Azubi-Seminar in Königswinter Mehr Reichweite fürs Rathaus

Königswinter · Auszubildende aus dem Rhein-Sieg-Kreis lernen im Arbeitnehmer-Zentrum Königswinter, wie sie Social Media im Job nutzen. Das "Online-Bootcamp" vermittelt auch ein Gefühl für Respekt und Verantwortung.

 Lernen vom Profi: YouTube-Filmer Julez (hinten rechts) gab den Auszubildenden Tipps beim Videodreh.

Lernen vom Profi: YouTube-Filmer Julez (hinten rechts) gab den Auszubildenden Tipps beim Videodreh.

Foto: Frank Homann

Das Lieblingsvideo läuft im Hintergrund auf Youtube, schnell wird der Treffpunkt via Whatsapp geteilt und der Urlaubsgruß der besten Freundin auf Facebook geliked – kein Problem für die junge Generation.

In der Freizeitkommunikation sind die 16- bis 29-Jährigen Profis. Aber wie sieht es im Berufsalltag aus? Wie lassen sich soziale Medien im Beruf nutzen? 33 Auszubildende aus den Stadt- und Gemeindeverwaltungen des Rhein-Sieg-Kreises haben sich im Arbeitnehmer-Zentrum Königswinter (AZK) in einem Seminar dieser Frage gestellt.

In einem „Online-Bootcamp“ der Bad Godesberger Initiative „BG 3000 IT Modellregion“ in Kooperation mit der Stiftung Christlich-Soziale Politik (CSP) sollten die Teilnehmer einen berufsorientierten und kreativen Umgang mit sozialen Medien erlernen. Derzeit absolvieren sie eine Ausbildung in den Verwaltungen von Königswinter, Bad Honnef, Ruppichteroth, Alfter und des Rhein-Sieg-Kreises.

Experten sensibilisieren für Chancen und Risiken

„Die Auszubildenden sollen lernen, sicher und respektvoll zu kommunizieren, sich weiterzubilden und eine Meinung zu bilden“, sagt Stefan Krause von BG 3000. „Jugendliche sollen für die Chancen und Risiken sensibilisiert werden“, so Karsten Matthis, Geschäftsführer und pädagogischer Leiter der Stiftung CSP. Mehr als 300 Schüler nahmen bereits an dem Weiterbildungsangebot des BG 3000 teil. Nun fand erstmals eine Schulung speziell für Auszubildende statt.

Neben den Standardfunktionen sollen vor allem die Produktpalette und Anwendungsgebiete der neuen Medien aufgezeigt werden. Anstatt den jungen Erwachsenen jedoch die Wegweiser für die digitale Welt in theoretischen Vorträgen zu vermitteln, steht vor allem die Praxis auf dem Stundenplan – vermittelt von Youtube-Filmern und Social-Media-Experten. „Wir legen Wert darauf, dass es Experten sind, die aus dem Alltag kommen“, sagt Kristina Schaufler, Projektleiterin der „Online-Bootcamps“.

Das soziale Experiment auf Video beeindruckt

Einer der Referenten ist Julian Weissbach. Unter seinem Künstlernamen „Julez“ veröffentlicht der Youtube-Filmer auf seinem Kanal wöchentlich selbst produzierte Videos. An Beispielen aus der Videoplattform erklärt er den Seminarteilnehmern zunächst die unterschiedlichen Videoarten – vom sogenannten „Prank“ bis zur Parodie. Nach jedem Kurzfilm sollen die Auszubildenden das Gesehene auf einer Skala von eins bis zehn bewerten und eine Meinung dazu entwickeln. Das nächste Filmbeispiel, ein „soziales Experiment“, das Weissbach mit versteckter Kamera aufgenommen hat, regt die Auszubildenden zum Nachdenken über die Verantwortung eines Filmemachers an.

In dem Kurzfilm feindet Weissbach einen Freund mit rassistischen Äußerungen an, während die Kamera die Reaktionen der Passanten aufnimmt. Immer wieder gehen Menschen an den beiden vorbei, nur wenige greifen couragiert ein. „Viel zu viele sind einfach vorbeigegangen“, sagt eine Teilnehmerin in der anschließenden Diskussion über den moralischen Auftrag eines Videos. „Bei Millionen von Klicks hat man auch eine Verantwortung“, erinnert Weissbach.

Zudem klärt er die Teilnehmer über Kosten, rechtliche Grundlagen und Drehgenehmigungen auf. Einen Raum weiter stellt Katharina Rudolff die Funktionsweisen von Instagram, Facebook und Youtube vor.

Wie virale Informationsvermittlung aussieht, demonstriert sie an dem aktuellen „Pokémon Go“-Hype mit einem Video aus dem Central Park in New York, in dem Dutzende Menschen einen bestimmten Pokémon jagen – angespornt durch vielfach geteilte Aufrufe in den sozialen Netzwerken. Im Anschluss haben die Teilnehmer 20 Minuten Zeit, ein Konzept für eine eigene Seite zu entwickeln, die ihr Hobby vorstellen soll.

Auf Fotosafari für Instagram

In der Zwischenzeit hat die dritte Gruppe die Seminarräume verlassen und sich auf Fotosafari mit dem Smartphone begeben. Unter der Anleitung von Alexander Schreiner knipsen die Auszubildenden Bilder für das fotobasierte Netzwerk Instagram und müssen innerhalb kürzester Zeit Follower für ihre Beiträge generieren.

In jeweils drei Gruppen absolvierten die Auszubildenden die Seminarmodule an zwei Tagen. „Am ersten Tag ging es um die Chancen der sozialen Medien. Am zweiten Tag aber auch darum, die Gefahren aufzuzeigen“, fasst Anke Spiecker, Jugendbildungsreferentin des AZK, zusammen. Neben den Praxisübungen standen daher ebenso rechtliche Grundlagen, ein „Medienknigge“ und die Sicherheit im Netz auf dem Programm.

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