Chance 7 Was der Naturschutz im Siebengebirge erreicht

Siebengebirge · Im Siebengebirge wird das Projekt Chance 7 des Rhein-Sieg-Kreises spürbar. Projektleiter Georg Persch erklärt, was in Königswinter bereits erreicht wurde und woran noch gearbeitet wird.

In der Komper Heide, an der Kreisstraße 25, am neuen Jufa-Hotel, an Lützbach, Pleisbach und Quirrenbach – an vielen Stellen im Siebengebirge hinterlässt das Naturschutzgroßprojekt Chance 7 des Rhein-Sieg-Kreises seine Spuren. Was in Königswinter bisher erreicht wurde, beschrieb Projektleiter Georg Persch im Planungs- und Umweltausschuss des Stadtrates.

Nachdem zunächst Konzepte für die Entwicklung der Fördergebiete erarbeitet worden waren, befindet man sich jetzt mitten in der Umsetzungsphase, berichtete Persch. Voraussetzung dafür ist in vielen Fällen jedoch der Grunderwerb oder die Bereitschaft der Eigentümer, Flächen zur Verfügung zu stellen.

Amphibienschutzanlage an der K 25 gebaut

Ein Projekt wurde bereits abgeschlossen: Anfang 2016 wurde die Amphibienschutzanlage unter der K 25 gebaut. 14 Tunnel führen unter der Fahrbahn hindurch, um die Kröten sicher von der einen zur anderen Straßenseite zu leiten. Fast 500.000 Euro wurden investiert. Seitdem muss die Kreisstraße während der Krötenwanderung nachts nicht mehr gesperrt werden. Ein zweites Projekt liegt ganz in der Nähe: Der Frankenforster Weiher, den die Amphibien als Laichgewässer nutzen, wurde leer gefischt, um die gefährdete Wasserpflanze „Zartes Hornblatt“ zu retten.

In der Komper Heide und im Quirrenbachtal waren und sind die Verantwortlichen mit Grunderwerb im großen Stil beschäftigt und initiieren gleichzeitig ein Flurbereinigungsverfahren. „Einige Grunderwerbe sind bereits abgeschlossen. Mit anderen Eigentümern befinden wir uns noch im Gespräch“, berichtete Persch. Auch das Flurbereinigungsverfahren werde 2018 fortgesetzt. 2019 solle es dann einen ersten Entwurf geben, wie die Neuordnung aussehen könnte.

Erweiterung der Komper Heide

In der Komper Heide fiel im Sommer 2015 auch der kreisweite Startschuss für Chance 7. Das Naturschutzgebiet soll deutlich erweitert werden. „Es geht um Heideflächen, wie es sie im Rhein-Sieg-Kreis sonst nur noch in der Leuscheider Heide gibt. Das waren früher Hunderte von Hektar rund um den Flugplatz Eudenbach, von denen nur noch einige wenige Hektar übrig geblieben sind“, berichtete Persch.

Zwei rund ein Hektar große Flächen mit Fichtenwald, die dem Land gehören, wurden dort nach einer Vereinbarung mit dem Landesbetrieb Land und Holz bereits freigeschlagen. Eine der Flächen liegt an der Landesgrenze zu Rheinland-Pfalz und in unmittelbarer Nachbarschaft des Buchholzer Moors, das bereits von Ziegen und Schafen beweidet wird. Die vierbeinigen Landschaftspfleger sollen künftig auch in der Komper Heide Nahrung finden.

Wertgutachten für Gelände in Eudenbach

Sehr gut würde sich auch das Gelände des Munitionsdepots Eudenbach, das die Bundeswehr bekanntlich Ende des Jahres aufgeben will, in das Projekt einfügen. „Die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben erstellt zurzeit ein Wertgutachten. Wir hoffen, dass wir das bis zum Jahresende haben. Wir haben ein riesiges Interesse, einen möglichst großen Teil des Gebietes dem Naturschutz zuzuführen“, so Persch. Auch was mit den Gebäuden passiert, ist noch offen. Die Rhein-Sieg-Abfallwirtschaftsgesellschaft (RSAG) könnte einen Teil der Hallen als Zwischenlager für Papier, Holzhackschnitzel und Kompost nutzen.

Am Lützbach bei Oberpleis hat ein Eigentümer dem Naturschutzprojekt ein Grundstück zur Verfügung gestellt, auf dem sich früher Tongruben und auch eine Deponie der Kölner Fordwerke zur Lagerung von Galvanikschlämmen befanden. Die Fläche soll wieder in Grünland umgewandelt werden und wurde daher bereits mit Fräsen bearbeitet. Auch Laichgewässer für Amphibien werden wieder hergestellt. Im Lützbach wurden zudem kleine Holzpfosten als Strömungslenker aufgestellt, damit der Bach sein Bett erweitern kann.

Ein großes Thema des Naturschutzprojekts Chance 7 ist auch die Umbestockung von Fichtenwald in Laubwald. „Wir erhalten immer wieder Angebote von Privaten“, sagte Persch. So stellte ein Eigentümer seine Fläche an der Nonnenberger Mühle zur Verfügung, nachdem er die Fichten geerntet hatte. Chance 7 legte dort inzwischen eine Laubholzkultur, überwiegend Eichen, an.

Wolkenburghalde soll angegangen werden

Am Jufa-Hotel, dem früheren Jugendhof Rheinland, sollen die Robinien verschwinden, damit wieder naturnaher Wald entsteht. Dazu wurden die Bäume erst einmal geringelt, damit sie nicht erneut austreiben. Erst im dritten Jahr, wenn sie ausgeblutet sind, werden sie gefällt.

Ein weiteres Projekt, das im kommenden Jahr angegangen werden soll, ist die Wolkenburghalde im Siebengebirge. In dem steilen Gelände des ehemaligen Steinbruchs sollen zugewachsene Flächen freigestellt werden, damit die in den extrem trockenen Bereichen vorkommenden seltenen Pflanzen und Tierarten wieder bessere Lebensbedingungen vorfinden.

„Wir haben bis 2025 noch einiges vor. In Königswinter sind wir gut unterwegs“, sagte Persch. Chance 7 sei auf einer Projektgebietsfläche von insgesamt 11.300 Hektar tätig. „Wenn wir zehn Prozent von dem umgesetzt bekommen, was wir geplant haben, sind wir wirklich gut“, so der Projektleiter. Man versuche zwar immer zusammenhängende Strukturen zu schaffen. Das sei aber oft rein zufällig. „Oft ergibt sich das ganz spontan.“

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort
Gegen den Zeitgeist
Kommentar zu den Naturschutzprojekten im SiebengebirgeGegen den Zeitgeist