle Mauersteine gereinigt und sandgestrahlt – Großputz einer jahrhundertealten Ruine.

Ende des vergangenen Jahres hat Fischer das Projekt abgenommen. „Wir hatten zuerst gehofft, möglicherweise schon Ende 2015 fertig zu werden“, sagt er. „Aber bei diesen historischen Gemäuern muss man immer mit Überraschungen rechnen.“ Spätestens im Frühjahr will er wiederkommen – und auf „seiner“ Löwenburg nach dem Rechten sehen.

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