Nacht-Rundgang durch Schloss Drachenburg Wenn die Geister kommen

Königswinter · Peter Wendland entführt Familien in die Welt der Sagen und Spukgestalten zur Geisterstunde auf Schloss Drachenburg. Während des Rundgangs durch das nächtliche Schloss müssen die Besucher Rätsel lösen und begegnen dem ein oder anderen Geist.

 Familiengeisterstunde auf Schloss Drachenburg.

Familiengeisterstunde auf Schloss Drachenburg.

Foto: Frank Homann

Aufgeregt warten Till und sein Bruder Nils auf die Dämmerung. Noch taucht die Abendsonne das Rheinpanorama in warmes Licht, während die Zahnradbahn die letzten Fahrgäste aufnimmt und zur Talstation transportiert. An den Toren zur Vorburg von Schloss Drachenburg erscheint ein in einen langen, dunklen Frack gekleideter Mann und lässt Till und Nils sowie die anderen Gäste eintreten. Es ist Peter Wendland, der die rund 20 Gäste zur Familiengeisterstunde auf Schloss Drachenburg empfängt und die nächsten Stunden durch die Welt der Mythologie, Sagen und Märchen rund um das Schloss begleiten wird.

Die Führung beginnt zunächst am Fuße des Schlosses. Wendland deutet mit der Hand zum Horizont Richtung Bonn und Köln: „Was hat der Kölner Dom mit dem Drachenfels zu tun?“ Schnell wissen die Zuhörer die Antwort – die Steine stammen aus dem Siebengebirge. In einem Rundgang lauschen Till und Nils den Erzählungen über die Entstehungsgeschichte und die Architektur des Schlosses. Innerhalb von nur drei Jahren, von 1882 bis 1884, ließ der Börsenmakler Stephan von Sarter den Landsitz erbauen.

Wendland führt seine Zuhörer um den Nordturm – den „Big Ben“ des Siebengebirges – weiter zur Venusterrasse, die von zwei Hirschstatuen flankiert wird. Das Licht der untergehenden Sonne lässt die goldenen Hirsche noch stärker glänzen. Diese beiden hatte von Sarter in Paris anfertigen lassen. Der linke Hirsch schaut nach Osten und symbolisiert die Vergangenheit, im Gegensatz dazu blickt die rechte Figur nach Westen – in die Zukunft. „Wenn Sie eine Lebenskrise haben, setzen Sie sich hierhin und philosophieren“, empfiehlt der Musiktherapeut.

„Wann kommen die Geister?“, fragt einer der jungen Besucher, als die Gruppe den Weg zum Eingang einschlägt. Bevor Wendland die Führung innerhalb der Schlossmauern fortsetzt, gibt er einige Anweisungen: „Sie dürfen alles anfassen, was sie wollen – nur mit Ihren Augen.“ Handy und Taschenlampen bleiben ausgeschaltet.

Das imposante Treppenhaus ist beim Betreten finster, grünes Licht fällt von oben herab. Beim Verlassen des Eingangsbereich öffnet sich für einen kurzen Moment die Nebentür einen spaltbreit und ein bleiches Gesicht schaut hinaus. In den nun folgenden Zimmern liegen Aufgabenzettel mit Rätseln und Gedichten für die Besucher bereit oder schweben wie von Geisterhand in den Raum hinein.

Im Nibelungenzimmer präsentiert Wendland anhand der Wandgemälde eine Kurzfassung der Sage. Immer wieder schallt ein schrilles Gelächter aus dem oberen Stockwerk, Orgelklänge ertönen, eine Gestalt tanzt durch den Saal oder eine Tür schlägt zu. Der zehnjährige Till liest einen der Zettel laut vor – eine ferne Trommel ertönt – er hält kurz inne, sieht sich um und setzt seinen Vortrag fort.

Im oberen Stockwerk stehen Laternen bereit, ansonsten wird der private Bereich nur von einzelnen, bunten Spots erhellt. Till und Nils schnappen sich eine der Lichtquellen und leuchten die Gänge aus. Nach rund drei Stunden endet die Tour mit dem Duft von Kölnisch Wasser aus dem Damenzimmer in der Nase hoch oben auf dem Nordturm. Längst ist die Nacht über dem Rheinpanorama hereingebrochen. Den beiden Brüdern hat die Tour gefallen. Müde steigen Kinder, Eltern und Großeltern die Stufen hinab.

Die nächste Familiengeisterstunde findet am Freitag, 12. August, ab 20 Uhr statt. Treffpunkt ist die Vorburg von Schloss Drachenburg. Die Karten kosten für Erwachsene 22 Euro, für Kinder 16,50 Euro. Weitere Termine unter www.peter-wendland.de

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