Lemmerz-Hallenbad Königswinterer Hallenbad schließt am 27. August

Königswinter · Das Lemmerz-Hallenbad in Königswinter wird ab Oktober abgerissen, Ende August schließt es seine Tore. Im Interview blicken die Betreiber Elke Stoll und Ingolf Pott in die Vergangenheit und nach vorn.

Generationen von Kindern haben im Königswinterer Hallenbad Schwimmen gelernt.

Generationen von Kindern haben im Königswinterer Hallenbad Schwimmen gelernt.

Foto: Frank Homann

Erinnern Sie sich noch an Ihren Start im Hallenbad?

Ingolf Pott: Ja. wir haben am 26. Januar 1997 aufgemacht. Vorher war das Bad zwei Jahre lang geschlossen gewesen. Am Anfang waren wir noch sehr blauäugig und glaubten, wir könnten das Bad ohne städtischen Betriebskostenzuschuss führen. Das hat sich als Irrtum herausgestellt.

Von Oktober 1999 bis Februar 2000 wurde die Badtechnik saniert ...

Pott: Vier Tage nach der Neueröffnung ist der Kohlefilter vom großen Becken in sich zusammengebrochen. In den folgenden sechs Wochen war nur das Lehrschwimmbecken nutzbar.

Und im Frühjahr 2007 kam dann der Schock. Die Stadt wollte das Lemmerzbad an einen privaten Investor verkaufen, der forderte, dass das Hallenbad geschlossen wird.

Pott: Ja. Ende 2006 sollte der Pachtvertrag eigentlich um weitere fünf Jahre verlängert werden. Seitdem haben wir nur noch Ein- oder Zweijahresverträge erhalten. Als das Investorenprojekt gescheitert war, gab es ja die beiden Vergabeverfahren und zwei Bürgeranträge, neue Bäder zu errichten. Mit dem bekannten Ergebnis, dass jetzt das neue Bad am alten Standort gebaut wird.

Wann müssen Sie raus?

Elke Stoll: Wir haben die Kündigung zum 30. September erhalten. Dann müssen wir alles „besenrein“ übergeben. Am 27. August, dem letzten Ferientag, ist das Bad zum letzten Mal geöffnet. Alle unsere Mitarbeiter, zehn Festangestellte und 15 Teilzeitkräfte, haben ihre Kündigung erhalten.

Was machen Sie selbst in der Phase des Neubaus?

Pott: Wir haben ja bis Ende 2020 noch den Pachtvertrag für das Freibad, das im kommenden Jahr von Karfreitag bis zum 30. September geöffnet ist. Außerdem haben wir mit der Stadt vereinbart, dass wir bestimmte Arbeiten im Freibad, die sonst vergeben werden würden, in Eigenregie übernehmen.

Was passiert mit dem Inventar des Hallenbades?

Stoll: In 22 Jahren ist einiges zusammengekommen. Der Container steht bereits da. Wir werden den Großteil im Freibad einlagern.

Wer macht den Umzug?

Stoll: Wir sind ja quasi ein Familienbetrieb. Da werden alle kräftig mit anpacken müssen.

Wie viele Menschen haben in diesem Jahr das Hallenbad und das Freibad besucht?

Pott: Im Freibad hatten wir im Juni und Juli 30 000 Besucher. Das waren 7000 weniger als 2018. Das Freibad ist im Übrigen in diesem Jahr bis zum 30. September geöffnet. Ins Hallenbad kamen bis zum 31. Juli 76 000 Besucher. Das sind 3000 unter Plan und 8000 weniger als im vergangenen Jahr. Seit etwa zwei Monaten gehen die Besucherzahlen zurück. Die Leute kaufen keine Zehnerkarten mehr. Eine EC-Karten-Zahlung ist ebenfalls nicht mehr möglich.

Stoll: Viele Leute meinen auch, der Abriss hätte schon begonnen.

Der Zustand des alten Bades wurde immer wieder als sehr schlecht bezeichnet, sodass man fast Angst haben musste, dass es irgendwann zusammenbricht. Sehen Sie das auch so?

Pott: Auch ein neues Bad wird spätestens nach 15 Jahren sanierungsbedürftig sein, so viel wie sich allein im Bereich der Wasseraufbereitung und Wasserdesinfektion tut. Und im alten Bad ist aus Sicherheitsgründen immer alles regelmäßig kontrolliert worden. Reparaturen bis zu 1000 Euro mussten wir dabei selbst bezahlen. Diese haben sich im Laufe der Jahre immer weiter gesteigert, sodass wir 60 000 bis 70 000 Euro pro Jahr in beiden Bädern selbst stemmen mussten.

Wie reagieren die Leute auf die bevorstehende Schließung?

Stoll: Unsere Stammgäste leiden alle mit. Für uns ist es auch ganz schlimm, wenn man Schwimmkurse beenden muss und die Kinder einem traurig um den Hals fallen. Das gilt auch für die Schulen – und zwar nicht nur die Königswinterer, sondern auch die Bad Honnefer, die seit 2004 zu uns zum Schwimmen kommen. Auch die SSG Siebengebirge trainiert seitdem bei uns.

Wie schätzen Sie Ihre Chancen ein, auch im neuen Hallenbad den Betrieb zu übernehmen?

Stoll: Wir müssen uns dann einem europaweiten Ausschreibungsverfahren stellen. Da haben wir aber vielleicht einen Heimvorteil, weil wir mit verlässlichen Zahlen operieren können.

Pott: Ich sehe da auch gute Chancen für uns, weil das neue Bad ja eins zu eins wie das alte gebaut wird und unser Betriebskonzept genau darauf passt. Andere Betreiber sind ja meistens auf Zusatzangebote wie Sauna oder Wellness aus oder wollen Spaßbäder errichten. Für uns spricht dabei sicher auch, dass im Durchschnitt pro Jahr 7000 Kinder an unseren Schwimmkursen teilgenommen und 4000 Erwachsene Kurse in Aquafitness und Wassergymnastik belegt haben.

Sind Sie also zuversichtlich, im Frühjahr 2021 im neuen Bad an den Start zu gehen?

Pott: Ja. Ich hoffe nur, dass alles im Plan bleibt und nicht aus 2021 auf einmal 2022 oder 2023 wird. Unser guter Ruf ist auch schnell wieder vergessen.

Wie verabschieden Sie sich von Ihren Badegästen?

Stoll: Wir möchten uns bei ihnen ganz ausdrücklich bedanken. Und wir sind stolz, dass wir so vielen Kindern das Schwimmen beibringen konnten.

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