Ausstellung im Wintermühlenhof Alex Timmermans stellt Werke in Königswinter aus

KÖNIGSWINTER · Die Continuum Gallery in Königswinter zeigt 27 Fotografien des niederländischen Künstlers Alex Timmermans. Dieser arbeitet mit einem Verfahren aus dem 19. Jahrhundert und historischen Kameras.

 Bitte recht freundlich: Mit historischen Kameras arbeitet Alex Timmermans (l.), hier mit Magdalena und Wiktor Borowski.

Bitte recht freundlich: Mit historischen Kameras arbeitet Alex Timmermans (l.), hier mit Magdalena und Wiktor Borowski.

Foto: Frank Homann

Sie sind ein Kontrast zu schnelllebigen Handy-Schnappschüssen, zu Digital-Aufnahmen, denen mit Hilfe von Computerprogrammen zur Perfektion verholfen wurde: Die Schwarz-Weiß-Bilder des niederländischen Fotografen Alex Timmermans sprechen eine ganz andere Sprache.

Sie erzählen nicht nur Geschichten, sondern ziehen den Betrachter in ihren Bann – durch eine Mischung aus Poesie und Surrealismus, aus Melancholie und Humor, versehen mit einem Hauch Nostalgie. Derzeit sind 27 Werke des Künstlers in der Continuum Gallery im Wintermühlenhof in Königswinter zu sehen.

Die Ausstellung ist Timmermans neuem Buch „Storytelling“ gewidmet. In der gleichnamigen Bilderserie erzählt er fotografisch kurze und lustige Anekdoten eines Butlers. Das Besondere an den Bildern: Sie sind alle handgearbeitet, und zwar so, wie es vor 150 Jahren gemacht wurde.

Verfahren aus dem 19. Jahrhundert

Kollodium-Nassplatten-Verfahren heißt die alte Technik, die der Künstler für sich (wieder-)entdeckt und mit der er sich längst weltweit einen Namen gemacht hat – ein Verfahren, wie es im 19. Jahrhundert modern war. Entsprechend arbeitet Timmermans auch mit historischen Kameras, Linsen und Objektiven. Benötigt werden zudem Glasplatten, auf denen später das Bild erscheint – Fotopapier gab es damals noch nicht – und das Kollodium, eine Mixtur aus verschiedenen Chemikalien, die nass auf die Platten aufgetragen wird, und dem Verfahren seinen Namen gegeben hat.

„Das Schöne ist, dass die Spuren der Entwicklung des Bildes auch hinterher noch wahrnehmbar sind“, sagt Galeristin Magdalena Borowski. Der verschwommene Rand und die scharfen Konturen in der Bildmitte sind typisch für Nassplatten-Fotografien. „Man hat das Gefühl, durch ein Schlüsselloch zu schauen und den Butler heimlich bei seiner Arbeit zu beobachten.“

Bilder zum Schmunzeln und Träumen

Das Fotomodell im gepflegten Cut, den blütenweißen Handschuhen und der typisch englischen Melone auf dem Kopf – das im wahren Leben übrigens kein echter Butler ist –, hat Timmermans raffiniert und immer wieder originell in Szene gesetzt: mal melancholisch mit weißen Wolkenballons in der Hand, mal skurril beim Spaziergang in Begleitung eines Pelikans. Es sind Bilder, die zum Nachdenken anregen, unwillkürlich ein Lächeln aufs Gesicht zaubern; Bilder, die gefangen nehmen, den Betrachter schmunzeln oder auch träumen lassen.

„Für mich persönlich macht das Spannungsverhältnis zwischen Alt und Neu, das Zusammenspiel aus alter Technik und modernem Ausdruck den besonderen Reiz der Bilder aus“, so Borowski. „Diese Art von Fotografie hat noch Romantik. Für mich ist das – in Anlehnung an den Trend zum Slow Food – 'Slow Photography': eine Fotografie, die dem schnellen Knipsen die Stirn bietet.“

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