Luther im Siebengebirge Open-Air-Theater im Kloster Heisterbach

Heisterbach · Mit seinem unkonventionellen Stil begeisterte das N.N. Theater im vergangenen Jahr sein Publikum in der Klosterruine. Im August ist es erneut in Heisterbach zu sehen: mit den Nibelungen, einem Luther-Stück und Heidi.

 Freuen sich auf die Theateraufführungen vor der Klosterruine (v.l.): Markus Hoitz, Irene Schwarz und Tom Simon.

Freuen sich auf die Theateraufführungen vor der Klosterruine (v.l.): Markus Hoitz, Irene Schwarz und Tom Simon.

Foto: Frank Homann

Irene Schwarz und Tom Simon sind vorbereitet. Eigentlich, sagen sie, wäre es ihnen anders lieber – man will ja nichts beschreien. Aber für den Fall der Fälle steht dann eben doch die Kiste mit den Einmal-Regenponchos bereit. Falls es am zweiten Augustwochenende regnen sollte. Die Akteure des Kölner N.N. Theaters bauen jedoch fest darauf, dass das Wetter hält, wenn sie für drei Aufführungen – die Nibelungen, Luther und Heidi – zurück in die Klosterlandschaft Heisterbach kommen.

Vergangenes Jahr war das freie Theater aus Köln erstmals in der „Außenstelle“ aufgetreten. Ambiente und Kulisse hatten die Schauspieler um den Stunker und Oberpleiser Tom Simon überzeugt. Die unkonventionelle und rasante Inszenierung der Nibelungen hatte wiederum das Publikum überzeugt, das bereits zur Premiere zahlreich erschienen war. Nun also die Wiederholung. Gemeinsam mit Pfarrer Markus Hoitz von der Stiftung Kloster Heisterbach und dem stellvertretenden Bürgermeister Sokratis Theodoridis stellten Schwarz und Simon das Programm vor.

Theater an ungewöhnlichen Orten

Seit 30 Jahren präsentieren die Kölner Schauspieler Theater für alle an außergewöhnlichen Orten. Gerade ist das Freiluftfestival im Friedenspark in Köln zu Ende gegangen. „Wir hatten wirklich einen sehr guten Publikumszuspruch“, freut sich Schwarz. Müde ist man trotz der vielen Auftritte aber noch lange nicht, und das Ensemble ist in den kommenden Monaten vor allem mit seinem Luther-Stück in ganz Deutschland unterwegs. „Wir wollten uns nicht zwingend an das Luther-Jubiläum dranhängen“, gesteht Schwarz. Aber dann seien Entscheider der evangelischen Kirche an die Gruppe herangetreten. „Sie wollten den Blick von außen.“

Und obwohl das Theater für seine respektlosen Inszenierungen voller Slapstick, Humor, Tragik und Musik bekannt ist, „haben sie nie nachgefragt, was wir machen“, sagt die Schauspielerin mit einem ansteckenden Lachen. „Sie haben das Ergebnis erst bei der Premiere gesehen.“ Offensichtlich hat es ihnen gefallen, denn nun sind die Kölner mit dem Stück, dass sie eigens für diesen Anlass in Auftrag gegeben haben, deutschlandweit in Kirchen und Gemeinden zu Gast. Es gab viele positive Kritiken. Simon: „Und für uns Schauspieler war es sehr interessant, sich einmal tiefer mit Religion zu beschäftigen.“

Respektlos und augenzwinkernd

Aber dann, räumt Simon ein, passt die Thematik eigentlich doch ganz gut zum N.N. „Wir zeigen einen Menschen in schwierigen Zeiten, der dennoch versucht, ein guter Mensch zu sein.“ Und sich damit sehr schwer tut – „weil er zornig ist und an Verstopfung leidet“, fügt Schwarz mit einem Augenzwinkern hinzu. Und weil man eben beim N.N. Theater ist, kommen natürlich auch der Teufel und die Zeit in dem Stück vor. „Das Stück“, sagt Schwarz, „ist sehr unterhaltsam, aber gleichzeitig geht es auch darum, Wissen zu vermitteln.“

Darum geht es den Machern prinzipiell. Deswegen auch die Nibelungen. Simon: „Das ist auch ein Thema, wo irgendwie jeder eine Idee hat, warum es da geht, aber so genau dann doch nicht.“ Seit 2004 spielt das Ensemble das Stück, „ein Erfolgskracher, und wir bekommen es einfach nicht abgesetzt“. In diesem Stück kommen die Akteure, wie auch bei allen anderen, mit extrem wenigen Requisiten aus, die sie dafür umso effektvoller einsetzen.

Heidi - nicht nur für Kinder

Bei Heidi schließlich, dem Kinderstück nicht nur für Kinder, kommen die Schauspieler nicht nur mit sparsamem Zubehör aus, sondern auch mit wenigen Akteuren. Gerade einmal drei Personen übernehmen alle Rollen – inklusive der Ziegen von Peter wohlgemerkt. Geeignet ist das Stück für Kinder ab fünf Jahren. „Wir würden hier gerne in Serie gehen“, sagt Schwarz über Heisterbach. Der Ort sei „romantisch, magisch und voller Geschichte“. Bei Hoitz läuft sie dabei offene Türen ein, schließlich wurde auch schon früher auf dem Gelände Theater gespielt. Und: „Neben 'Klassik in der Scheune'“, so der Pfarrer, „ist das ein weiteres Angebot, das genau in die Klosterlandschaft passt.“

Die Akteure haben einiges auf die Beine gestellt, damit sich die Besucher wohl fühlen. Das Gelände direkt an der Klosterbühne ist bestuhlt, für Getränke gesorgt. Und da es bekanntlich am Kloster an Parkplätzen mangelt, gibt es einen Shuttle-Service von Oberpleis und dem Bahnhof Niederdollendorf aus. Kostenlos, versteht sich. Und dann stehen – für den äußersten Notfall – ja auch noch die Regenponchos bereit.

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