Interview mit dem Technischen Dezernenten in Königswinter Krämer: „Der Fokus wird auf der Rheinallee liegen“

Königswinter · Ärger mit dem Lieferanten der Container für die Flüchtlinge, die Verkehrssituation an der Rheinallee, eine schleppende Sanierung in der Altstadt und in Oberpleis – im Interview spricht der Technische Dezernent Theo Krämer über die Baustellen der Stadt Königswinter.

Wie geht es mit den Containern für die Flüchtlinge im Krahfeld weiter, nachdem die Stadt mit der beauftragten Firma einen Aufhebungsvertrag geschlossen hat, weil das Unternehmen nicht die vereinbarten Unterkünfte geliefert hat?

Theo Krämer: Die Container sollten erst aus Russland, dann aus der Türkei und schließlich aus Bosnien kommen. Der Lieferant hat aber die geforderten Zertifikate nicht geliefert. Es gibt Normen und Vorschriften, die nicht eingehalten worden sind. Deshalb haben wir einen Aufhebungsvertrag mit der Firma geschlossen. Wir haben ihr als Frist den 31. Juli gesetzt, um die bisher gelieferten Bauteile und die von ihr gegossenen Bodenplatten wieder zu entfernen. Die Räumung ist jedoch nicht fristgerecht erfolgt. Damit beschäftigen sich jetzt die jeweiligen Rechtsabteilungen. Ich hoffe nicht, dass es zu einer Klage kommen wird.

Wie geht es an diesem und an anderen Standorten weiter, die für Unterkünfte vorgesehen sind?

Krämer: Stand heute leben in Königswinter noch 540 Flüchtlinge gegenüber 600 Ende 2015 in städtischer Obhut. Wir rechnen in diesem Jahr noch mit rund 130 Zugängen und ebenso vielen Abgängen. Wir haben diesen Umstand genutzt, darüber nachzudenken, ob es Alternativen zu den ursprünglich geplanten Containern gibt. Zurzeit sind wir mit Lieferanten im Gespräch, die Unterkünfte in Holzständerbauweise errichten. Wir hoffen, dass in diesem Jahr im Krahfeld noch eine Anlage für 40 Flüchtlinge – entweder als Container oder in Holzständerbauweise - bezugsfertig wird. Es ist weiterhin geplant, dass an diesem Standort in einem ersten Bauabschnitt 120 Flüchtlinge untergebracht werden.

Die Beteiligung der Bürger an den Sitzungen, die sich mit dem Integrierten Handlungskonzept (IHK) und damit der Zukunft der Altstadt beschäftigen, ist gering. Ziehen die Bürger nicht mit?

Krämer: Die Bürger haben sich bei einem Workshop, bei dem es darum ging, wohin die Reise mit der Altstadt gehen kann, sehr engagiert und viele Anregungen und Ideen eingebracht. Auch die bürgerschaftliche Initiative AMP (Altstadt-Masterplan), in der sich engagierte Bürger zusammengefunden haben, bringt sich rege ein und ist auch im Rahmen der Arbeitsgruppe in den Prozess eingebunden. Ich habe aber auch den Eindruck, dass immer weniger Bürger an den Sitzungen teilnehmen. Vielleicht dauert der Prozess schon zu lange und ist zu komplex.

Berät man sich in Königswinter nicht kaputt – auch wenn die Sanierung jetzt unter dem Namen Integriertes Handlungskonzept läuft?

Krämer: Vielleicht. Aber das IHK ist die allerletzte Chance, Fördergelder zu bekommen. Und das ist, zum Beispiel bezüglich der Entwicklung des Areals rund um die geplante Bahnunterführung, für die Altstadt überlebensnotwendig.

Gibt es schon erste Ergebnisse?

Krämer: Das Planungsbüro wird voraussichtlich im Herbst im Ausschuss Zwischenergebnisse präsentieren. Der Ausschuss wird dann über das künftige Leitbild und die Zielsetzungen beschließen. Auch den Bürgern werden diese Ergebnisse vorgestellt. Dabei sind sowohl noch nicht begonnene „Baustellen“ aus der städtebaulichen Sanierungsmaßnahme sowie weiterhin aktuelle wie eben die Bahnunterführung oder die östliche Drachenfelsstraße. Aber es gibt auch neue Themen. So wird der Fokus in den kommenden Jahren auf der Rheinallee liegen.

