Ort der Stille und der Kraft Eine Gedenkstätte für Sternenkinder in Oberpleis

Siebengebirge · Auf dem Friedhof in Oberpleis entsteht eine neue Gedenk- und Begräbnisstätte für Sternenkinder. Den Mittelpunkt des Ortes der Stille und der Kraft bildet eine Steinstele, die nun dort aufgestellt wurde.

 Ein besonderer Platz auf dem Friedhof entsteht: Der Gedenkstein wird am Rondell errichtet, um das sich später die Gräber gruppieren. Im Zentrum wächst zukünftig eine Felsenbirne, deren Stamm von Trachytsteinen eingefasst ist.

Ein besonderer Platz auf dem Friedhof entsteht: Der Gedenkstein wird am Rondell errichtet, um das sich später die Gräber gruppieren. Im Zentrum wächst zukünftig eine Felsenbirne, deren Stamm von Trachytsteinen eingefasst ist.

Foto: Frank Homann

Der Stern teilt die Stele in zwei Hälften. Kleine Nischen sind in den unteren Teil eingearbeitet, die Oberfläche des französischen Kalksteins ist grob von Hand aufgeraut. Ganz anders der glatte obere Teil, der wie poliert schimmert und den Blick auf einen Psalmvers lenkt: „Er bestimmt die Zahl der Sterne und ruft sie alle mit Namen.“ Viele Interpretationen seien möglich, sagt der Siegburger Steinmetz Markus Weisheit, der den Gedenkstein entworfen und bearbeitet hat. „Doch für mich symbolisiert er ein Diesseits, in dem Gefühle massiv verletzt wurden, und ein Jenseits, in dem alles im Frieden ist.“ Der Stern verbindet beide Ebenen.

Seit Donnerstag steht die Steinstele auf dem Oberpleiser Friedhof und bildet den Mittelpunkt der neuen Gedenk- und Begräbnisstätte für Sternenkinder. „Fehlgeburt oder Totgeburt sind nüchterne Begriffe für einen Schicksalsschlag, der vor allem bei den Eltern mit so vielen Emotionen verbunden ist“, sagt Wolfgang Petermann, Sprecher des Leitungsteams des Ortsausschusses Sankt Pankratius Oberpleis.

Idee kam vor zwei Jahren auf

„Der Begriff Sternenkinder bezeichnet ursprünglich Kinder, die mit einem Gewicht von weniger als 500 Gramm vor, während oder nach der Geburt sterben.“ Er stelle das Kind in den Mittelpunkt. Und berücksichtige die Trauer um ein kleines Wesen, das sein Leben nicht leben konnte. Um diese Trauer verarbeiten zu können, brauche es Zeit. Und einen Ort außerhalb der eigenen vier Wände, an dem Eltern ungestört ihr verstorbenes Kind besuchen und seiner gedenken können.

Vor rund zwei Jahren kam erstmals die Idee auf, eine solche Gedenkstätte in Oberpleis einzurichten. „Wir hatten damals bei einem Pfarrfest einen Überschuss erzielt und damit einen ersten finanziellen Grundstock“, berichtet Petermann. „Im vergangenen Jahr haben wir dann im Ortsausschuss beschlossen, das Thema konkret anzugehen.“

Finanzierung und Trägerschaft haben die Kolpingsfamilie Oberpleis, die evangelische Kirchengemeinde Oberpleis sowie die fünf Pfarrgemeinden der Pfarreiengemeinschaft Königswinter Am Oelberg übernommen. Die Stadt stellte die Fläche auf dem alten Oberpleiser Friedhof kostenfrei zur Verfügung. Neben der Gedenkstätte bietet sie Platz für 18 Grabstellen und könnte um eine zweite Reihe erweitert werden, wie Birgit Hüls-Düx vom Friedhofsamt der Stadt Königswinter sagt.

Ein Rückzugsort

Schließlich sei das Angebot nicht ausschließlich für die Menschen aus Königswinter. „Wenn sich Eltern aus Bad Honnef an uns wenden, sind wir offen.“ Errichtung und Pflege obliegen aufgrund der örtlichen Nähe dem Kirchenvorstand Sankt Pankratius. Die Idee ist, über Spenden und Kollekten einheitliche Grabplatten zu finanzieren, wie Petermann erklärt. Auf ihnen könnten dann die Eltern die Daten ihres Kindes eingravieren lassen.

„Wir wünschen uns, dass dies ein Rückzugsort wird, wo Menschen trauern, beten und zur Ruhe kommen können“, sagt Petermann. „Und aus dem sie Kraft und Stärke ziehen können.“ Wichtig sei es den Beteiligten daher gewesen, die Gedenk- und Begräbnisstätte nicht separat anzulegen, sondern in den Friedhof einzubinden.

Einweihung am 23. Juni

So haben Garten- und Landschaftsbauer Nicolai Harbort und seine Mitarbeiter einen schmalen Weg vorbei an bereits bestehenden Gräbern zu einem Rondell angelegt. Auf einer Seite liegen im Halbkreis die Grabstellen, gegenüber steht die Steinstele. Zwei Bänke werden in den kommenden Wochen neben dem Gedenkstein aufgestellt. Eine Hecke aus Rotbuchen spendet Sichtschutz, nach vorn geht der Blick ungestört über das Tal. „In das Zentrum des Rondells pflanzen wir wir eine Felsenbirne, die zwei bis drei Meter Höhe erreichen kann“, sagt Harbort. Ihre Baumkrone soll diesen besonderen Ort überspannen wie ein Himmel aus Blättern.

Die Gedenk- und Begräbnisstätte für Sternenkinder auf dem Friedhof in Oberpleis wird am Samstag, 23. Juni, um 18 Uhr eingeweiht.

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