Kinderklinik in Sankt Augustin Sascha Vergin hat ein Herz für Kinder

Sankt Augustin · 37-Jähriger trägt einen Herzschrittmacher und radelt für die Kinderklinik und den guten Zweck vier Tage von Dinslaken nach England.

 Sascha Vergin (Mitte) und seine Teamkollegen vor der Suspension Bridge in England bei einer Tour in der jüngeren Vergangenheit. FOTO: PRIVAT

Sascha Vergin (Mitte) und seine Teamkollegen vor der Suspension Bridge in England bei einer Tour in der jüngeren Vergangenheit. FOTO: PRIVAT

Foto: Sascha Vergin

Sascha Vergin ist 37 Jahre alt und hat im Gegensatz zu allen anderen Menschen vier Mal pro Jahr Geburtstag. Wobei: Er selbst zählt nur zwei Geburtstage – also den, an dem er tatsächlich zur Welt gekommen ist, und den 7. April 1998. An diesem Tag erhält Vergin als 19-Jähriger seinen ersten Herzschrittmacher, mittlerweile trägt er zwar den dritten, Nummer zwei und drei rechnet er aber nicht mit. „Von meiner Freundin bekomme ich an diesem Tag jedes Jahr noch ein Geschenk“, sagt Vergin. Er hat gelernt mit seinem Herzschrittmacher zu leben. Und: Vergin fährt viel mit dem Rad. Jährlich bis zu 10 000 Kilometer.

Ein Vorbild für andere Menschen sein

Seit gestern radelt er für einen guten Zweck, sammelt Geld für herzkranke Kinder der Asklepios-Kinderklinik in Sankt Augustin. „Es ist wichtig, dass die kleinen Kinder unterstützt werden. Ich möchte etwas Gutes tun“, sagt Vergin.

Bis Donnerstag radelt der 37-Jährige von seiner Heimat Dinslaken im Ruhrgebiet nach Bicester in England, zunächst zu zweit, am Ende zu viert, Freunde begleiten ihn. 700 Kilometer in vier Tagen, im Internet schreibt er über seine Tour, dort können Menschen für herzkranke Kinder spenden.

Der Kontakt nach Sankt Augustin ist über einen Jugendlichen zustande gekommen, den die Ärzte dort behandeln, nachdem er wiederbelebt werden musste. Danach erhält der Junge, dessen Vater aus Hennef kommt, einen Herzschrittmacher derselben Marke wie Vergin ihn trägt. So lernen sich die beiden kennen, und Anfang des Jahres beschließt Vergin, mittels seiner Tour für die Patienten in Sankt Augustin Geld zu sammeln.

Für ihn selbst sind die Probleme mit seinem Herzen ohne Vorwarnung gekommen: Mit 18 Jahren kickt Vergin in der Oberliga, ist mit seiner Mannschaft im Trainingslager auf Mallorca. Auf einmal hat er Schmerzen, sein Herz schlägt nur noch 18 Mal pro Minute. Laut des Berufsverbandes Deutscher Internisten liegt der Durchschnitt bei gesunden Erwachsenen etwa zwischen 60 bis 90 Schlägen. Vergin ist danach acht Monate krank geschrieben. Die Diagnose: Herzmuskelentzündung. „Die Ursache ist schwer nachzuweisen,wahrscheinlich war es eine verschleppte Grippe“, sagt er heute.

Doch Vergin will jetzt nicht nur Geld sammeln, er hat noch ein weiteres Ziel: Er will zeigen, dass man auch mit einem Herzschrittmacher weiter Sport machen kann, lebensfroh sein kann. Dass es weitergeht. Immer. Irgendwie. „Es war auch für mich nicht einfach, ich habe die Krise bekommen“, sagt er. Doch irgendwann rappelt er sich auf. „Ich möchte ein Vorbild für diejenigen sein, die sagen, mit einem Herzschrittmacher geht nichts mehr. Und für diejenigen, die sich beweisen wollen“, sagt er. Am 7. April 1998 erhält er schließlich seinen ersten Herzschrittmacher, der Start in sein zweites Leben. Er kauft sich ein Fahrrad, fährt los. Und fährt. Irgendwann beginnt er, längere Touren zu absolvieren, auch mit Freunden aus England. Später erkundet er das Oberbergische Land, als er zwischenzeitlich für einige Jahre in Gummersbach wohnt. In Sankt Augustin war er auch schon. „Da bin ich schon mal spazieren gewesen“, sagt er.

Zweites Gerät erhält er in Siegburger Klinik

Seinen zweiten Herzschrittmacher setzen ihm die Ärzte im Siegburger Helios-Klinikum ein. „Normalerweise hält das Gerät acht bis zehn Jahre. Aber bei mir verbraucht es sich schneller, weil ich mich viel bewege“, erklärt Vergin. Er fährt immer streng nach Pulsuhr, um sich nicht zu überlasten. Ärztlich sei das alles abgesegnet, erzählt Vergin. „Und jetzt radele ich eben für die Kinder.“ Ob das eine Extra-Motivation sei? „Ach, motiviert bin ich sowieso, aber für die Kinder mache ich das natürlich gerne“, sagt er.

Weitere Infos gibt es im Internet unter der Adresse https://saschasradtour.wordpress.com

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