Projekt am Gymnasium am Oelberg Quichotte erklärt Schülern die Regeln des Poetry-Slams

OBERPLEIS · Das Oberpleiser Gymnasium am Oelberg hat sich erfolgreich für ein Poetry-Slam-Projekt beworben. Zum Auftakt trat Quichotte auf und zeigte anschließend in einem Workshop, wie die Schüler selbst texten können und worauf es dabei ankommt.

 Jeder Platz besetzt: In der Schulaula gab der Poetry-Slammer, Rapper und Stand-up-Comedian Quichotte eine Kostprobe seines Könnens.

Jeder Platz besetzt: In der Schulaula gab der Poetry-Slammer, Rapper und Stand-up-Comedian Quichotte eine Kostprobe seines Könnens.

Foto: Frank Homann

Das Gymnasium am Oelberg wird zur Metropole der Dichter. Da tritt Jakob Außem aus der Q 1 bereits bei U 20-Poetry-Slams in ganz Deutschland auf. Und als der 16-Jährige seiner Deutschlehrerin Claudia Kollbach zu Beginn des Schuljahres vorschlug, in Sachen Poetry-Slam doch auch im Unterricht etwas zu machen, flatterte dem Gymnasium zufällig eine Einladung zu einem solchen Dichterwettstreit von der Bildungsstiftung der Kreissparkasse Köln ins Haus.

Umgehend bewarb sich die Schule für den Poetry-Slam – und zwar sehr erfolgreich. Die Stiftung wählte das Gymnasium am Oelberg als Teilnehmer für den Rhein-Sieg-Kreis aus. Das bedeutet: Zum Auftakt trat am Donnerstag der erfolgreiche Slammer Quichotte aus Köln in der Schulaula auf, um anschließend einen Workshop mit mehr als 20 Schülern aus den Jahrgangsstufen EF und Q 1 durchzuführen. Ende Mai wird die Gruppe einen weiteren Workshop mit den Deutschlehrerinnen Claudia Kollbach und Jutta Prinz absolvieren, und schließlich gibt Quichotte selbst am 23. Juni den Texten und Präsentationen den finalen Schliff.

Beim anschließenden Poetry-Slam-Wettkampf in der Aula werden die drei Besten ermittelt, die ihre Schule dann am 10. Juli in Köln gegen jeweils drei weitere Akteure von drei Schulen aus drei weiteren Kreisen vertreten, die im Einzugsbereich der Kreissparkasse Köln liegen. Stiftungs-Geschäftsführer Christian Brand ließ es sich am Donnerstag nicht nehmen, in der voll besetzten Aula den Auftritt von Quichotte mitzuerleben und nahm dann auch am Workshop teil.

Schüler lernen von einem Slam-Poeten

Selbst fabulieren brauchte Brand dann jedoch nicht, als der Slam-Poet allen Schülern gleich zu Beginn eine Aufgabe erteilte. Die Nachwuchs-Dichter, die beim Schulwettbewerb jeweils einen fünf Minuten langen Auftritt haben werden, sollten aus dem Stand zum Thema „Wunschwelt“ einen Text bauen. Erste Regel: „Setzt den Stift nie ab! Wenn Ihr zwischendurch nicht weiterkommt, wiederholt einfach das Wort 'Wunschwelt'!“ Quichotte selbst ließ sich ebenfalls von den Workshop-Teilnehmern in die Pflicht nehmen. Sie durften auch ihm ein Thema stellen, zu dem er in wenigen Minuten einen Text zaubern sollte: „Jugend!“ Der Kaltstart gelang. Danach erfuhren die Jugendlichen von dem Slam-Poeten beispielsweise, wie sie rhetorische Mittel einsetzen, wie sie Ideen entwickeln und Komik bei einem Auftritt benutzen können.

Quichotte hatte sogar ein Schreibspiel für angehende Dichter erarbeitet. Schließlich war der Poet, der seinen bürgerlichen Namen nicht nennen möchte, selbst einmal drei Jahre Gymnasiallehrer für Englisch und Geschichte, bevor er als Slam-Poet, Rapper und Stand-up-Comedian beruflich vom Klassenzimmer auf die Bühne wechselte. Mittlerweile tritt der 33-Jährige bundesweit mit Soloshows auf.

Inspirationen aus dem Alltag

Angefangen hatte alles in der Schulzeit: Quichotte fertigte eine Hausaufgabe im Politikunterricht als Gedicht – und sein Lehrer war begeistert. Seine Inspirationen schöpft Quichotte aus dem Alltag. Die Besucher des Auftritts in Oberpleis konnten sich ein Bild machen – der Slam-Poet wagt sich sowohl an lustige als auch an ernste Themen heran.

Quichotte verriet nur so viel: „Ich komme aus einer ländlichen Gegend!“ Ein Schüler rief: „Wir auch!“ Quichotte: „Hier in Königswinter gibt es auch Wiesen. Aber in meinem Dorf gab es nur Wiesen und wenige Häuser. Und wenn ich irgendwo das Klingelmännchen gemacht hatte, ging schon das Telefon, wenn ich zu Hause war. Ich war das einzige Kind im Dorf.“ Sein neues Buch heißt denn auch: „Klingelstreiche im Niemandsland!“ Quichottes Heimatdorf heißt übrigens Roderwiese.

Applaus entscheidet über Platzierung

So wie Quichotte verfasste auch Jakob Außem schon als Kind Gedichte. Sogar ein Buch hat er in der Mache. Ob er Schulsieger wird? Jedenfalls waren alle Workshop-Teilnehmer mit Begeisterung dabei. Luitgard Boßdorf (15) meinte etwa: „Ich komponiere Klavierstücke, heute versuche ich es mal mit Gedichten.“ Quichotte gab das Ziel aus: „Genial wäre es, wenn jeder einen fertigen Text für den Schulwettbewerb hat.“ Die Länge des Applauses entscheidet dann über die Platzierung.

Christian Brand jedenfalls freut sich schon auf den Endausscheid in Köln mit den zwölf besten Slam-Poeten und möglichst großen Fan-Gemeinden aus den vier Schulen.

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