Was ist dort geplant?

Krämer: Die Rheinpromenade ist unsere Visitenkarte. Wir haben unter anderem ein schönes Siebengebirgsmuseum, einen tollen Drachenfels und eine tolle Drachenburg, aber dieses Eingangstor der Stadt ist nicht auf dem Stand, den wir uns alle wünschen. Dabei spielt die Gestaltung eine genauso große Rolle wie die Verkehrssicherheit.

Hat da auch eine Rolle gespielt, dass vor einem Jahr eine 87-jährige Frau auf dem Fahrrad bei einem Zusammenstoß mit einem anderen Radfahrer ums Leben gekommen ist?

Krämer: Nein! Die Nutzergruppen behindern sich hier zwangsläufig gegenseitig. Und auch von einer einheitlichen Gestaltung der Promenade kann keine Rede sein. Es ist höchste Zeit, dass wir hier ein Konzept entwickeln. Wir wollen keine Flickschusterei mehr. Wenn es uns aber nicht gelingt, Fördermöglichkeiten zu finden, rückt das Projekt in weite Ferne. Dafür müssen dicke Bretter gebohrt werden. Diese Arbeit ist jedoch unbedingt erforderlich.

Was passiert auf dem Lemmerzgelände? Liegt das Rechtsgutachten schon vor, mit dem die Stadt die Erfolgsaussichten einer Klage gegen den Denkmalschutz prüfen lässt?

Krämer: Der Stadt Königswinter liegt inzwischen eine denkmalfachliche Ersteinschätzung eines Gutachters vor. Wir werden deren Inhalt in Kürze mit Vertretern des Amtes für Denkmalpflege im Rheinland erörtern.

Kommt der Gutachter also zu einem anderen Ergebnis als die Denkmalschützer?

Krämer: Kein Kommentar.

Ist der Investor, der dort einen Gewerbepark schaffen will und dafür einen Großteil der Gebäude abreißen will, denn weiter interessiert?

Krämer: Ja. Stadt und Investor warten daher dringend auf eine Entscheidung, ob die Gebäude unter Schutz gestellt werden.

Wie schätzen Sie die Entwicklung in der Fußgängerzone und in der Drachenfelsstraße ein?

Krämer: Wir haben dort nach wie vor Leerstands- und Qualitätsprobleme. Man merkt allerdings, dass eine Dynamik in der Altstadt steckt und wir auch durchaus sehr erfreuliche Entwicklungen haben. So gab und gibt es einige vielversprechende Neuansiedlungen in der Hauptstraße und in der Drachenfelsstraße. Das Café Kontor ist so ein Beispiel. Einige Eigentümer haben auch für die nächsten Monate interessante Projekte und Ideen. Königswinter ist interessanter geworden. Das hören wir auch in Gesprächen mit Investoren. Und ich bin mir sicher, dass wir noch nicht am Ende der Entwicklung stehen.

Wie geht es mit dem Café Europa weiter, das die Stadt vor fast vier Jahren erstmals versiegelt hatte?

Krämer: Die Verwaltung ist mit dem Sohn des Eigentümers im Gespräch. Ich bin optimistisch und glaube immer noch, dass es eine Chance auf eine Einigung gibt. Es darf aber sicher nicht noch einmal zwei Jahre dauern, bis wir eine Lösung haben.

Wie ist die Entwicklung in der Oberpleiser Ortsmitte, für die ebenfalls ein IHK bei der Bezirksregierung eingereicht wurde?

Krämer: Wir stehen hinsichtlich der Fördermöglichkeiten mit der Bezirksregierung in Kontakt. Geprüft wird zurzeit, ob es zu dem bisher avisierten Förderprogramm eine alternative Fördermöglichkeit gibt. Das machen wir gemeinsam mit der Stadt Bad Honnef, die ebenfalls für die Innenstadt und Aegidienberg zwei Integrierte Handlungskonzepte einreichen möchte.

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