Altes Stadttheater in Königswinter Hoffen auf bessere Zeiten

Königswinter · Einst stand sogar die große Grethe Weiser auf der Bühne des Königswinterer Stadttheaters. Jetzt sollen in dem Gebäude nach der Sanierung wieder Veranstaltungen stattfinden.

Der Königswinterer Hof mit großem Saal und Gastronomie im vorderen Teil erfüllte im Jahr 1945 bei der Suche der Kulturschaffenden nach einem geeigneten Gebäude im Großraum Bonn alle Anforderungen. Dem Ensemble gehörten Profi- und Hobbyschauspieler, Musiker und Statisten an. Die guten Zeiten dauerten gerade einmal drei Jahre. Jetzt soll das Gebäude in der Fußgängerzone, das heute wieder unter dem Namen Königswinterer Hof bekannt ist, nach jahrelangem Leerstand wieder für Veranstaltungen genutzt werden. Die Wohnung in der oberen Etage wird vermietet.

Neuer Eigentürmer ist Enver Neziri, der in Bonn ein Unternehmen für Bauleistungen und Beratung hat. Nachdem er vor Jahren ein kleines Appartement an der Bahnhofsallee erworben hatte, hat er vor sechs Monaten der Stadt den Königswinterer Hof und das benachbarte Gebäude an der Hauptstraße 381 abgekauft. Das Nachbarhaus wurde bereits weitgehend saniert. Hierin befinden sich ein Ladenlokal sowie zwei Appartements, die er vermieten möchte.

Beim Königswinterer Hof sind ihm bisher jedoch noch die Hände gebunden. Was er und seine Mitarbeiterin Sabine Kliesch, die sich später um die Vermarktung kümmern soll, außerordentlich bedauern. „Eine Musikschule hatte bereits für den November angefragt, der mussten wir leider absagen“, berichtet Kliesch. „Wenn die Baugenehmigung vorliegt, können wir am nächsten Tag anfangen“, sagt auch Neziri.

Heizung, Fenster, Elektrik, Sanitär – alles sei bereits geplant. Das meiste mache er mit seiner Baufirma ohnehin selbst. Bereits seit Juni lägen die Unterlagen bei der Stadtverwaltung. Allerdings muss er einräumen, dass das Brandschutzkonzept noch einmal überarbeitet werden musste. „Am kommenden Dienstag werden wir es bei der Stadt abgeben“, so Neziri.

Insgesamt vier Monate veranschlagt er für die Sanierung. In dieser Zeit soll der alte Theatersaal in seiner ganzen Pracht wiederhergestellt werden. Die Bühne, auf der die Schauspieler einst ihre Kunst dem Publikum präsentierten, ist zwischenzeitlich hinter einer Wand mit Rundbogenfenstern verschwunden und soll dann wieder freigelegt werden. Als neues Element ist lediglich eine Theke geplant. Der Saal soll komplett bestuhlt werden und 150 bis 200 Personen Platz bieten.

Private Feiern wie Hochzeiten oder Geburtstage sind die eine Säule des Geschäftsmodells. Dabei planen die Eigentümer eine Kooperation mit einem Catering-Unternehmen aus Meckenheim. Aber auch Ausstellungen können sich Neziri und Kliesch in der Künstlerstadt Königswinter sehr gut vorstellen. Theateraufführungen halten sie grundsätzlich ebenfalls nicht für ausgeschlossen, allerdings nicht im großen Stil wie in den Nachkriegsjahren. „Wenn bei uns eine Schule anfragt, ob sie auf der Bühne ein Theaterstück aufführen darf, werden wir sicher nicht Nein sagen“, so Kliesch. Vorausgesetzt die Stadt Königswinter erteilt für derartige Veranstaltungen eine Genehmigung.

Die Stadt hatte im Jahr 2014 von ihrem Vorkaufsrecht für den Königswinterer Hof Gebrauch gemacht und ihn aus einem Immobilienfonds erworben. Der Hausschwamm hatte dem Gebäude, dessen älteste Bauteile aus dem 18. Jahrhundert stammen, durch den langen Leerstand zugesetzt. Zuletzt hatten sich dort einige Läden, unter anderem eine Stoffhandlung, befunden.

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