Emmauskirche Ärztin: Schmerzen müssen nicht sein

HEISTERBACHERROTT · Das Wort Sterbebegleitung hört Katri Elina Clemens nicht gerne. "Ich spreche lieber von Lebensbegleitung. Das Sterben an sich ist der kürzeste Teil und meist nicht so schlimm wie das Leben grausam sein kann", sagte die Chefärztin.

 Katri Elina Clemens in der Emmauskirche.

Katri Elina Clemens in der Emmauskirche.

Foto: Hansjürgen Melzer

Sie ist Chefärztin der Klinik für Palliativmedizin an der Bonner Robert Janker Klinik, wo sie viele Tumorpatienten behandelt. Die Evangelische Kirchengemeinde Stieldorf-Heisterbacherrott hatte die Finnin in die Emmauskirche eingeladen. Organisiert wurde die Veranstaltung vom Ökumenischen Hospizdienst Königswinter "Ölberg".

In ihrem sehr gut besuchten Vortrag "Schmerzen müssen nicht sein. Aktuelle Entwicklungen in der Schmerztherapie" berichtete Clemens, dass von den zwölf Millionen Deutschen, die an chronischen Schmerzen leiden, 38 Prozent nicht ausreichend oder falsch therapiert werden.

Zum Teil würden Patienten, die vorher mit "abenteuerlichen Medikamentenkombinationen" behandelt wurden, in ihre Klinik eingeliefert und dort oft innerhalb von wenigen Tagen von ihren Schmerzen befreit. Mehr als 90 Prozent der Schmerzpatienten könnten durch orale Eingabe gut eingestellt werden. "Es gibt viele zufriedene Patienten", sagte sie.

Unterschiedliche Opioide in verschiedenen Dosierungen seien hier meist das Mittel der Wahl. Bei der erfolgreichen Schmerztherapie gehe es immer um eine individuelle Therapie, bei der die Dosierung abhängig vom Schmerz sei. Ganz wichtig sei es, die Bedürfnisse und Erwartungen der Patienten zu berücksichtigen. Eine große Bedeutung komme auch einfühlsamen Gesprächen zu.

Clemens war bemüht, den Zuhörern die Angst vor Opioiden zu nehmen. "Ein Schmerzpatient kann nicht süchtig werden. Er sucht keinen Kick, sondern Linderung", sagte sie. Trotzdem würden Angehörige, aber auch manche Hausärzte bei diesem Thema blockieren. "Manche Menschen haben mehr Angst vor der Therapie als vor der Krankheit." Dabei würden chronische Schmerzen häufig zu Isolation und dem Zerbrechen von Familien führen.

Clemens betonte, es sei ein noch immer schwieriger Weg, Palliativstationen in Kommunen zu etablieren, obwohl der Bedarf sehr groß sei. "Auch die Krankenkassen blockieren alles, was zusätzlich kostet."

Peter Schäfer von der Kirchengemeinde bedankte sich für den großen Zuspruch trotz schönen Wetters. Irene Feldhaus, Vorsitzende des Hospizdienstes, erinnerte an den Kooperationsvertrag, den ihr Verein mit der Janker-Klinik geschlossen hat. "Wir arbeiten sehr gut zusammen."

Im neuen Altenheim Haus Katharina wird der Hospizdienst ab 2015 zwei Palliativbetten belegen. Im Hinblick darauf, aber auch angesichts der deutlich gestiegenen Zahl von Sterbebegleitungen sucht der Verein weitere ehrenamtliche Begleiter. Der nächste Befähigungskursus beginnt am 30. August. Allein im ersten Halbjahr 2014 übernahm der Hospizdienst 43 Sterbebegleitungen. mel

Die Reihe von Vortrags- und Diskussionsabenden zu gesellschaftlich relevanten Themen wird am 26. August, 20 Uhr fortgesetzt. Dann heißt das Thema "Vererben - aber wie?"

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