Ausstellung „Green Curtain“ auf Schloss Drachenburg Liebevolle Hommage an den Wald

KÖNIGSWINTER · Unter dem Titel „Green Curtain“ zeigt die Fotokünstlerin Joanna Vortmann noch bis 1. November ihre Arbeiten auf Schloss Drachenburg in Königswinter.

 Ohne künstliche Effekte: Die Fotografien von Joanna Vortmann sind in abgelegenen Waldgebieten Nordrhein-Westfalens entstanden.

Ohne künstliche Effekte: Die Fotografien von Joanna Vortmann sind in abgelegenen Waldgebieten Nordrhein-Westfalens entstanden.

Foto: Frank Homann

Für manch einen ist er wild und unheimlich, andere empfinden ihn als geheimnisvollen, gar mythischen Ort, wieder anderen spendet er Ruhe und Kraft – zum Wald hat jeder Mensch eine ganz eigene Beziehung. Für die Fotokünstlerin Joanna Vortmann ist er „wie eine Gefährtin“.

Lange hat sie überlegt, wie sie sich dieser Gefährtin fotografisch annähern möchte, wie es ihr gelingt, den Wald so abzulichten, „dass Gefühle freigesetzt werden“. Das Ergebnis können Besucher noch bis Dienstag, 1. November, auf Schloss Drachenburg bewundern. Am Sonntag wurde dort in der Kunsthalle die Ausstellung „Green Curtain“ eröffnet.

Die insgesamt zwölf Bilder sind eine liebevolle Hommage an den Lebensraum Wald. Entstanden sind sie in abgelegenen Waldgebieten Nordrhein-Westfalens, dort, „wo der Wald sich selbst überlassen wurde und wo sich keine Touristen tummeln“. Um geeignete Orte zu finden, hat die Kölner Künstlerin viele Stunden und Tage in der Natur verbracht: „Je länger ich warte, desto besser zeigt sich mir der Wald“, sagt sie. Nicht zu licht, aber auch nicht zu dicht durfte er für die Aufnahmen sein.

In elf Werken des Zyklus „Green Curtain“ wird der Wald als lebendiges Wesen sichtbar. Lichtverlauf und Farbgestaltung der Fotografien verdichten Laub und Hölzer zu einer Art Schleier, der als „Green Curtain“ die perspektivischen Ebenen miteinander verschmilzt. Die Tiefe des Waldes bleibt dem Betrachter auf den ersten Blick verborgen.

Wer jedoch genauer hinschaut, entdeckt Durchlässe und Zwischenräume – fast ist es, als könnte man mitten hineinspazieren in diesen Wald, als könnte man die feuchte, frische Waldluft auf der Haut spüren, als bräuchte man nur die Hand auszustrecken, um die knorrigen Stämme anzufassen. Der „Green Curtain“ verbirgt und enthüllt zugleich – jeder Betrachter kann in den Fotografien seinen eigenen „Wald“ und seine eigenen Geschichten entdecken.

„Unendlich viel Geduld und viel Zärtlichkeit im Umgang mit der Kamera“ bedarf es, um Fotos dieser Art zu erstellen. Zumal es sich ausdrücklich nicht um künstlich erzeugte Effekte oder gar nachbearbeitete Bilder handelt. „Jedes einzelne ist wirklich fotografiert“, betont Vortmann, die ihr Handwerk an der Hochschule der bildenden Künste in Essen gelernt hat und für ihre Arbeiten bereits mehrfach ausgezeichnet wurde.

Sie verwendet für ihre Aufnahmen eine besondere Kameratechnik, die Bewegung, Tiefenschärfe und Langzeitbelichtung kombiniert. Mit einem weiteren Werk hat Vortmann dem Wald eine Bühne gegeben. Der „Green Curtain“ ist in der Arbeit aus der Werkgruppe „Utopia“ real geworden.

Durch die Vorhänge, die mit einer Fotomontage erzeugt worden sind, erscheint die gesamte Umgebung wie eine Freilichtbühne. Davor steht eine Person und wartet auf etwas. „Auf der Bühne spielt die Geschichte von der Hoffnung, etwas hinter der konkreten, sinnlich erfahrbaren Realität zu entdecken. Schon im nächsten Augenblick kann es sich hinter den Bäumen zeigen, oder aus dem eigenen Unterbewusstsein aufsteigen.“

Die Ausstellung ist bis Dienstag, 1. November, in der Kunsthalle von Schloss Drachenburg zu sehen. Der Besuch ist im regulären Eintrittspreis enthalten. Weitere Informationen unter www.schloss-drachenburg.de oder telefonisch unter 02223/901970.

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