"Wandelndes Siebengebirgslexikon" Elmar Heinen feiert 90. Geburtstag

Stieldorf · Der Jurist, Naturschützer und Heimatkundler Elmar Heinen feiert am Donnerstag seinen 90. Geburtstag und blickt zurück auf sein Engagement im Siebengebirge.

 Elmar Heinen bei der Arbeit: Seit Jahren archiviert er die Lokalseiten des General-Anzeigers für den Heimatverein.

Elmar Heinen bei der Arbeit: Seit Jahren archiviert er die Lokalseiten des General-Anzeigers für den Heimatverein.

Foto: Frank Homann

Mehr als ein halbes Jahrhundert hat Elmar Heinen das Siebengebirge unmittelbar vor seiner Haustür gehabt. Umso schwerer fällt es dem Mann, der am Donnerstag 90 Jahre alt wird, nach einem Krankenhausaufenthalt nicht mehr in sein Haus in Heisterbacherrott zurückkehren zu können, in das er im Januar 1961 eingezogen war. Seit drei Wochen lebt Heinen im Seniorenhaus Sankt Margareta in Stieldorf.

„Ich bedaure, dass ich nicht mehr in Heisterbacherrott wohne. Die Vorsicht meiner drei Kinder hat dazu geführt. Und sie haben recht. Wenn ich hinfalle, ist es gut, wenn Hilfe nahe ist“, sagt der Heimatkundler. Da ist der gelernte Jurist bei aller Enttäuschung zuallererst Realist. Erst im Februar verlieh der Vorsitzende des Verschönerungsvereins für das Siebengebirge (VVS), Hans Peter Lindlar, Heinen auf dem Oelberg die Ehrenmitgliedschaft seines Vereins. Er habe sich sein Leben lang für den Schutz und die Pflege des Siebengebirges eingesetzt. Bereits seit 1957 ist Heinen VVS-Mitglied. Stolze 60 Jahre.

Seit 60 Jahren Mitglied im VVS

„Ich bin seit meiner Kindheit mit dem Siebengebirge verbunden gewesen. Es war stets der Ort, wo ich mich zu Hause und wohlfühlte“, sagt Heinen. Die Begeisterung für dieses Gebiet hätten sein Vater August, der aus Rhöndorf stammte und Leiter des Postamtes in Königswinter war, und sein Volksschullehrer Paul Becker bei ihm geweckt. Von 1934 bis 1937 besuchte er die Schule, die später für den Erweiterungsbau des Amtsgerichtes abgerissen wurde. Danach wechselte er auf die Oberschule für Jungen in Bad Honnef. Das heutige Siebengebirgsgymnasium nahm im selben Jahr erstmals auch Mädchen auf. Später studierte Heinen in Bonn Jura, promovierte und arbeitete bis 1992 als Referatsleiter im Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten.

„Der Lehrer Becker ist mit unserer Klasse zum Stenzelberg und zu den Ofenkaulen gewandert“, erzählt Heinen. Bereits in frühen Jahren habe er sich daher für den Schutz des Naturschutzgebietes eingesetzt. Da sei es logisch gewesen, dass er beim VVS „als einer der ersten Adressen“ gelandet sei. Dem Beirat des Verschönerungsvereins gehörte er mehr als 40 Jahre an.

Die Entscheidung gegen den Nationalpark war ein Fehler

Sehr bedauert hat Heinen, dass der Naturpark vor einigen Jahren nicht auch zum Nationalpark wurde. „Das war ein großer Fehler. Er hätte sowohl dem Schutz der Natur als auch der Erholung der Menschen gedient wie es das Beispiel des Nationalparks Eifel zeigt.“ Heinen gehört zurzeit noch dem Naturschutzbeirat des Rhein-Sieg-Kreises und als Bibliotheksleiter dem Vorstand des Heimatvereins Siebengebirge an. Beides will er auslaufen lassen. Als „wandelndes Siebengebirgslexikon“ hatte der frühere Regierungspräsident Lindlar Heinen auf dem Oelberg bezeichnet. Was dem Jubilar bei aller Bescheidenheit durchaus gefällt. „Das ist recht schmeichelhaft. Wenn man aber 90 Jahre an Ort und Stelle wohnt und sich dafür interessiert, bleibt natürlich manches hängen“, sagt er.

Das Gefühl, dass das Siebengebirge seine Heimat ist, hat Heinen nie mehr so intensiv gespürt wie im Oktober 1945, als er nach neun Monaten aus russischer Kriegsgefangenschaft zurückkehrte. Weil er das Naturschutzgebiet ein Leben lang schützen möchte, hat er im Landschaftsbeirat auch erfolgreich gegen den Mobilfunkmast bei Heisterbacherrott gekämpft. „Die Mehrheit hat zwar damals anders votiert, aber die Kreisverwaltung hat meine Haltung geteilt und das durch zwei Instanzen vor Gericht durchgefochten.“ Der Mast steht bis heute nicht.

Seine zweite Liebe sind die Bücher

Neben dem Siebengebirge gehört Heinens Liebe den Büchern. 14 Jahre lang leitete er die katholische Pfarrbücherei in Heisterbacherrott, seit mehr als 43 Jahren ist er Bibliothekar des Heimatvereins Siebengebirge mit rund 9000 Bänden unter dem Dach des Siebengebirgsmuseums. Diesem Verein gehört er seit 1952 an, seit 1995 ist er Ehrenmitglied. In der Bibliothek archiviert er seit vielen Jahren auch die Lokalseiten des General-Anzeigers. Gerade hat er den Bericht über das geplante Bauprojekt am Sumpfweg gelesen. Er hält es für falsch, das Gebiet zu bebauen. „Man muss immer abwägen. Die Frage ist, ob die neuen Wohnungen rechtfertigen, dieses letzte freie Stück am Rheinufer zuzubauen.“

Die Vorliebe für Bücher stammt aus seiner frühesten Jugend. „Angefangen hat das mit Max und Moritz, das ich von vorne bis hinten auswendig konnte und wahrscheinlich heute noch kann“, sagt er. Seine Liebe für die rheinische Mundart teilte er mit seiner Frau, die 2012 starb. Hildegard Heinen-Bourbon, die aus Köln stammte und Lehrerin in der Altstadt war, führte Regie bei den Aufführungen der Niederdollendorfer Sproch- un Spelljrupp. Der Gatte nahm häufig an den Mundartnachmittagen in Heisterbacherrott teil.

Am heutigen Donnerstag wird im engsten Familienkreis gefeiert. Die große Feier mit Verwandtschaft und Freunden findet dann am Wochenende statt. Dort wird sicher auch ein Thema sein, was Elmar Heinen in seinem Leben bewegt hat. „Ich habe das Gefühl, dass ich außer dem, was man tun muss, durchaus uneigennützig für die Allgemeinheit wirken konnte“, sagt er über sich selbst. So kann sich wohl nur ein Jurist ausdrücken.

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